Keine Angst vor dem weißen Blatt – Freiburger Bücherstammtisch im Juni 2018

Oben steht "Bücherliebe kennt kein Alter" und unten steht "Freiburger Bücherstammtisch". Im Hintergrund ist ein Bücherregal mit  Büchern in Rot- und Blautönen. Im Vordergrund ein türkisfarbener Tisch, auf dem ein aufgeschlagenes Buch liegt. Links davon steht eine grüne, dampfenden Tasse, rechts sieht man die schwarze Silhouette einer Katze..Hallo Buchlinge,
Lesen und das Schreiben eigener Geschichten liegt für viele Bücherfreunde sehr nah beieinander. (Ok, zumindest tut es das für mich). Da wir auch ein paar Autorinnen beim Bücherstammtisch in Freiburg haben, schlug ich im Januar vor, eines unser Bücherstammtisch Treffen für eine kleine Schreibwerkstatt zu nutzen.  
Und so wollten wir uns im Juni den weißen Blättern stellen. Unsere Gruppe schrumpfte im Juni etwas zusammen, was vermutlich daran lag, dass sich die wenigsten etwas unter dem Begriff kreatives Schreiben vorstellen konnten. Um euch etwas die Angst vor dem weißen Blatt oder den bösen Wörtern kreatives Schreiben zu nehmen, berichte ich nun, wie wir unser Juni Treffen gestaltet haben. 

Kreatives Schreiben – Was ist das? 
Kreatives Schreiben, soll, wie der Name schon sagt, die Kreativität anregen und dafür sorgen, dass der Kopf mal eine kleine Pause einlegt. Es geht nicht darum, den perfekten Text zu verfassen, sondern eher sich durch Schreibübungen oder Schreibspiele inspirieren zu lassen und ein paar lustige Stunden miteinander zu verbringen. 
Und mit viel Glück gibt es vielleicht auch die ein oder andere Inspiration für einen Roman. Wer weiß…  
Gleich zu Beginn forderte ich die Gruppe heraus: Da es nämlich in diesem Sinne auch keine schlechten Texte gibt, führte ich ein, dass jeder seine geschriebenen Zeilen vorlesen sollte. Obwohl wir uns untereinander mittlerweile alle recht gut kennen, sorgte die Ansage bei einigen Stammtisch Mitgliedern für Stirnrunzeln und Augenrollen. Was sollte nur daraus werden? 
Der perfekte Einstieg: Das Akrostichon 
Meine Lieblingsübung zum Einstieg in eine Schreibwerkstatt ist das Akrostichon. Erst einmal beschreibe ich die Grundlage der Übung, bevor ich zu unserer Version komme. 
Akrostichon – Was ist das? 
Du nimmst dir ein Blatt und schreibst ein Wort senkrecht auf das Papier. Dann hast du in jeder Zeile einen Anfangsbuchstaben. Du suchst dir nun Wörter, die mit diesen Buchstaben beginnen. Sobald du alle Wörter beisammen hast, bringst du sie in einem kleinen Text zusammen. 
Varianten: Diese Übung wird sehr gerne mit dem eigenen Namen oder den Namen der anderen Gruppenteilnehmern gemacht. 
Meine Version: Vorsicht: In der Theorie klang meine Version viel cooler, als es sich in der Praxis umsetzen ließ. Dennoch möchte ich diese Übung hier vorstellen: Ich bat die Teilnehmer sich einen Buchtitel zu überlegen. Hier könnten sie es sich aussuchen, ob sie den Artikel eines Buchtitels dazu nehmen oder weglassen wollten. 
Dann sollten die Teilnehmer die neu gewonnenen Wörter in einem Text unterbringen. Angedacht war eigentlich, die Buchtitel zu erraten, was aber beinahe unmöglich war, wie ihr an meinem Beispiel erkennen werdet. 
