Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden

Das Hörbuchcover von "Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden"
Bild von HörbuchHamburg Verlag

Der Inhalt

Henry liebt es verloren gegangene Dinge zu sammeln und sie den Menschen zurückzugeben. Allerdings tritt er den Menschen nicht persönlich gegenüber, sondern positioniert sich so, dass er ihre Freude mitbekommt, aber er trotzdem unentdeckt bleiben kann.

Eines Tages steht ein Umzugswagen vor dem haus, in dem Henry mit seinem Vater lebt. Das neue Nachbarsmädchen Pippa findet sofort Gefallen an Henrys Hobby. Doch sie beginnt auch Fragen zu stellen und will Dinge von Henry wissen, über die er noch nie so recht nachgedacht hat. Ob Henry Antworten finden wird?

 

Die Idee, die hinter der Handlung steckt, hat mir gut gefallen: ein Junge, der sich an verloren gegangenen Sachen festhält und Leuten eine Freude machen will und ein Mädchen, das beginnt, sein Hobby in Frage zu stellen und ihn auf eine Perspektive aufmerksam zu machen, die ihm bisher entgangen ist.

Allerdings hat mir die Umsetzung nicht gefallen. Maja Konrad arbeitet den Konflikt zwar gut heraus, löst das Ganze für mich aber zu schnell wieder auf, was ich sehr schade finde. Ich hätte es spannend gefunden, Henry dabei zu begleiten, wie er lernt, verloren gegangene Dinge gehen zu lassen. Er hat zwar eine Erkenntnis, wie er zu seinem Hobby kam, aber mir hat die Entwicklung von der Erkenntnis hin zum Loslassen gefehlt.

Das Hörbuch ist für Kinder ab sieben Jahren gedacht. Inhaltlich bringt es eine klare und schöne Struktur mit: Wir lernen Henry in seiner gewohnten Welt kennen, finden heraus, wie er auf Pippa reagiert und entdecken das ein oder andere Abenteuer mit den beiden. Also genau das, was Kinder lieben: Figuren, die im selben Alter sind, wie sie selbst, die Abenteuer erleben, die auch in ihrer Nachbarschaft passieren könnten.

Ich glaube daher, dass das, was ich mir vom Inhalt gewünscht hätte, den Rahmen der Zielgruppe gesprengt hätte. Die Handlung hätte somit etwas länger sein müssen. Außerdem wären die inneren Konflikte im Vordergrund gestanden, etwas das Kinder zwar mitbekommen, was für sie aber noch nicht so viel Priorität hat, weil vor allem das wichtig ist, was um sie herum passiert.

Die Figuren

Die Handlung wird aus der Perspektive von Henry erzählt. Er ist ein ruhiger Junge, der viel wahrnimmt und sich an den kleinen Dingen im Leben freut.

Pippa hingegen ist sehr kommunikativ, hat keine Mühe fremde Menschen anzusprechen und bekommt dadurch leicht Kontakt zu anderen Menschen.

Toll finde ich, dass sich Henry und Pippa gut ergänzen. Während Pippa manchmal zu schnell agiert, bringt Henry Ruhe ein. Wenn Henry gar nicht auf die Idee kommt, Menschen um Hilfe zu fragen, öffnet ihnen Pippa dadurch neue Türen.

Mir haben die beiden Hauptfiguren sehr gut gefallen, weil sie eine Dynamik in die Handlung bringen. Sie sind nachvollziehbar und ich konnte sie mir direkt vorstellen

Was mir aber auch aufgefallen ist: Henry und Pippa haben Gedanken, die ich ihnen in diesem Alter nicht zugetraut hätte. Vielleicht fehlt mir die Erfahrung mit jüngeren Kindern. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass ihnen manchmal Sätze von Erwachsenen in den Mund gelegt wurden, da sie für die Handlung wichtig waren. Dennoch waren das, im Vergleich zur gesamten Handlung, eher Kleinigkeiten. Hier und da mal ein Nebensatz.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch wurde ungekürzt sowohl als Download als auch als CD im HörbuchHamburg Verlag produziert. Was mich sehr gefreut hat war, dass der Titel auch als CD erschienen ist. Da es sich um ein Kinderhörbuch handelt, finde ich es wichtig, dass Kinder etwas haben, was sie in die Hand nehmen können. Einen Downloadlink zu verschenken, stelle ich mir ziemlich abstrakt vor.

