Gefragt – Runa Phaino

Über Runa Phaino

Runa lebt in Berlin und beschäftigt sich mit Märchen, Mythen und Sagen. Besonders haben es ihr die Gottheiten und wirre Philosophen angetan. Ihren Debütroman Amor und Psyche hat sie als Selfpublisherin veröffentlicht.

Runa im Web

Ein Mikrofon, das seitlich in Richtung der Person zeigt, die das Bild betrachtet. Darunter steht Gefragt.
Foto: Emma Zecka

Das Interview

Liebe Runa, Du bist Autorin und Bloggerin. Stell Dich unseren Lesern doch mal vor. In welchen Genres bist Du unterwegs? Und wie kam es zu Deinem Pseudonym?

Erst mal vielen Dank, dass ich hier die Möglichkeit bekomme, mich vorzustellen und diese tollen Fragen beantworten darf.

Zum Genre: Lange Zeit wusste ich nicht, wohin die Reise geht und habe viel experimentiert.

Mittlerweile weiß ich, wo ich geistig beheimatet bin und was ich schreibe will: Mythen, eingekleidet in märchenhafte, philosophische und belletristische Rahmen. Altes, zumeist antikes Wissen, das ich in der Vergangenheit finde und in die Gegenwart übersetze.

Runa Phaino ist ein Pseudonym, das ich dafür online benutze. „Phaino“ leitet sich um ein paar Ecken ab von meinem absoluten (altgriechischen) Lieblingsautoren der Antike: Aristophanes. „Runa“ hingegen ist altnordischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „verborgenes Wissen“ oder „geheime Weisheit“.

Der Name war einfach da, als ich irgendwann mal draußen auf dem Balkon saß vor vier Jahren ungefähr. Ich beschäftige mich liebend gerne mit sehr alten Dingen, über die kaum jemand Bescheid weiß, daher war ich ganz angetan von dem Namen und seiner Bedeutung.

Du hast Deine erste Geschichte „Das Herzmärchen der Spinnerin“ bei neobooks veröffentlicht. Was hat es mit diesem Märchen auf sich?

Oh ja, das Herzmärchen … Das war mein allererstes und ist mein allerliebstes Geschichtlein, ein Mini-Mythos, wenn man so will. Eine Rezensentin nannte es, „die irdische Version des Kleinen Prinzen“ und tatsächlich ist es das. Ich schrieb es, um herauszufinden, ob ich Belletristik schreiben kann, und ich schrieb es als Hommage an Antoine de Saint-Exupéry, aber aus weiblicher Sicht. Leider musste ich feststellen, dass es noch nicht ganz fertig war, und deswegen gibt es das zurzeit auch nicht online. Es fehlten Bilder, manche Übergänge sind zu „hart“ … kurzum, ich muss da noch mal ran und „ihm“ den letzten Schliff verleihen, allerdings habe ich zurzeit so viele Ideen, das ich gar nicht weiß, wann ich das machen soll!

Dein aktueller Roman ist im Dezember 2017 bei Amazon erschienen. Um was geht es in „Amor und Psyche“?

„Amor und Psyche“ ist eine sehr, sehr alte Geschichte … Soll ich die einfache oder die komplizierte Antwort geben? 🙂

Einfach gesagt geht es um den römischen „Gott der Liebe“, also Amor, der sich auf tollpatschige und trottelige Weise zum ersten Mal in seinem Leben selbst verliebt – und zwar in Psyche, eine menschliche Prinzessin. Literarisch bleibe ich also bei der einfachen Antwort, also der alten Geschichte, der ich eine moderne Sprache gebe, die ich in die Gegenwart „übersetze“.

Zur komplizierten Antwort: Da einige Leserinnen sich interessanterweise genauere Erklärungen gewünscht haben, werde ich die beizeiten in einem Anhang im Buch hinzufügen, in dem ich die Dinge einordne und erkläre. Außerdem wird sich mein neuer Blog, der wahrscheinlich Mitte/Ende 2018 online gehen wird, mit diesen Dingen beschäftigen.

Deine nächsten Fragen zielen da übrigens genau drauf ab. 🙂

Die Vorlage für Deine Erzählung war ein alter lateinischer Text. Wieso hast Du Dich ausgerechnet für diesen Text entschieden? Was macht das Original für Dich aus?

Jetzt muss ich ein bisschen weiter ausholen, es wird also ein bisschen spannend.

