
Hallo zusammen,
von Mittwoch den 15. Oktober bis Sonntag den 19. Oktober fand die Frankfurter Buchmesse statt. Wie ihr auf Social Media bestimmt entdeckt habt, war ich in diesem Jahr wieder vor Ort.
Schon am ersten Tag erwartete mich das erste Highlight, dicht gefolgt von spannenden Gesprächen, interessanten Terminen und jeder Menge Eindrücke. In diesem Messebericht nehme ich euch mit nach Frankfurt, erzähle euch was ich erlebt und welche Hörbücher ich entdeckt habe.
Chaos vor der Messe, positive Überraschungen und eine erste Enttäuschung
Wenn ihr hier schon länger mitlest, wisst ihr eigentlich, dass ich pünktlich vor der Frankfurter Buchmesse meinen Terminplan mit euch teile. Bereits Wochen vor der Buchmesse durchforste ich den Veranstaltungskalender, schreibe mir spannende Termine heraus, nur um sie Tage später durch andere, wichtigere Termine zu ersetzen. Dank meiner Buchveröffentlichung begann ich beinahe kurz vor knapp mit meinen Messevorbereitungen und machte so eine überraschend positive Erfahrung: Je später ich in den Veranstaltungskalender geschaut habe, desto mehr Termine standen bereits drin. So sparte ich mir das mehrfache Stöbern. Ich überlege es im nächsten Jahr ebenfalls so zu machen.
Während mein Terminplan ein paar Highlights für mich bereithalten würde, auf die ich mich sehr freute, schaute auch eine kleine Enttäuschung vorbei: Im vergangenen Jahr feierte die Halle 1.2. Premiere. Hier sollten nicht nur Fans der Genres New Adult, Fantasy und Romance auf ihre Kosten kommen, sondern auch der Themenbereich Frankfurt Authors wiederbelebt werden. Ausgestattet war die Halle mit einer Bühne, auf der sich nicht nur Veranstaltungen zum Thema New Adult wiederfanden, sondern auch die ein oder anderen Diskussionsrunden zum Thema Selfpublishing nicht fehlen durften.
Eines meiner Messehighlights der vergangenen Jahre waren genau diese Termine: in denen sich Autor*innen über die branchenrelevanten Themen austauschten, ihr Wissen teilten und Trends kritisch hinterfragten. Ich schöpfte also wieder Hoffnung, fest damit rechnend, dass die Frankfurter Buchmesse an die Vor-Corona-Zeiten anknüpfen würde, was die Bühnen auf dem Messegelände betraf.
Meine Vorfreude wurde größer als der Selfpublisher Verband e.V. ankündigte, dass man in diesem Jahr auch ein Fachprogramm für die Frankfurter Buchmesse geplant hatte. Leider hatte die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr offenbar kein Interesse daran an das Fachprogramm aus dem vergangenen Jahr anzuknüpfen. Ich hoffe sehr, dass es eine Ausnahme war und der Selfpublisher Verband sowie andere Autor*innenverbände nicht nur in Leipzig von einem Fachprogramm profitieren können.
Mein Veranstaltungskalender
Wie es nun mal so ist, war mein Terminplan gut gefüllt. An dieser Stelle erzähle ich euch nur von einer Auswahl an Veranstaltungen. Dieser Messebericht wird lang, würde ich aber alle Veranstaltungen erwähnen, müsste ich wahrscheinlich einen Zweiteiler schreiben.

Booxite: Die Software für unabhängige Verlage!
Im Veranstaltungskalender wurde dieser Termin mit dem Untertitel Was Verlage vom Selfpublishing lernen können beworben. Da war mein Interesse natürlich sofort geweckt, dicht gefolgt von der Frage ob Verlage überhaupt vom Selfpublishing lernen wollten. Leider blieb der Referent mir die Antwort auf die Frage schuldig.
Ich muss gestehen, dass ich die Präsentation nicht ganz verstanden habe, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass ich die Präsentation aufgrund meines Sehrests von 2% nicht mitverfolgen konnte.