Es liest Julian Greis, der die Atmosphäre der Handlung gut transportiert. Er lässt uns an Henrys Einsamkeit und der Trauer teilhaben, bringt aber mit der Interpretation von Pippa eine tolle Leichtigkeit in die Handlung

Der Schreibstil

Was Maja Konrads Schreibstil betrifft, hatte ich leider etwas Mühe.

Was mir sehr gut gefällt ist, Sie hat eine tolle, bildhafte Sprache. Ich konnte mir die Figuren und die Handlungsorte gut vorstellen und hatte auch das Gefühl, Teil der Handlung zu sein und Henrys und Pippas Abenteuer nicht nur erzählt zu bekommen, sondern sie direkt miterleben zu können. Auch die Kapitel sind kurz, was dafür sorgt, dass Kinder sich das Hörbuch gut einteilen können und nicht lange durchhalten müssen, um ein ganzes Kapitel zu hören.

Was mir aber etwas Mühe bereitete war die versteckte Pädagogik: Pippa hat zum Beispiel früh gelernt über ihre Gefühle zu sprechen und diese auch zu beschreiben, weil ihre Mutter Psychologin ist. Der Aussage, dass es gut ist über seine Gefühle zu sprechen, kann ich nur zustimmen. Dadurch, dass es immer wieder Eltern gibt, die das Thema über Gefühle sprechen nicht vorleben können, finde ich es auch schön, dass Kinder in Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden eine Vorlage bekommen, wie das über Gefühle sprechen gelingen kann.

Allerdings hat mich gestört, dass dieser Satz von einer Psychologin kommt. Er hätte auch von jeder Person kommen können, die Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legt. Der Vorteil wäre dadurch gewesen, dass man weg von dem klassischen Rollenbild gegangen wäre, dass nur Leute, die Psychologie studiert haben, über Gefühle sprechen können

Was ich im Schreibstil etwas kritisch sehe ist zum einen der Wunsch, Kindern etwas Wichtiges mit auf den Weg zu geben, aber sie zum anderen trotzdem nicht zu belehren und ihnen somit vorzugeben, was richtig und was falsch ist.

Gesamteindruck

Bei diesem Hörbuch bin ich hin- und her gerissen. Als ich im Rahmen der Frankfurter Buchmesse eine Veranstaltung besuchte auf der das Buch vorgestellt wurde, war ich neugierig auf die Geschichte und bin nach wie vor immer noch überzeugt von der Idee, die dahinter steckt.

Allerdings habe ich mit der Umsetzung große Probleme, glaube aber, dass mir diese Dinge vor allem auffallen, weil ich darauf achte mit welchen Stilmitteln Autor*innen arbeiten.

Die Hauptzielgruppe des Hörbuches sind Kinder ab sieben Jahren und ich denke, dass ein großer Vorteil der Zielgruppe darin besteht, sich von der Handlung treiben zu lassen und mitreißen zu lassen und nicht so viel in Frage zu stellen. Kinder werden hier bestimmt auf ihre Kosten kommen. Denn Abenteuer, die entdeckt werden wollen, gibt es jede Menge.

Infos zum Hörbuch

Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden
Geschrieben von: Maja Konrad
Gelesen von: Julian Greis
Bewertung: 3 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Maja Konrad. (Der Link führt zur Autorinnenseite).

Hier findet ihr mehr Infos über Julian Greis. (Der Link führt zur Sprecherseite).

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