„Amor und Psyche“ ist ein Teil eines Romans aus dem 2. Jahrhundert nach Christus von Apuleius von Madaura namens „Der Goldenen Esel“. Ich habe mich nicht nur auf diesen Text bezogen, sondern noch andere Erzählungen mit eingewoben, insbesondere von Ovid, ein Autor, der um das Jahr 0 schrieb.

Die Texte, auch wenn das vielleicht etwas mystisch kling, kamen nach und nach zu mir und zeigten mir, wo sie hinwollten. Ich musste sehr viel dafür lernen, ich habe lange studiert, viel gelesen und mehrere Abschlüsse.

Das Original, bzw. die Originale mag ich deswegen, weil sie aus einer Zeit stammen, als alles anders war – aber irgendwie auch nicht. Was man darin lesen kann, wirkt sehr aktuell, obwohl es schon so alt ist. Die Originale enthalten eine zeitlose Botschaft, die die Jahrhunderte überdauerte und immer wieder hervorgekramt wurde. Motive der Geschichte wurden z. B. auch von Shakespeare oder Goethe aufgegriffen. Selbst Fifty-Shades of Gray könnte man darauf zurückführen. Eigentlich alle Liebesgeschichten.

Auch, wenn die Geschichte von „Amor und Psyche“ überall direkt oder indirekt auftaucht: Das Original gab es bisher noch nicht in einer modernen Übersetzung, aber ich denke, wenn man sich die Welt heute so anguckt, ist es ganz gut, sich darauf zu besinnen, was schon lange Bestand hat.

In der Leseprobe auf amzon.de kann man herauslesen, dass es in Deinem Roman anscheinend auch erotische Stellen gibt. Kannst Du das soweit bestätigen, oder wird es nie mehr geben, als dort als Vergleich beschrieben ist?

Es gibt Erotik in der Geschichte, aber zumeist wird sie eher angedeutet. Auf meinem Blog habe ich allerdings über Erotik geschrieben, beispielsweise über eine Penisgottheit mit dem Namen Mutunus Tutunus. – Ja, die Römer haben so etwas verehrt. 🙂 – Allerdings frage ich mich, wo eigentlich deren Pendant, nämlich die Vagina-Gottheit abgeblieben ist.

Mein aktuelles Manuskript, das sich noch entwickelt, wird sich übrigens um die Frage „Mann-Frau“, wer dominiert wen, drehen.

Alles in allem: Erotik ist schön und gut, wenn sie zur Geschichte passt.

Ich stelle es mir schwierig vor, einen Roman zu entwickeln, wenn man das Original vor sich liegen hat. Wie hast Du den Schreibprozess gestaltet?

Interessant, dass Du das als schwierig erachtest. Für mich war es hilfreich, das „Gerüst“ einer Geschichte schon zu kennen. Trotzdem habe ich natürlich mit Tabellen gearbeitet, in denen ich Szenen, Inhalt, Cliffhanger usw. festhielt. Diese Tabellen habe ich viele Male überarbeitet, umgeschrieben/angepasst … Pause gemacht. Weiter geschrieben. Pause gemacht. Psychologische Dinge über die „Entwicklung der Psyche“ gelesen.

Pause gemacht. 😉

Dann habe ich mit der Überarbeitung angefangen. Ich habe die Geschichte mit den Augen durchkämmt. Passt das so? Wo fehlt noch was? Wie ist mein Gefühl?

Alles in allem: Ein Jahr für die Geschichte, ein Jahr für die Überarbeitung, ein Jahr, um von der Geschichte in die Überarbeitung zu wechseln.

Am schwierigsten war es, einen Schlusspunkt zu finden. Ich könnte da heute noch dran rumdoktern. – Was ja zum Glück für Selfpublisher auch möglich ist.

Du hast sowohl bei neobooks als auch bei Amazon veröffentlicht. Magst Du uns etwas über Deine Erfahrungen berichten? Welches Portal kannst Du angehenden Selfpublishern empfehlen?

Ich habe meine Plattform noch nicht gefunden, daher kann ich nur eine Empfehlung aussprechen: Ausprobieren, eigene Erfahrungen machen, in die Selfpublisher-Gruppe bei Facebook eintreten und fragen, fragen, fragen – und ausprobieren/ändern/umorientieren.

Bis es passt.