Soweit ich es verstanden habe handelt es sich bei Booxite um eine Software, die browserbasiert genutzt werden kann. Sie soll Autor*innen und Dienstleistenden ermöglichen zeitgleich am Manuskript zu arbeiten und somit den Veröffentlichungsprozess zu beschleunigen.
Laut dem Referenten, dessen Namen mir leider entfallen ist, sollen vor allem unabhängige Verlage sowie Selfpublisher von der Software profitieren, um mit großen Verlagen mithalten zu können. Das Team von Booxite kommt ursprünglich aus der Setzerei, also der Berufsgruppe der Menschen, die sich um das Schriftbild eines Buches kümmern.
Etwas widersprüchlich empfand ich die Angaben hinsichtlich der Zielgruppe sowie der Nutzbarkeit der Software. Zum einen wurde damit argumentiert, dass die Hauptzielgruppe Verlage und Selfpublisher seien. Zum anderen handelt es sich bei den derzeitigen Kunden vor allem um große Verlage, was aus meiner Sicht auch nachvollziehbar ist, weil die Verlage über viel Budget verfügen. Hinsichtlich der Nutzbarkeit wurde bei der Präsentation von einem Baukasten-Prinzip gesprochen, bei dem man aber notfalls auch auf Expert*innen zurückgreifen könne. Ich habe mich jedoch gefragt, ob das Baukasten-Prinzip nicht langfristig die reale Person ersetzen wird.
Mal von einigen Widersprüchen hinsichtlich der Zielgruppe und Nutzbarkeit der Plattform abgesehen, habe ich den Eindruck, dass hinter Booxite ein engagiertes und motiviertes Team steckt, das offen für den Austausch ist. Und genau darauf kommt es aus meiner Sicht an: Leute, die gemeinsam etwas erreichen wollen und nicht glauben, schon alles zu wissen.
Die Zukunft des Hörbuchmarktes
Bei einer Veranstaltung von Media Control, also dem Unternehmen, das die SPIEGEL Bestsellerlisten zusammenstellt, erfuhr ich, wie es um die Zukunft des Hörbuchmarktes steht und wie die Bestsellerlisten ermittelt werden. Gerade im Hörbuch-Segment ist es sehr schwierig Zahlen zu ermitteln, da Streaming-Portale ausschließlich den Verlagen gegenüber offen über Zahlen sprechen. Daher fungieren die Verlage in diesem Fall als Zwischenhändler, weil sie die Daten an Media Control weitergeben.
Die Hörbuch-CD-Verkäufe sind weiterhin rückläufig, während das Streaming und die Hörbuch-Downloads stark zunehmen.
Was mich etwas schockiert hat war, wie Media Control die BookTok Charts ermittelt. Hier beziehen sie sich, soweit ich es verstanden habe, auf die Klickzahlen verschiedener TikTok-Videos. Ich habe wirklich nicht viel Ahnung von Statistik, verstehe nicht viel von Zahlen, finde die Angabe sich auf Klickzahlen zu beziehen, jedoch etwas schwierig. Zum einen, weil man nicht genau sagen kann, ab welcher Länge ein Aufruf gezählt wird und zum anderen sagen hohe Klickzahlen ja nichts darüber aus, wie gut ein Buch ist oder ob dieses Buch von der videodrehenden Person gekauft oder gelesen wurde.

10 Jahre Selfpublisher Verband e.V.
Der Selfpublisher Verband e.V. feiert dieses Jahr das zehnjährige Bestehen. Am Stand von Thalia wurde darüber gesprochen, wie sich das Selfpublishing in den letzten Jahren verändert hat und was man sich für die Zukunft wünscht.
Vera Nentwich, ehemalige Vorsitzende des Selfpublisher Verbands, meinte, dass es schon ein Erfolg sei, dass man am Stand von Thalia über das Thema Selfpublishing und den Buchhandel spreche. Gerade zu Beginn des Selfpublishings war diese Diskussion in weiter Ferne. Ebenfalls als Erfolg bezeichnet sie die Geschichte des Selfpublisher Verbandes e.V. der stetig wachse und durch sein professionelles Auftreten auch eine andere Perspektive auf das Thema Selfpublishing ermöglichte.
