Im Jahre, als noch keine Zeitrechnung stattfand

Ein Adventskranz in dessen Mitte eine goldene 1 steht.
Bild von: Emma Zecka

Finstere Nacht.
Eine Höhle.
Am Eingang ein Lagerfeuer.
Und zwei Männer, die Kleidung aus Fell tragen.
Beide starren in das Feuer. Der Tag war nicht sehr erfolgreich gewesen. Genauso wie die letzten Wochen und Monate. Also gibt es wieder einmal vegetarische Kost. Essen welches die Männer verschmähen.
Einem der beiden entfährt ein grunzender Laut, der wohl so viel heißen soll, wie: „Immer dieses Grünzeug. Ich will Fleisch. Richtiges Fleisch.“ Der Andere nickt zustimmend.

Die Tiere bleiben schon seit einer langen Weile aus. Vielleicht liegt es an den Temperaturen. Oder am Talent unserer Jäger, wie die Frauen vermuten. Zeternde Geräusche dringen aus dem Inneren der Höhle nach draußen.
Einer der beiden Namenlosen brüllt in Richtung der Höhle. Das Zetern verstummt abrupt. Die beiden Männer blicken sich eindringlich an. So kann das nicht weitergehen. Sie stehen auf.

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24. Türchen: Ende gut alles gut

Bild von: Emma Zecka

Der Tag neigte sich dem Ende zu. Viele Kinderträume waren an diesem Weihnachtstag erfüllt worden. Selbst wenn nicht alle passenden Geschenke unter dem Baum gefunden wurden, waren es dieses Jahr nicht nur weiße, sondern auch harmonische Weihnachten geworden.

Ein Jahr später, nachdem das Gemeindehaus beinahe vollständig abgebrannt war, fand trotz, oder gerade deswegen, der alljährliche Weihnachtsgottesdienst in der Kirche auf dem Gelände statt. Allerdings gab es dieses Jahr eine Planänderung. Der Gottesdienst hatte bereits um 23:00 Uhr begonnen, sodass sich die Besucher pünktlich um 00:00 Uhr auf dem Vorplatz einfinden konnten. Dort sollte, nicht wie von jüngeren Gemeindemitgliedern gefordert, ein Feuerwerk steigen, sondern das Weihnachtsfest mit Musik und einem leuchtenden Baum verabschiedet werden. Aber dazu später mehr.

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23. Türchen: Unerwarteter Besuch

Bild von: Emma Zecka

„Papa! Wann stellst du den Baum auf?“,
„Wann kommt Oma?“
„Moritz, jetzt geh endlich aus meinem Zimmer.“

Waren Kinder nicht etwas Schönes? Ganz besonders am Weihnachtstag. Schnell las ich den Kommentar zu Ende und beschloss mir die restlichen Blogbeiträge heute Abend durchzulesen. Wenn die Kinder irgendwo mit ihren Geschenken beschäftigt im Haus herumtollten, oder zufrieden in ihren Bettchen schliefen. Glücklicherweise gehörte meine Mutter zu der Generation, die für Ordnung sorgte. Also musste ich mir keine Gedanken darüber machen, wie der Abend ablaufen würde. Sie verteilte die Aufgaben und wir alle packten an. Ich war ihr gerade im letzten Jahr wirklich sehr dankbar für die Hilfe. Als meine Frau endlich ausgezogen war, hatte die Arbeit schließlich nicht aufgehört.

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22. Türchen: Hin- und hergerissen

Bild von: Emma Zecka

„Warum um alles in der Welt willst du in dieses verdammte Dorf zurückfahren? Ich denk jedenfalls gar nicht dran, ihm frohe Weihnachten zu wünschen.“
„Er ist immer noch dein Vater. Außerdem macht man das halt so. Wir müssen ja auch nicht lange bleiben“, versuchte ich meine Tochter zu überreden. Das letzte Jahr war für keinen von uns wirklich einfach gewesen. Die Scheidung war immer noch nicht durch, aber wir arbeiteten an einer friedlichen Lösung. Zumindest ich… Meine Kinder waren stattdessen auf Kriegsfuß und mieden ihren Vater. Er schien sie aber auch wohl nicht großartig zu vermissen. Immerhin flossen die Unterhaltszahlungen dahin, wo sie sollten. Ach, was redete ich da? Langsam eignete ich mir wohl doch noch die Sprache meiner pubertären Tochter an. „Dann eben nicht!“, rief ich ihr durch die geschlossene Zimmertür entgegen, schlich mich in den kleinen Flur, zog meine Schuhe an und machte mich auf den Weg.

