Perfect Day

Das Hörbuchcover von "Perfect Day"
Bild von HörbuchHamburg Verlag 

Der Inhalt

Anns Leben wird von einem Moment auf den anderen über den Haufen geworfen. Ihr Vater wird verhaftet und verdächtigt, der Schleifenmörder zu sein. Ann glaubt fest an seine Unschuld und will diese auch beweisen.

Die Frage, die für mich im Mittelpunkt steht, ist, welche Realität die Richtige ist. Ist Anns Vater wirklich unschuldig? Oder macht sie sich etwas vor?

Der Großteil der Handlung wird aus der Perspektive von Ann erzählt. Sie trifft immer wieder auf Figuren, die ihre Theorie und ihr Verhalten in Frage stellen. So wurde mir schnell bewusst, dass Ann vieles durch einen Tunnelblick sieht und so argumentiert, damit es in ihre Realität passt. Informationen, die ihre Gegenüber für wichtig halten, scheint sie gar nicht wahrnehmen oder wahrhaben zu wollen. Das sorgte dafür, dass ich Ann als Erzählerin in Frage stellte.

Da Anns Vater unter anderem Philosoph ist, stellt Romy Hausmann immer wieder einen Bezug zur Philosophie her, der auch sehr gut zur Handlung passte. Ich muss gestehen, dass ich nicht alle Bezüge erfassen konnte und die Zusammenhänge deswegen nicht immer ganz verstanden habe. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass mir dadurch wichtige Details verloren gegangen sind.

Was mich vor allem beeindruckt hat war der Einstieg in die Handlung. Ann erzählt von ihrer Welt vor der Verhaftung ihres Vaters. Die Handlung steigt aber so ein, dass ihr Vater bereits seit einer Weile im Gefängnis sitzt. Das heißt, wir erleben Ann in einer Welt, die wie ein Scherbenhaufen vor ihr liegt. Die Trostlosigkeit im Vergleich zur der behüteten Welt in der sie aufgewachsen ist, wurden innerhalb weniger Minuten sehr gut herausgearbeitet und zwar so, dass ich die Unterschiede spüren konnte.

Als Ann beschließt, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, schwingt eine Verbissenheit mit, anstatt Hoffnung und Zuversicht.

Die ein oder andere Wendung in der Handlung konnte ich erahnen, was aber eher daran lag, dass ich schon viele Thriller gehört habe und ich ein Gespür dafür habe, in welche Richtung die ein oder andere Andeutung führen könnte. Hinzu kommt auch, dass Romy Hausmann die Stilmittel eines Thrillers sehr gut für sich genutzt hat.

Das Ende hat mich dann doch überrascht und ich fühlte mich davon nicht betrogen oder an der Nase herumgeführt.

Obwohl es in Perfect Day hier und da Nebenhandlungsstränge gibt, verliert Romy Hausmann die eigentliche Handlung, nämlich das Vater-Tochter-Verhältnis und Anns Suche nach der Wahrheit, nicht aus den Augen und findet hier auch ein Ende. Wir erfahren, was es mit der Handlung auf sich hat, wobei das Motiv für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Aber genau das ist auch bei Verbrechen der Fall. Deswegen hat das Ende für mich nichts mit einer schlecht abgerundeten Handlung zu tun, sondern eher mit der Frage, wie wir mit Geschichten umgehen, deren Hintergründe nur schwer zu ertragen sind.

Die Figuren

Ann als Hauptfigur lässt mich unschlüssig zurück, Romy Hausmann arbeitet ihre Facetten sehr gut heraus. Das Gefühlschaos in dem sie sich befindet, die Ruhelosigkeit, die sie umgibt und auch die kleinen Entwicklungsschritte, die sie macht.

Hier und da hätte ich mir mehr Hoffnung für sie gewünscht, was aber auch anhand der Handlung eher unrealistisch gewesen und eher wie ein konstruiertes Ende gewirkt hätte. Daher bin ich froh, dass Romy Hausmann hier realistisch geblieben ist und sich vor allem auf die kleinen Schritte konzentriert hat.