Was sie sich für die Zukunft wünsche ist, dass Selfpublishing-Titel mehr Sichtbarkeit im stationären Buchhandel bekommen und zwar nicht in der eigens eingerichteten Selfpublishing-Ecke, sondern zwischen den Verlagstiteln. Denn, so auch meine Erfahrung, die Lesenden unterscheiden nicht, ob sie einen Verlagstitel oder einen Selfpublishing-Titel kaufen. Sie interessieren sich für gute Bücher.

Nach der Kritik
Eine sehr spannende Diskussion von Literaturkritisierenden zum Thema Literaturkritik: Für mich hatte die Diskussion zwei Schwerpunkte: Zum einen die Frage, welche Bücher man in der Literaturkritik besprechen solle. Laut einer der Diskussionsteilnehmerinnen besagt eine Statistik nämlich, dass die Tageszeitungen nicht von 14-29 jährigen Menschen gelesen werden. Daher stellt sich die Frage: Gehört Genreliteratur wie beispielsweise New Adult oder Fantasy überhaupt in die Literaturkritik?
»Literatur interessiert mich nur, wenn sie Literatur als Kunst ist.«
(Jan Wiele. Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung).
Wiele, so zumindest mein Eindruck, sieht keine Notwendigkeit sich mit New Adult oder Genreliteratur zu befassen, weil sie aus seiner Sicht nichts mit Kunst zu tun hat, sondern es sich lediglich um ein Phänomen handle, für das man sich interessieren könne, oder eben nicht. Kunst, soweit ich ihn verstanden habe, ist für ihn, Literatur, die komplexer sei. Mit Komplexität ist zum einen die Sprache und zum anderen die Auseinandersetzung mit einer Thematik gemeint. Alle in der Runde waren sich einig, dass Bücher mit Brüchen in der Handlung, wie beispielsweise der unzuverlässigen Erzählperson mehr Aufmerksamkeit benötigen. Wichtig fanden die Diskutierenden auch, dass man sich in Büchern mit bestimmten Themen beschäftige und diese Themen nicht meide, nur, weil sie eben nicht leicht zu ertragen sind. Hier gab es eine Randbemerkung bezüglich der Triggerwarnungen mit dem Kommentar, dass Literatur nicht mehr wehtun dürfe. Das sehen die Diskutierenden anders.
Zum anderen wurde darüber gesprochen, ob oder inwiefern sich die Literaturkritik verändern muss. Braucht es neue Kriterien? Andere Formate, damit auch eine neue Zielgruppe erreicht werden kann. Wiele erklärt, dass es bei der digitalen Literaturkritik, wie sie auf Social Media Kanälen oder Blogs stattfindet, an Standards fehlt. Seiner Ansicht nach kann eine Literaturkritik nur stattfinden, wenn man sich differenziert mit einem Text befasst. Das ist, laut Wiele, auf Plattformen wie TikTok oder X nicht möglich, da man hier nur eine begrenzte Zeit-, oder Zeichenanzahl zur Verfügung hat.
Womit ich etwas Schwierigkeiten hatte war die These, dass New Adult keine Kunst sei und man somit auch nicht darüber berichten müsse. Ich bin auch kein Fan von New Adult. Die Inhalte ähneln sich und sind mir teilweise zu oberflächlich. Dennoch freut es mich, dass durch New Adult Menschen zum Lesen kommen. Nur, weil mir die Art der Literatur nicht liegt, steht es mir nicht zu, zu behaupten, es sei keine Literatur.
