Wie war’s bei der freiBUCH, der ersten Freiburger Buchmesse?

Gelbe Fläche, die mit einem Reißverschluss aufgezogen wird. Heraus schaut eine große Menschengruppe, die wir aus der Vogelperspektive sehen. Auf der gelben Fläche steht: Zurückgeblickt.
Foto: Emma Zecka

Hallo zusammen,

Anfang Mai feierte die erste Freiburger Buchmesse mit dem Namen freiBUCH Premiere. Organisiert wurde sie von den Kreativpionieren, einem Verein in Freiburg, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, auf Kulturschaffende in Freiburg aufmerksam zu machen und ihnen durch Veranstaltungen eine Bühne zu bieten.

Mehr Informationen über die freiBUCH findet ihr auf dieser Seite.

Die Buchmesse wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Ein Stuhl. Im Hintergrund ist das Logo der freiBuch zu sehen.
Foto: Emma Zecka. Die Rechte des Logos liegen bei den Veranstaltenden.

Die Veranstaltungsort

Die Buchmesse fand in den Räumlichkeiten der Kreativpioniere in der Schopfheimer Str. statt. Insgesamt gab es vier Räumlichkeiten und einen Außenbereich, in dem Menschen zusammenkamen.

In einer Halle befanden sich Ausstellende und Selfpublishende aus der Region um ihre Bücher zu präsentieren. So gab es beispielsweise Stände des Instituts für Kreatives Schreibens, Schreibrausch Freiburg, die jeweils Kurse für Kreatives Schreiben bzw. Ausbildungen u.a. in Schreibpädagogik anbieten, der Buchhandlung Rombach, eine der großen unabhängigen Buchhandlungen in der Region, die ein Angebot aus der Buchhandlung mitgebracht haben.

Wegweiser zum Lesesaal und zum Workshop Raum.
Foto: Emma Zecka

In der zweiten Halle gab es ein Veranstaltungsprogramm auf das ich weiter unten eingehen werde. In zwei weiteren Veranstaltungsräumen fanden zudem Lesungen oder Workshops statt, was ich ziemlich genial finde.

Im Außenbereich gab es vor allem Stände an denen Essen verkauft wurde. Das Tolle war, dass die Besuchenden hier zusammenkommen und sich über das Entdeckte austauschen konnten. In der Halle mit den Ausstellenden gab es ebenfalls einen größeren Tisch, an dem es Möglichkeiten für Gespräche gab.

Die Räumlichkeiten, die zur Verfügung standen, wurden aus meiner Sicht optimal genutzt. Ich habe die freiBUCH nur am Samstag besucht, hatte aber den Eindruck, dass viele interessierte Besuchenden gekommen waren, um das Angebot zu entdecken.

Ein Nachteil aus meiner Sicht war jedoch, dass der Veranstaltungsort etwas abgelegen war und nicht beispielsweise in der Freiburger Innenstadt lag. So gab es kaum die Möglichkeit, dass Leute, die zufällig unterwegs waren, auf die Buchmesse aufmerksam wurden.

Die Veranstaltungen

In einer Halle fand ein buntes Programm mit Diskussionsrunden, Interviews oder Lesungen statt. Ich habe mir zwei Veranstaltungen am Messesamstag ausgesucht, die ich unbedingt besuchen wollte.

Die Teilnehmenden der Diskussionsrunde "Die Zukunft des Buches". Es fehlt Maren Vivien Hase.
Foto: Emma Zecka

Das Buch der Zukunft – Die Zukunft des Buchs

Diskussionsrunden in denen Menschen aus der Buchbranche zusammenkommen um sich über Literatur oder die Buchbranche auszutauschen, finde ich immer spannend. In dieser Diskussionsrunde kamen Gesa Krauß, Lektorin in der Freiburger Stadtbibliothek, Martin Bruch, Leiter des Literaturhaus Freiburg, Udo Glanz, Lehrer und Verleger zusammen, um über die Zukunft des Buchs zu sprechen. Eigentlich stand auch Maren Vivien Haase, Autorin aus Freiburg, auf der Liste der Teilnehmenden. Sie ist Buchbloggerin und seit einigen Jahren erfolgreiche New-Adult Autorin. Jedoch sagte sie kurzfristig ab und ließ ihre Statements aber per Sprachnachricht einspielen.

Gesa Krauß ist als Lektorin der Stadtbibliothek dafür zuständig, den Überblick darüber zu behalten, welche Produkte in der Stadtbibliothek gefragt sind. Danach wählt sie die Produkte aus, die sie für die Stadtbibliothek bestellt. Interessant fand ich, dass sie die Stadtbibliothek nicht nur als Ort versteht, an denen Bücher, eBooks oder Hörbücher ausgeliehen werden. Sie denkt das Konzept der Bibliothek weiter und nimmt beispielsweise auch Karaoke Maschinen oder Werkzeuge in den Bestand der Stadtbibliothek mit auf.

Der Lehrer Udo Glanz ist ernüchtert was das Thema Digitalisierung in der Schule betrifft. Aus seiner Sicht haben die Schulbuchverlage eine wichtige Entwicklung verschlafen. Digitalisierung ist für ihn nicht, ein Schulbuch mit einer CD-ROM auszustatten, sondern Inhalte neu zu denken. So bereitet er Inhalte in einer App auf und orientiert sich dabei an den Interessen der Kinder und Jugendlichen. Den großen Vorteil, den er in der App sieht, ist, dass die Interessen der Kinder und Jugendlichen direkt mit einbezogen werden können und so Inhalte, die auf dem Lehrplan stehen mit den Interessen der Zielgruppe verknüpft werden können.