Mein Beispiel: 
Irland im November. Der Elefant brach aus dem Circus aus. Sein Hintern war unglaublich groß, er hätte Tote beherbergen können. Der Elefant wünschte sich, er wäre in einem Garten in der Natur in der Nähe des Waldes, bei seinem Freund dem Dachs. Wenn es Nacht wurde, nutzte er seine Chance und rief nach ihm. Der Dachs aß dann meist einen Apfel und wartete auf den Igel. Gemeinsam lasen sie sich den Duden vor. Doch wenn der Tiger kam und drohte, ihnen eine Hand abzuhacken, wenn sie noch weiterlasen, hörten sie auf. Dabei wollten sie ihre Chancen nicht verpassen, sich in der Sprache der Menschen weiterzubilden.
Frage: Na, welcher Buchtitel versteckt sich hinter diesem Text? Die Auflösung gibt es im August, wenn ich euch von unserem Juli Treffen berichte. 
Geschichte aus der Tüte – Das pure Chaos mit viel Witz! 
Bild von A. Mack 

Wer mir auf Instagram folgt, durfte bereits dieses Bild bewundern. Ihr seht eine Stofftasche, die mit vielen kleinen Dingen gefüllt war. 
Geschichte aus der Tüte – Was ist das?
Ihr braucht eine Tasche in die ihr viele kleine Dinge steckt, wie beispielsweise Besteck, einen Schnürsenkel, einen Schlüsselanhänger usw. Dinge, die man in die Hand nehmen kann. Alternativ könnt ihr auch die Teilnehmer vor Ort bitten, in die eigene Handtasche oder den mitgebrachten Rucksack zu greifen und den ersten Gegenstand herauszuholen, der ihnen in die Hände fällt. 
Danach lasst ihr die Tasche in der Gruppe herumgeben. Jeder darf sich nun einen Gegenstand aus der Tasche nehmen, allerdings ohne einen Blick hineinzuwerfen. 
Lasst den Teilnehmern kurz 1-2 Minuten Zeit, sich ihren Gegenstand anzuschauen. Was ist es für ein Gegenstand? Was könnte er sein? 
Jeder Teilnehmer hat dann 1-4 Sätze Zeit, seinen Gegenstand in eine Geschichte einzubauen. 
Die Geschichte beginnt mit Es war einmal und endet mit Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute
Variante 1: Ihr macht die Übung laut. Jeder Teilnehmer hat einen Satz Zeit, seinen Gegenstand in die Geschichte einzubauen. 
Variante 2: Jeder Teilnehmer bekommt ein Blatt und baut seinen Gegenstand mithilfe von 1-4 Sätzen in die Geschichte ein. Dann gibt er sein Blatt an den linken oder rechten Sitznachbarn weiter. (Letztendlich ist es egal, wichtig ist nur, dass jeder weiß, an wen er sein Blatt weitergeben muss, damit es nachher kein Durcheinander gibt).
Jeder Teilnehmer hat dann eine neue Geschichte vor sich, in die er wieder seinen Gegenstand einbauen darf. Wenn man zum Schluss wieder seinen eigenen Text vor sich hat, kann man die Geschichte noch mit 1-4 Sätzen zum Abschluss bringen. 
Die zweite Variante ist deutlich komplizierter, aber dafür auch lustiger. Um euch neugierig auf uns zu machen, präsentiere ich euch an dieser Stelle keinen einzigen Text von unserem Treffen, sondern schreibe selbst einen kleinen Text, in den ich die gezogenen Gegenstände einbaue. 
Bild von A. Mack 

Mein Text:
 
Es war einmal ein einsamer Frosch, der in einem fernen Königreich lebte. Hier waren Frösche zwar geachtete Lebewesen, dennoch war Vorsicht geboten. Hatten doch alle Frösche die Legende von der Prinzessin im Ohr, die einen Artgenossen gegen eine Wand geworfen hatte Menschen brachten also kein Glück, sodass der Frosch nur Freunde hatte, die ungefähr so groß waren, wie er. Also beispielsweise eine Maus. 
Eines Tages kam sein Freund der Mäuserich angerannt und rief: “Hilfe, Hilfe!” 
“Was ist denn los? Wer verfolgt dich?”, fragte der Frosch. 
“Die Katze, die Katze! Sie hat ihre Tatze nach mir ausgestreckt!” 
Die Katze war dem Mäuserich dicht auf den Fersen und brüllte: “Er hat meinen Freund die Ente belagert. Er lag neben den Eiern und wartete bis die Küken schlüpfen!” 