Diese Diskussion ist ein tolles Beispiel dafür, welche Veranstaltungen ich mir im Fachprogramm der Frankfurter Buchmesse wünsche. Ich bekam hier einen Eindruck davon, was Literaturkritisierende beschäftigt und was sie sich wünschen. Was ich etwas schade fand war, dass eine Menge Fachbegriffe verwendet wurden, die man nur versteht, wenn man Literaturwissenschaften studiert hat oder beruflich in dem Bereich unterwegs ist. Einiges ergab sich für mich aus dem Zusammenhang. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, Fachsprache zu verwenden, genau dafür gibt es sie ja. Jedoch hätte ich mir gewünscht, dass manche Begriffe erklärt werden. Die Veranstaltung fand zwar im Rahmen der Fachbesuchendentage statt, war aber mit dem Standort für alle Fachbesuchenden zugänglich.

SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft
In dieser Veranstaltungsreihe lädt Jagoda Marinić spannende Frauen ein, die von ihren neuen Büchern erzählen. Soweit ich es verstehe, können das sowohl Sachbücher als auch Romane sein. Der Schwerpunkt liegt meist auf einem feministischen Thema.
Eva Thöne beschreibt in Weibliche Macht neu denken die Problematik, die Frauen im Berufsleben begegne. Sie erzählte aus ihrem Alltag in Redaktionssitzungen, dass ihre Beiträge nicht gehört, oder erst gehört werden, wenn männliche Kollegen sie wiederholten. Leider weiß ich nicht mehr, welchen Ansatz sie mit ihrem Buch vermitteln wollte, fand die Idee aber interessant. Es wirkte auf mich nämlich nicht so, als ob sie Frauen dazu animiert mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern eher taktisch vorzugehen.
Thema in den beiden SHEROES Diskussionsrunden, die ich gesehen habe war auch die Frage, wie man die Positionen von Frauen stärken könne. Am Sonntag meinte Tara-Louise Wittwer, dass sie sich nicht dafür verantwortlich fühle Männer mit ins Boot zu holen, oder Männern feministische Themen bis ins kleinste Detail zu erklären. Wenn sie sich für Feminismus einsetzen wollen, sind sie herzlich eingeladen. Wenn nicht, vernetzen sich Frauen eben untereinander.

Das Literarische Quartett U21
Eigentlich bin ich ein großer Fan von Literatursendungen. Ich mag es, Leuten dabei zuzuhören, wie sie über Bücher sprechen. Zu welchen Büchern greifen sie und warum? Welche Kriterien setzen sie bei ihrer Besprechung an? Welche Bücher sind ihnen wichtig?
Leider kommt das Literarische Quartett viel zu spät am Abend, sodass ich es fast immer verpasse. Hinzu kommt auch, dass mich die meisten Bücher, die dort diskutiert werden, nicht ansprechen. Deswegen war ich ziemlich gespannt welche Bücher Menschen unter 21 Jahren zur Diskussion mitbrachten. Es hat mich sehr gefreut, dass sich Thea Dorn für jüngere Diskussionspartner öffnen konnte.
Etwas überrascht war ich nicht nur von der Buchauswahl, sondern auch von der Sprache der jungen Männer. Normalerweise erlebe ich Leute in den 20ern sprachlich mit viel Anglizismen und wenigen Fremdwörtern. Hier hingegen hatte ich den Eindruck, junge Literaturkritikern zu begegnen. Einerseits beeindruckte es mich, andererseits hätte ich mir mehr Authentizität gewünscht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sie im Gespräch mit Freund*innen dieselbe Sprache verwenden. Als einer der Teilnehmenden in einer Diskussion zu Thea Dorn meinte Ich wechsle jetzt auf Ihre dunkle Seite, ging ein Lachen durch das Publikum und ich hatte den Eindruck, dass er echt war und nicht in die Rolle des Literaturkritikers schlüpfte. Zwei Bücher habe ich mir herausgeschrieben, weiß aber noch nicht, wann ich zu den Hörbüchern greifen werde.

Stern Crime Talk
mit Romy Hausmann und Maximilian Pollux
Romy Hausmann, die wir nicht nur als Thriller-Autorin kennen, ist neuerdings auch unter die True Crime Podcasterinnen gegangen. Mit Marc Benecke hat sie sich einen Experten mit an Bord geholt. In Hausmann und Benecke sprechen die beiden über reale Verbrechen.