Er glaubt, dass die Künstliche Intelligenz auch immer mehr Raum in der Buchbranche einnehmen wird und beispielsweise Hörbücher bald nicht mehr von Menschen, sondern der Technik gelesen werden. Den Trend in Richtung KI findet er nicht schlimm, solange die Produkte gut umgesetzt werden.

Für Martin Bruch steht vor allem der Austausch über Literatur im Vordergrund. Literatur definiert er sehr breit. Das kann sowohl ein New Adult Roman als auch ein Lyrikband sein. Wichtig ist ihm vor allem, dass Orte und Angebote geschaffen werden, an denen Austausch stattfinden kann. So achtet das Team des Literaturhauses beispielsweise darauf, ein Programm auf die Beine zu stellen, dass möglichst viele Menschen anspricht.

Maren Vivien Haase profitiert gerade sehr von dem New-Adult Trend und nimmt wahr, dass ihre Bücher gern und viel gelesen werden. Sie glaubt nicht, dass das Medium Buch stirbt, aber es immer wieder einen Wandel der Inhalte geben wird. Durch ihre Aktivität auf TikTok hat sie den Eindruck, dass viele junge Menschen das Lesen wieder für sich entdecken und sich auch über Bücher austauschen möchten.

Was ich sehr interessant fand war, dass mit den Diskussionsteilnehmenden Leute aus verschiedenen Bereichen der Buchbranche zusammenkamen. Die Stadtbibliothek und das Literaturhaus müssen die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen im Blick behalten, da sie sonst Gefahr laufen, dass ihre Angebote nicht mehr genutzt werden.

Was ich etwas kritisch sehe ist, die Stadtbibliothek als einen Ort zu denken, an dem alles mögliche ausgeliehen werden kann. Für mich wäre eher die Frage, wie man das Buch hervorheben und so darstellen kann, dass es wieder interessant für Leute wird. Der Vorteil an der Stadtbibliothek ist vor allem, dass Viellesende hier für einen überschaubaren Betrag auf ein großes Sortiment an Büchern zugreifen können. Durch das Angebot der Onleihe, also dem Ausleihen von eBooks und Hörbuch-Downloads bequem von zu Hause aus, werden zwei Zielgruppen angesprochen. Zum einen, diejenigen, die auf das gedruckte Buch nicht verzichten möchten. Zum anderen aber auch diejenigen, die Literatur entdecken, aber keine Bücher mehr mit sich herumtragen wollen.

Die Vorstellung von Udo Glanz, dass die KI aus der Buchbranche bald nicht mehr wegzudenken ist, ist einerseits naheliegend, andererseits für mich auch gruselig. Warum? Weil ich feststelle, dass der Trend immer mehr weg vom Menschen hin zur Technik geht. Für einige Prozesse mag das vielleicht praktisch sein, wie beispielsweise die Steuerung von Social Media Kanälen, das Beantworten und Reagieren auf Beiträge. Für andere Prozesse, wie die Produktion eines Hörbuches hoffe ich natürlich, dass wir immer die Wahl zwischen einem KI-gelesenem Hörbuch und einem Hörbuch haben werden, das von echten Menschen gelesen wird.

Uwe Kalkowski (Der Kaffeehaussitzer) im Interview

Uwe Kalkowski, den die meisten Buchbloggenden wahrscheinlich unter dem Namen Kaffeehaussitzer kennen, ist seit einigen Jahren als Buchblogger aktiv. Er lebte einige Jahre in Freiburg, was erklärt, warum er es sich nicht nehmen ließ, bei der ersten Freiburger Buchmesse vorbeizuschauen. In einem Gespräch erzählte er, wie er zum Bloggen kam, wie er beim Schreiben einer Rezension vorgehe und warum er auch mal ein Buch abbreche.

Was mich sehr gefreut hat ist, dass er weiterhin am Medium Blog festhält. Gerade in den letzten Jahren, nicht zuletzt auch durch die Einführung der DSGVO, verabschiedeten sich viele Bloggenden von ihrem Blog und sind vor allem auf Social Media aktiv, was ich sehr schade finde.

Immer wieder finde ich es spannend, die Perspektive von anderen Buchbloggenden zu hören, die ebenfalls schon eine Weile aktiv sind und somit auch beobachten können, wie sich die Welt und Themen der Buchbloggenden verändern.

Etwas schade fand ich, dass das Gespräch gerade mal eine halbe Stunde ging und vor allem durch die Fragen aus dem Publikum belebt wurde. Ich kann gut nachvollziehen, dass es bei der Vorbereitung auf das Gespräch bestimmt schwierig war, zum einen in das Thema Buchbloggen einzuführen, aber zum anderen auch Fragen zu finden, die auch diejenigen interessieren, die schon länger in der Thematik sind. Dennoch hat mir gerade der letzte Aspekt etwas gefehlt und ich hätte mir gewünscht, dass bei der Vorbereitung auch Leute miteinbezogen worden wären, die Buchblogs verfolgen oder Kanäle auf Social Media verfolgen.

Mein Fazit

Die erste Freiburger Buchmesse ist aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ein umfangreiches Programm erarbeitet wurde, das mit bekannten Gästen aus der Region besetzt wurde. Auch unter den Ausstellenden war eine bunte Mischung aus kreativen Köpfen, Verlagen und Selfpublishenden zu finden. Jedoch hätte ich mir vor allem für die Ausstellenden gewünscht, dass der Veranstaltungsort etwas zentraler gelegen wäre.

Was mich persönlich sehr gefreut hat war, dass auch einige aus dem Bücherstammtisch die freiBUCH unsicher gemacht und auch den ein oder anderen Workshop besucht haben.

Ich hoffe sehr, dass es nicht die letzte Buchmesse Freiburgs war.

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