Der Frosch hätte seine Stirn gerunzelt, sofern das denn möglich gewesen wäre. Er fragte sich, ob Enten überhaupt Eier legen konnten und ob die Katze Hühner und Enten überhaupt auseinanderhalten konnte. 
Von weit her hörte man ein Quaken, das immer lauter wurde: “Haltet den Dieb! Er hat meine Eier gestohlen!” 
Die Katze blickte sich gehetzt um, das Quaken wurde immer lauter. 
“Haltet den Dieb!” 
Und wie es nun mal bei Geschichten mit sprechenden Tieren so üblich ist, enden se in einem Chaos und niemand weiß so recht, was man davon halten soll. 
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. 
Wie kam das kreative Schreiben an? 
Mein Fazit 
Da ich bereits eine Schreibwerkstatt organisiert hatte, durfte ich die erste Schreibsession in unserer Runde durchführen. Einerseits war es toll, die Übungen diesmal vor bekannten Leuten anzuleiten. Andererseits befürchtete ich, dass es auch etwas schwierig werden würde, eine gute Schreibatmosphäre herzustellen, da wir eben eine lebendige Gruppe sind und es bei bekannten Leuten wenig Sinn ergibt, den Gruppenleiter raushängen zu lassen. Da wäre ein Setting mit unbekannten Leuten womöglich einfacher gewesen. 
Ich habe bei dem Treffen gemerkt, dass mir das Schreibübungen anleiten irgendwie fehlt. Meine Motivation, nach meinem Studium die Ausbildung zur Schreibpädagogin zu machen, flammte also wieder auf. 
Rückmeldungen von den Teilnehmern zu den Übungen 
Die Übungen kamen bei der Gruppe nur bedingt gut an. Während das Akrostichon an sich eine tolle Übung ist und mir die Idee mit dem Buchtitel erraten in der Theorie auch sehr gut gefiel, stellte sich in der Praxis sehr schnell heraus, dass das nicht funktionierte, weil es viel zu schwierig war, zum einen die eingebauten Wörter zu erkennen und diese noch zu einem Buchtitel zusammenzubasteln.
Der zweite Grund, warum die Übung scheiterte, erkläre ich weiter unten. 
Außerdem kam es bei einigen Mitgliedern nicht gut an, dass die erste Übung eine Einzelübung war. Hier bekam ich die Rückmeldung, dass man die Übung ja auch theoretisch zu Hause machen könne und man sich dafür nicht mit einer Gruppe treffen müsse. Wenn man sich also mit einer Gruppe zum schreiben treffe, wolle man auch gemeinsam mit der Gruppe schreiben und nicht alleine vor sich hin schreiben müssen.
Ich hatte für den Anfang bewusst eine Einzelübung gewählt, da nicht alle in der Gruppe Erfahrungen mit dem kreativen Schreiben hatten und ich so erst einmal Unsicherheiten abbauen und nicht gleich Druck aufbauen wollte. 
Die zweite Übung hingegen kam bei allen sehr gut an. Es wurde während des Schreibens und während des Vorlesens sehr viel gelacht. 
Schreiben beim Bücherstammtisch? 
Während für mich das Schreiben eigener Geschichten und das Lesen von Büchern sehr nah beieinander liegt, stellte sich im Juni heraus, dass es den meisten Bücherstammtisch Mitgliedern anders ergeht. Sie wollten beim Bücherstammtisch eben über Bücher reden und nicht Zeit damit verbringen, Texte zu schreiben. Zumal waren wir uns alle einig, dass das Kreative Schreiben wahrscheinlich viele Interessenten abschreckte. Außerdem meinte ein Bücherstammtisch Mitglied, dass durch das Kreative Schreiben die Zeit fehle, über Bücher zu reden. So entstehe eine Pause von zwei Monaten. 
Wir einigten uns also darauf – falls es ein Comeback des  kreativen Schreibens geben sollte – hierfür einen zweiten, unregelmäßigen Termin zusätzlich zum Bücherstammtisch Treffen einzuführen. 
Du möchtest eine Schreibgruppe anleiten, … 
und fragst dich, was du beachten solltest? 