Maximilian Pollux, der sich selbst als Narzist bezeichnet, hatte sein neues Buch im Gepäck. Ihm ist es wichtig darüber aufzuklären, wie Narzisten ticken und woran man Narzisten erkennt. Er hat ebenfalls einen Podcast, in dem er auch über seine Zeit im Gefängnis spricht.
Was mich sehr gefreut hat war, wie reflektiert die beiden mit dem Genre True Crime umgehen. Ich bin nicht in der Szene, weiß, dass es viele Podcasts gibt, bin aber naiv davon ausgegangen, dass sich alle auf gute Berichterstattung verstehen. Jedoch werden wohl viele Vermutungen aufgestellt und auch Grenzen überschritten. Pollux meint, dass der unterhaltende Aspekt eines True Crime Podcasts darin liegen sollte, wie man die Geschichte erzählt. Ab wann fängt man an über den Kriminalfall zu sprechen? Erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Person verschwunden ist? Oder setzt man früher an? Lässt man die Folge mit einem Cliffhanger enden? Oder schließt man einen Fall mit einer Folge ab? Er appelliert sehr dafür, bei den Fakten zu bleiben und nur die Informationen zu teilen, die bekannt sind. Wenn Informationen fehlen, hilft es nichts, Vermutungen aufzustellen.
Romy Hausmann möchte, dass True Crime Podcasts einen Mehrwert haben. Nur wenn man über die Fälle spricht, gibt es die Möglichkeit, dass sie vielleicht doch noch gelöst werden.
Spannend fand ich Romy Hausmanns Antwort auf die Frage, was die Lesenden ihres neuen Buches Himmelerdenblau mitnehmen sollen. Sie wünscht sich, dass die Lesenden Frieden finden. Da ich während der Buchmesse mitten im Hörbuch war, konnte ich den Roman genau unter diesem Aspekt hören und kann sagen, dass ich ihn in Teilen gefunden habe. Mehr Infos gibt’s dann in meiner Rezension oder im Monatsrückblick.
Workshop und Der Nachbar
Zum Schluss habe ich noch zwei Veranstaltungen besucht, bei denen ich aber keine Fotos gemacht habe.
Verlagsvorschau und Workshop mit Louis Friedemann Thiele
Der Argon Verlag lud auch in diesem Jahr wieder zum Bloggenden-Treffen ein. In der ersten halben Stunde wurden uns eine Auswahl an spannenden Titeln vorgestellt, die in den nächsten Monaten erscheinen werden. Das ein oder andere Hörbuch findet ihr nächstes Jahr sicher in meinen Neues aus der Hörbuchwelt Reihe wieder. Was mich sehr gefreut hat war, dass es einige Hörbücher gibt, die sich inhaltlich mit dem Thema Freundschaft beschäftigen.
Im zweiten Teil des Bloggendentreffens hat das Team den Hörbuchsprecher Louis Friedemann Thiele eingeladen, der uns einen Workshop gab. Da wir nur eine kleine Runde waren habe ich mich leider nicht getraut, die Veranstaltung aufzunehmen. Louis verriet uns mit welchen fünf Werkzeugen er arbeitet und machte hierzu passende Beispiele. Wichtig sind unter anderem:
- Die Geschwindigkeit: Wenn es bestimmte Wörter im Text gibt, denen er mehr Bedeutung geben möchte, weil sie für die Handlung wichtig sind, liest er sie langsamer als den Rest des Satzes.
- Melodie: Euch fällt es im Alltag vielleicht auf: es gibt Menschen, die ohne Punkt und Koma sprechen. Das liegt daran, dass sie das Ende des Satzes nicht betonen. Gerade beim Lesen eines Hörbuches kann man viel anhand der Betonung herausarbeiten: Wenn eine Frage gestellt wird, geht man mit der Stimme nach oben. Wenn ein Satz beendet ist, geht man mit der Stimme nach unten.