Matthias Matting, der Selfpublishing-Papst, ist in der Gruppe bei Facebook sehr aktiv und hilfsbereit und natürlich viele Selfpublisher. Mich kann man auch immer fragen via Facebook oder über meinen Blog.

In Deiner Mail an mich schreibst Du, dass Du Selfpublisherin bist und das auch gerne bleiben möchtest. Was macht Selfpublishing für Dich aus?

Im Begriff „Selfpublishing“ steckt der Begriff „self“, also selbst. Das Selbst wiederum stammt (auch) aus der europäischen Antike. Es gibt einen schönen, alten Aphorismus, der im Prinzip alles Wesentliche erfasst: „Erkenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter kennen.“ – ein super Thema für meinen neuen Blog!

Kommen wir nun zum Thema über das Autoren allgemein wahrscheinlich eher ungern sprechen: Geld! Kannst Du vom Schreiben leben?

Geld ist ein Glaubenskonstrukt, über das ich unbedingt mal sprechen bzw. schreiben möchte!!! Natürlich auch eine antike Erfindung ^^.

Du führst auch einen eigenen Blog nämlich den „Lehmofen“. Wie bist Du auf den Namen gekommen?

Der Lehmofen war ein Anfang, ein kleines Projekt im WordPress-Universum, der sich weit entfernt hielt von allem Auffindbaren. Und das war gut so, denn ich durfte im Lehmofen viel lernen und möchte bald, wie schon erwähnt, einen Blog über die Antike und die Vergangenheit starten, der für einen größeren Leserkreis gedacht ist.

Wie erlebst Du das Schreiben von Texten für Deinen Blog im Vergleich zu Deinem Roman?

Oh, das ist ein Quell ewiger Freude und gegenseitiger Befruchtung! 😉 Im Ernst, ich finde es toll, weil ich einfach gerne schreibe und es mir prinzipiell egal ist, auf welche Art und Weise, solange ich meine Leidenschaft – Antike und Altertum – über das Schreiben transportieren kann.

Ich will den Spagat sogar noch ein Stück weiter treiben. Ich plane nämlich eine Dissertation – also back to the University, richtig rein ins wissenschaftliche Schreiben -, auf meinem neuen Blog werden leicht verständliche und spannende Artikel erscheinen, die wirklich jeder verstehen kann, der sie verstehen will und sich dafür interessiert. — Und dann ist da mein neues Romanprojekt, das sehr in den Bereich „Chicklit“ grenzt. Ich möchte meine Leserinnen damit gerne einladen und abholen für die Reise in die Vergangenheit.

Du lebst in Berlin. Einer Großstadt in der einige Autoren beheimatet sind. Triffst Du Dich regelmäßig mit anderen Autoren?

Ja und nein. Es gibt hier viele Möglichkeiten, wo man andere Schreibende, Blogger, Selfpublisher, Verlagsautoren und Kreative jeder Art kennenlernen kann. Es gibt viele regelmäßige Schreibtreffs. Es gibt darüber hinaus auch viele Seminare, Literaturtreffs usw.

Ich habe gerade zu Beginn (also vor 7 Jahren ungefähr) einiges davon mitgenommen, denn Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann. Dabei habe ich viele nette Autoren kennengelernt, die ich auch heute hin und wieder treffe. Schreiben ist aber, zumindest was mich anbelangt, ein Geschehen, das vorrangig im stillen Kämmerlein stattfindet. Viele Autoren bestätigen das – aber es gibt auch welche, die auf gemeinsame Schreibtreffs schwören.

Nun steht bald die Leipziger Buchmesse vor der Tür. Bist Du auch vor Ort? Wo können wir Dich treffen?

Noch kann man mich – sofern die Zeit es ermöglicht und nett gefragt wird – jederzeit auf einen Kaffee in Berlin treffen. Bei der Leipziger Buchmesse bin ich aber nicht vor Ort, denn so wichtig bin ich noch nicht. 😉

Und zum Schluss möchte ich mich bei Dir bedanken, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.

Oh, der Dank liegt ganz bei mir. Wirklich tolle Fragen, bei denen mir durch das Schreiben/Antworten selbst auch wieder einiges klar(er) geworden ist. Jetzt habe ich fast das Gefühl, dass ich nie wieder ein Interview führen brauche, sondern immer auf dieses verweisen kann. So gute Fragen stellt nicht jeder. Also: Danke. 🙂

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