Ann bekommt Gefährten an die Seite gestellt. Zum einen Eva, ihre ehemals beste Freundin aus Schulzeiten, die ihr helfen möchte und die die erste Figur ist, die Ann in Frage stellt und dafür sorgt, dass Ann für mich als unzuverlässige Erzählerin etabliert wird,

Dann lernen wir Jacob kennen, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt, von denen wir lange nichts ahnen. Schön fand ich, die Entwicklung zwischen ihm und Ann und nein, damit meine ich keine Liebesgeschichte.

Wir bekommen auch Auszüge aus den Gesprächen zwischen dem Täter und einer Person mit, von der lange unklar ist, ob es sich um ein Verhör oder um ein Interview handelt. Das fand ich eine tolle Perspektive, weil hier zwei Handlungsstränge zusammengeführt werden und wir so zweifach raten: Zum einen lernen wir die Person kennen, welche die Mädchen ermordet hat, finden heraus, ob sie wirklich die Wahrheit sagt und rätseln zum anderen wer die Person befragt und was sie mit der Handlung zu tun hat.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch ist sowohl gekürzt als auch ungekürzt von HörbuchHamburg produziert worden. Die ungekürzte Ausgabe gibt es ausschließlich als Download, während die gekürzte Ausgabe sowohl als Download als auch als CD verfügbar ist.

Bei mir ist die CD und somit die gekürzte Ausgabe eingezogen. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass mir Inhalt gefehlt hat. Es gab einen Nebenhandlungsstrang, dessen Bedeutung ich nicht verstanden habe, jedoch bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich mit den Kürzungen zusammenhängt.

Sandrine Mittelstädt nimmt uns mit auf Anns Suche nach der Wahrheit. Mittelstädts Interpretation hat mir sehr gut gefallen. Sie hat zum einen Anns Verbissenheit und ihre Sturheit durch ihre Betonung toll in Worte fassen können, aber zum anderen auch das Undurchsichtige des Täters herausgearbeitet und zeigt damit, wie wandlungsfähig ihre Stimme ist. Sie lässt alle Figuren unterschiedlich klingen, was dafür sorgt, dass ich sie gut unterscheiden konnte.

Der Schreibstil

Romy Hausmann überzeugte mich hier wieder mit ihrem Schreibstil. Zum einen faszinierte mich, wie sie die Handlung erzählt, uns mit in Anns Realität nimmt, aber nicht beschreibt, sondern uns begreifen lässt.

Zum anderen gibt es immer wieder Auszüge in denen Ann als Kind ihre Gefühle beschreiben soll. Hier schafft Romy Hausmann tolle sprachliche Bilder, die nachvollziehbar sind und die ich mir sehr gut vorstellen konnte;

Dann beeindruckte mich das Stilmittel der unzuverlässigen Erzählerin, das Romy Hausmann aus meiner Sicht richtig gut umgesetzt hat, weil Ann immer im Dialog mit anderen Figuren ist, die ihre Realität teils behutsam, teils direkt in Frage stellen und somit dafür sorgen, dass wir zum einen an Ann als Erzählerin zweifeln und uns zum anderen aber auch fragen, wer von den anderen Figuren vielleicht ein falsches Spiel spielt

Gesamteindruck

Perfect Day ist ein toller, spannender Thriller, der als Hörbuch einen Mehrwert gegenüber dem Buch mitbringt, weil Sandrine Mittelstädt durch ihre Interpretation die Handlung untermalt.

Romy Hausmann setzt in Perfect Day zum einen klassische Stilmittel des Thrillers ein, ergänzt diese aber auch durch neue, ungewöhnliche Elemente, welche für den Überraschungseffekt sorgen. Die Handlung von Perfect Day hallt bei mir auf jeden Fall noch etwas nach

Lieblingszitate

»Um mit jemand anderem glücklich zu sein, muss man erst gelernt haben, mit sich selbst klarzukommen.«
(»Perfect Day« von Romy Hausmann, Track 39).

Infos zum Hörbuch

Perfect Day
Geschrieben von: Romy Hausmann
Gelesen von: Sandrine Mittelstädt
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Romy Hausmann.

Hier findet ihr mehr Infos über Sandrine Mittelstädt.

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