1. Probiere die Übungen aus, die du mit der Gruppe durchführen möchtest. 
Das Internet biete jede Menge Schreibübungen oder Schreibspiele. Diese eignen sich nicht nur für Schreibsessions, sondern auch für Spieleabende. 
Allerdings ist es ratsam, die Übungen vorher selbst einmal auszuprobieren und einen kleinen Text zu schreiben. Hier merkt man nämlich, wo es hakt, bzw. worauf man achten sollte, wenn man die Übung für die Gruppe erklärt. 
2. Lass dir Zeit, wenn du die Übung erklärst 
Wir alle kennen es: Wir müssen vor einer Gruppe sprechen, sind aufgeregt und versuchen daher, die Erklärungen schnell hinter uns zu bringen. Aber wozu die Eile? Lass dir ruhig Zeit, wenn du die Übungen erklärst. 
Manche Übungen, wie beispielsweise die Geschichte aus der Tüte lassen sich am besten in mehreren Schritten erklären, damit alle Teilnehmer den Überblick behalten. 
3. Bring lieber einen kleinen Vorrat an Übungen mit 
Ich sage immer: Lieber mehr Übungen mitbringen, als nachher zu wenige dabeizuhaben. Gerade bei den ersten Malen, wenn ihr eine Gruppe anleitet, dauert es etwas, bis ihr ein Gefühl dafür bekommt, wie viel Zeit die Teilnehmer für die Übungen benötigen. Ich kalkuliere meist 15-20 Minuten ein. 
Unsere Bücherstammtisch Treffen gehen meist 1 1/2 bis 2 Stunden. Und ihr seht: Die Zeit hat uns gut für zwei Übungen inklusive Vorlesen und Plaudereien zwischen drin gereicht. 
Ausblick: Freiburger Bücherstammtisch im Juli
Wie ihr bereits wisst, hatten wir eine Bücherstammtisch Lektüre. Und zwar haben wir uns im Januar für den ersten Band von Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams entschieden. Am Montag den 16. Juli werden wir über dieses Buch sprechen. 
Wie hat es uns gefallen? Was halten wir von der Grundidee? Wie gefällt uns der Schreibstil des Autors? Welche lustigen Zitate haben wir entdeckt?
Und das Wichtigste: Wie viele Sterne würden wir dem Buch geben? 
Bücherstammtisch in Freiburg? Ich will mitmachen! 
Du kommst aus Freiburg oder der näheren Umgebung und möchtest Dich mit anderen Bücherwürmern einmal im Monat über Bücher austauschen? 
Dann bist Du hier genau richtig: Wir treffen uns einmal im Monat an einem Montag ab 17:20 Uhr vor dem Haupteingang der Buchhandlung Rombach in der Bertoldstraße in Freiburg.
Von dort aus gehen wir gemeinsam zu unserem Raum. Monatlich legen wir bestimmte Themen fest, über die wir dann bei unseren Treffen sprechen.
Auf dieser Seite findet ihr Infos zu unseren nächsten Treffen und den Themen. 
Momentan besteht unsere Gruppe aus Studierenden, ist aber für alle Altersgruppen offen. Wir reden hauptsächlich über Bücher aus der Belletristik (Unterhaltungsliteratur wie beispielsweise Fantasy, Jugendbuch, Thriller) sind aber auch offen für andere Bücher.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, hast Du zwei Optionen: 
Mailverteiler
Du lässt Dich in den Mailverteiler eintragen. Hier lade ich regelmäßig zu den Stammtisch Treffen ein oder verschicke Umfragen, damit wir die Themen unserer Treffen festlegen können.
Den Mailverteiler führe ich über GMX: Deine E-Mailadresse wird also in meinem GMX Account im Adressbuch gespeichert, aber nur nach Deinem Einverständnis an die anderen Bücherstammtisch Mitglieder weitergegeben. 
Wir sind auch bei Facebook vertreten. Auch hier werden Einladungen und Umfragen geteilt. Ab und an bricht hier auch eine spannende Diskussion aus. Momentan sucht Isona Interessierte, die gemeinsam mit ihr Herr der Ringe lesen möchten.
Sehen wir uns im Juli?

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