Im Atomkraftwerk

ein Kranz in dessen Mitte eine 20 steht.Das Weihnachtsfest war am heutigen Tag. Doch von der dazugehörigen Stimmung fehlte jede Spur. Es war zu warm, zu schneefrei und die Arbeit zu anstrengend.

Max bewegte sich wie jeden Tag schlurfend auf das große Eingangstor des Kraftwerkes zu. Gleich würde er wieder einen Schutzanzug überziehen und sich freuen, wenn der Dienst vorbei war und das Wochenende näher rückte. Aber zuerst einmal gab es Büroarbeit zu erledigen. Am Bordcomputer angekommen, nahm das Schicksal seinen Lauf. Alle Mitarbeiter mussten erst einmal den eigenen „Mitarbeiter“-Knopf drücken, bevor der PC freigeschaltet wurde. Jeder Mitarbeiter hatte seinen eigenen Knopf und das damit verbundene Passwort.

Natürlich fanden die Angestellten ihren Knopf mittlerweile blind und mussten daher keine Zeit mehr damit verschwenden, ihn mühsam auf der Tastatur zu suchen. Und so fiel Max auch nicht auf, dass sämtliche Knöpfe leuchteten. Gefährlich war das keinesfalls. Es zeigte nur mal wieder, dass die gestrige Früh- und Spätschicht vergessen hatten, sich ordnungsgemäß abzumelden. Und selbst als Max seinen Knopf betätigte und die ganzen Lichter bedrohlich zu blinken begannen, ahnte er noch nichts von dem magischen Moment, der ihm bevorstand. Alles lief wie am Schnürchen, die Kühlaggregate funktionierten und von einer Kernschmelze keine Spur.

Allerdings war das mit den Knöpfen so eine Sache. Tagträumerische Mitarbeiter hätten sofort gewusst, auf was ich, der Erzähler, jetzt hinaus wollte. Je nachdem welche Knöpfe leuchteten, ergab das ein lustiges, farbiges Bild auf der Tastatur. Und durch Max Eingabe war das Bild komplett. Zu sehen: Ein Weihnachtsbaum.
Das Blinken hielt nur ein paar Sekunden an. Dann änderte sich das Bild un ein Rentier erschien auf der Tastaturfläche. Max Knopf markierte die Nase

„Horst! Schau dir das mal an, das glaubst du mir nicht“, rief Renate, die, wie beinahe jeden Nachmittag, vor ihrem Küchenfenster Stellung genommen hatte. Horst kam stöhnend in die Küche. Meist rief sie ihn wegen irgendwelcher Kleinigkeiten. Doch schon als er den Gesichtsausdruck seiner Frau wahrnahm, ahnte er, dass ihr Rufen berechtigt war. Sie zeigte auf die Schornsteine des Atomkraftwerkes. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sie hätten sich doch für ein anderes Haus entscheiden sollen. Damals…

„Schnell!“ Renate zog ihren Mann ans Fenster. Auch da erkannte er, die Rauchschwaden. Erst bei genaueren Hinsehen fiel ihm auf, was seine Frau meinte. „Ein Weihnachtsbaum?“, fragte er irritiert. „Wahrlich!“, bekräftigte Renate.
Eine halbe Stunde später riefen beide ungläubig: „Ein Rentier?“
Doch die merkwürdigen Rauchschwaden in Form weihnachtlicher Symbole waren auch nur am Weihnachtstage und sonst nie wieder zu entdecken.

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