Türchen 19: Ernst

Ein Kranz in dessen Mitte eine 19 steht.22. Dezember:

Abends: Marlene

Müde ließ ich mich in mein Bett fallen. Der »Schrank« stand auf meinem Nachttisch. Es war eine gute Idee, in den Ort zu fahren. So hatte ich Ernst wiedertreffen können. Annika hatte den Weihnachtsbaum immer noch nicht abgeholt. Hoffentlich war ihr nichts passiert.

Ich griff nach dem »Schrank« und öffnete mein E-Mail Postfach. Sollte ich ihr noch einmal schreiben? Nicht, dass sie es sich anders überlegte und den Ort nicht mehr rechtzeitig erreichte.

Und Gerda … Ja, meine beste Freundin hatte wohl auch genug von meinen Rätseln. Sonst hätte sie wohl ein Gläschen Glühwein ohne mich und stattdessen auf mich trinken können. Und Marianne wäre sicher mitgekommen. Vermutlich hätte ich den beiden auch verraten sollen, dass sie im Team spielen konnten. Stattdessen vertraute ich auf ihre Fähigkeiten.
Während ich den »Schrank« auf meinem Schoß abstellte, begann er in meinen Händen zu vibrieren.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Das konnte nur eines bedeuten. Der Magnet der Brille war angesprungen. Olli war ganz in der Nähe. Also konnten Lilly, Christian und mit viel Glück auch Marianne und Gerda nicht weit weg sein.

Eine immer noch nicht konkret definierte Stunde am Abend

Eigentlich war er schon mit einem Bein im Bett gelegen. Und dann setzte diese Melodie ein und die Haustür begann in voller Inbrunst den Refrain von »Knocking on Heaven’s Door« zu trällern.

Stöhnend stand er auf, suchte nach seinen Hausschuhen und rief in Richtung der Haustür: »Warteschleife!«
Die Melodie verstummte und Ernst wusste, dass ihm gerade mal zwei Minuten blieben, um zur Haustür zu kommen.
Die erste Minute verbrachte er damit, nach seinem Bademantel zu greifen und diesen über seinen Schlafanzug zu werfen.
In der zweiten Minute schlurfte er in Richtung Haustür und fragte sich, ob er den späten Besucher anbrüllen oder sein Verkäufergesicht aufsetzen sollte.

Vielleicht war das auch die Polizei. Schließlich war es kurz vor Weihnachten. Und er verkaufte immer noch Weihnachtsbäume. Es war eben eine rechtliche Grauzone mit diesen echten Bäumen.
Als er die Tür öffnete, wäre ihm Gerda beinahe in die Arme gefallen.
»Huch!«, rief diese und blickte irritiert drein. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Wahrscheinlich weil sich ihr Blick in seinem gespiegelt hatte. Was machte sie denn hier?

»Tut mir Leid für die späte Störung, Ernst. Können wir reinkommen?«, fragte sie kleinlaut.
»Wir?«, fragte er erstaunt.
»Na, du bist ja schon drin. Aber hier draußen ist es verdammt kalt!«, rief eine bekannte Stimme.
»Marianne?«, fragte er und konnte seine Verblüffung über die allzu bekannten Damen immer noch nicht verbergen.
»Die gleich vor deiner Haustür zu einer Statue einfriert, wenn du ihr nicht sofort ein warmes Plätzchen anbietest«, erklärte die Angesprochene und schob sich neben Gerda.

Ernst trat verdattert zur Seite. Marlene hat Recht! Ihr Plan scheint tatsächlich zu funktionieren, dachte er anerkennend.

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7 Gedanken zu „Türchen 19: Ernst“

  1. Guten morgen, Emma,
    ha, jetzt hab ich mich ein wenig verwirren lassen. 19. Dezmeber – 22. Dezember 🙂
    Ich hab mir das bildlich vorgestellt, wie er zur Tür schlurft.
    Und oh gott, die Melodie als Türklingel. Ich gestehe, dass finde ich gruselig 🙂
    Gut, ich mag den Song eh nicht.
    Ganz liebe Grüße
    anja

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  2. Lieber Jazzer,

    oh, Mann, ist das peinlich. Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet das Video gesperrt wird. Aber genau diese Version hatte ich eigentlich verlinkt und habe sie ganz fix gegen die "nicht funktionierende" Version eingetauscht. Wir müssen übrigens noch beraten, welches unser Klingelton Lied im Jahre 2099 wäre. Ich schreib es gleich mal auf meine To Do Liste…

    viele Grüße

    Emma

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  3. Liebe Anja,

    ja, gegen Ende habe ich einen kleinen Zeitsprung eingelegt. Bomber war auch schon leicht verwirrt.
    Ich glaube, diese Klingeltöne wären für kurze Zeit ziemlich beliebt, würden einem dann aber doch recht schnell auf die Nerven gehen.

    viele Grüße

    Emma

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  4. So kennen wir Marlene ja gar nicht! Ein Hauch von Selbstzweifel? Kaum ist dieser zum Ausdruck gebracht, naht auch schon die Rettung: Der Überwachungsmagnet! Von Datenschutz hat Marlene nicht den Hauch von Ahnung, oder aber (was ich vermute) er ist ihr sowas von egal. Hauptsache Ihr Plan klappt! Is' ja für den guten Zweck? Heiligt der Zweck die Mittel? Wir werden sehen!, bzw. lesen!

    Die Grafikerin

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  5. Liebe Grafikerin,

    die Datenschutzgesetze im Jahre 2099 sind sehr kompliziert. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, mich genauer damit zu beschäftigen bzw. habe hier in dem Adventskalender nur die Teile eingeführt, die ich für wichtig halte :).

    Ich bin gespannt, wie Dir das heutige Türchen gefällt.

    viele Grüße

    Emma

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