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21. Türchen: Gerdas Weihnachtsgeschenk

Bild von: Emma Zecka

Langsam machte ich mich auf den Heimweg. Heute war wieder mein wöchentlicher Besuch bei Tess angefallen. Wir beide hatten das große Feuer überlebt. Allerdings war ich in deutlich besserer Verfassung als meine ehemalige Freundin. Jedoch schaffte ich es einfach nicht, sie hängen zu lassen. Immerhin war es für uns beide damals nicht einfach gewesen und im Gegensatz zu mir war sie jetzt ganz alleine. Da packte mich doch etwas das Mitleid.

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20. Türchen: Was mir gehört

Bild von: Emma Zecka

Auch im Alter beging man noch Sünden. Hier rede ich nicht von einer harmlosen Tafel Schokolade, oder einem Stück Sahnetorte. Nein, manchmal gehörte auch ich zu den Menschen, die sich nicht damit aufhielten Gutes zu tun. So holte ich mir ein Jahr später zurück, was mir genommen wurde. Und mein schlechtes Gewissen war in diesem Moment nicht vorhanden.

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19. Türchen: Kellys Einsatz

Bild von: Emma Zecka

„Wer stört?“, Kelly hatte eine verdammt knifflige Konstruktion zwischen Fahrrad, Handy und Einkaufstaschen gebastelt, um den Anrufer möglichst schnell entgegenzunehmen. Obwohl die Nummer nicht in ihren Kontakten vorhanden war. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie lange die Konstruktion bestehen bleiben könnte. „Ähm ist hier nicht … Timmys Mutter?“, fragte eine erstaunte Männerstimme am anderen Ende. Timmy? Wer zum Henker war…? Ach natürlich! Wie konnte sie den Knirps, den sie bis Anfang des Jahres betreut hatte, nur vergessen?

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18. Türchen: Der Verrat

„Timmy! Wenn du dein Zimmer nicht aufgeräumt hast, kommt Olli nicht zum spielen vorbei“, hörte ich meine Mutter rufen. Ich schob gerade die letzten Spielsachen unter mein Bett. Natürlich wusste ich, dass sie mich anlog. Olli würde kommen. Und zwar weil Mummy meine Weihnachtsgeschenke einkaufen musste. Und das konnte sie eben nicht machen, wenn ich dabei war.

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17. Türchen: Wahre Freundschaft Part II

Bild von: Emma Zecka

„Schneller! Immerhin hast du letztens den Führerschein gemacht. Da wirst du doch wohl so einen läppischen Zweirädler fahren können“, feuerte mich Steffen an. „Schweig still! Kumpane! Sonst kannst du dir deine Akte gleich selber abholen“, lächelte ich zufrieden. Vor einem Jahr hatte die Welt noch ganz anders ausgesehen.

Natürlich war ich bekennender Optimist. Zumindest an einem Tag der Woche. Nämlich am Freitag. Der Tag läutete das Wochenende und somit die besseren Zeiten ein. Aber bei Steffens Zustand hätte wirklich niemand sagen können, in welche Richtung sich das Ganze entwickelte.

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16. Türchen: Die Überraschung

Bild von: Emma Zecka

Nan gähnte. Ihre Nacht war kurz und von einem unruhigen Schlaf geprägt. Obwohl es in letzter Zeit keinen Lieblingspatienten gab, den es vor dem Schichtdienst zu besuchen galt, hatte sie sich innerhalb des letzten Jahres angewöhnt, eine gute Viertelstunde vor ihrem Schichtbeginn anwesend zu sein. Sie mochte es lieber, einigermaßen gemütlich in den Tag zu starten. Auf dem Dienstplan hatte sie gelesen, dass Rosie die gestrige Nachtschwester war. Meistens traf sie erst bei Dienstbeginn auf die lebendige Frau. Rosie erledigte kurz vor knapp eine Abschlussrunde, um sicherzustellen, dass es allen Patienten den Umständen entsprechend gutging. Doch heute brannte Licht im Stationszimmer.

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