Im Jahre irgendwo in der Gegenwart

Ein Kranz in dessen Mitte eine 14 ist.

 

 

 

In der Wärme wurde ich geboren. In der Kälte reifte ich heran. Doch es dauerte noch ein bisschen bis ich endlich ein Gesicht bekam. Nun lag ich gemeinsam mit der Verwandtschaft beisammen und wartete auf den nächsten Gang.

„Hallo liebe Brüder und Schwestern“, rief ich euphorisch in die Runde. Ein schlecht gelauntes „Hallo“, kam mir entgegen.
„Was ist denn los? Habt ihr schlecht geschlafen?“, fragte ich munter weiter.
„Du hast geschnarcht. Ihr alle habt geschnarcht. Und das war verdammt laut“, fluchte mein Nachbar. Bevor ich darauf eingehen konnte, passierte etwas Merkwürdiges. Ein Beben ging durch unsere Reihen. Obwohl wir uns keinen Zentimeter bewegten. Erschrocken sahen wir uns an.

„Ein Abenteuer“, rief ich. Wärme schoss mir ins Gesicht. Was für ein angenehmes Leben. An die Zeiten der Kälte konnte ich mich kaum erinnern. Damals wusste ich nicht mal, wie groß ich eigentlich war. Auch meine Gedanken waren noch nicht wirklich ausgereift. Inzwischen führte ich ein glückliches Leben mit einer bunten Verwandtschaft. Allerdings … Naja … Wir sind offenbar ein launisches Volk.
„Immer diese Temperaturschwankungen“, stöhnte eine ältere Dame neben mir. Sie hatte bereits etwas Farbe bekommen.
„Ich mag Wärme“, gab ich zu und freute mich, nicht alleine an diesem Ort liegen zu müssen.
Da ging wieder etwas durch die Menge. Mir wurde schwindelig. Obwohl ich, wie zuvor auch, still dalag. Mit einem Krachen kamen wir zur Ruhe. Das hatte für ein paar ängstliche Aufschreie gesorgt.
„Sollen wir sie noch beschriften?“
„Im Ernst? Wir machen doch keine Glückskekse. Hier probier‘ mal.“
Und plötzlich kam etwas Riesenhaftes auf mich zu. Ich erhob mich. In die Lüfte. Nun konnte ich für einen scheinbar nicht enden wollenden Moment mein ganzes Reich überblicken. Meine Verwandtschaft lag mir tiefgebräunt zu Füßen und beobachtete mich.
„Hey, komm wieder runter“, riefen mir einige zu.
„Kinder, schaut weg“, hörte ich andere Gestalten brüllen.
Und dann wurde alles schwarz.

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2 Gedanken zu „Im Jahre irgendwo in der Gegenwart“

  1. Wow… Nachdem ich es einmal gelesen habe, musste ich es nochmal lesen, um die Gschichte auch mit dem neuen Hintergrund zu sehen! Wirklich gut, gefällt mir 😉

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  2. Aaaah!
    Ich finde es ja so cool, dass meine Co-Autoren meine Blogbeiträge lesen :-).
    Während ich das Kapitel geschrieben habe, saß ich grinsend vor dem PC und dachte mir, dass es schon etwas grausam wird 🙂
    viele Grüße

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