- Pausen: Um bestimmten Textstellen mehr Bedeutung zu geben, legt er, bevor er mit dem nächsten Absatz beginnt, eine kleine Pause ein. Diese ist nur 2-3 Sekunden lang, sorgt aber dafür, dass man das Gehörte kurz verdauen kann.
- Emotionen: Was wäre eine Lesung ohne Emotionen? Louis Friedemann Thiele verriet uns wie er bestimmte Emotionen hervorrufen kann. Wenn eine Figur fröhlich ist, sogar lacht, zieht er die Mundwinkel nach oben, was sich sofort anders anhört, als beim normalen Sprechen.
Ihr lest es: Leider konnte ich mir nicht alle Punkte merken. Der Argon Verlag wird uns im Nachgang noch das Skript zum Workshop schicken, worauf ich mich sehr freue. Louis Friedemann Thiele gibt selbst keine Workshops, kann aber die Coachings von Vanida Karun sehr empfehlen, die auch als Hörbuch-, und Synchronsprecherin sowie als Schauspielerin arbeitet.
Außerdem stellte er klar, dass jede Stimmfarbe ihre Berechtigung hat und man sich von niemandem einreden lassen solle, man müsse an der Stimmfarbe arbeiten. Er bezog sich hier auf seine Zeit am Theater: hier bekam er das Feedback, dass seine Stimmfarbe nicht zu seiner Statur passe. Er ist recht groß, hat aber eine helle Stimmfarbe. Inzwischen profitiert er als Sprecher aber von dem New-Adult-Trend, weil hier jung klingende Stimmen gesucht werden.
Sebastian Fitzek und Simon Jäger präsentieren den Nachbar
Meine Vorfreude auf diese Veranstaltung war ziemlich groß. Sebastian Fitzek würde sein neues Buch nämlich nicht allein vorstellen, sondern brachte den Hörbuchsprecher Simon Jäger mit, der bisher alle Hörbücher gelesen hat und auch als Synchronsprecher arbeitet. Die Veranstaltung wurde von Audible präsentiert und fand im Pressezentrum in einem großen Saal statt. Ich fand es beeindruckend, einmal einen Saal zu betreten, in dem sonst vor allem Pressekonferenzen stattfinden. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es so viele Medienvertretende gibt, mit denen dieser Saal gefüllt werden kann.
Die Veranstaltung an sich erlebte ich als sehr kurzweilig und für meine Verhältnisse etwas zu oberflächlich. Es gab Interview-Passagen, die sich für meine Verhältnisse sehr auf Sebastian Fitzek konzentrierten, ein Ratespiel, in dem die beiden hauptsächlich Hörspielsequenzen dem passenden Fitzek-Roman zuordnen mussten. Als zum Schluss noch ein Jahres-Abo für Audible verlost wurde, gewann ich etwas den Eindruck, mich auf einer Audible Werbeveranstaltung zu befinden. Mein Highlight an der Veranstaltung war aber Simon Jäger live den Prolog von Der Nachbar lesen zu hören. Meine Neugier auf Sebastian Fitzeks neuen Thriller wurde auf jeden Fall geweckt.
Bücher, die ich entdeckt habe:
Buchmessen dienen vor allem dazu, Bücher und die Autor*innen dahinter vorzustellen. Deswegen verrate ich euch in diesem Abschnitt, welche Bücher ich auf der Frankfurter Buchmesse für mich entdeckt habe:

Giulia Enders spricht über Organisch
Giulia Enders hat mit Organisch ihr zweites Buch veröffentlicht. Hier widmet sie sich den anderen Organen und hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil sie sich diesmal nicht mit dem Darm auseinandersetzt. In ihrem Buch ordnet sie die verschiedenen Organe unterschiedlichen Familienmitgliedern zu. Das finde ich eine ziemlich geniale Idee, weil man dadurch gleich ein anschauliches Beispiel hat. Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Beispielen.
Soweit ich es verstanden habe, erfahren wir in Organisch nicht nur, wie die Organe miteinander interagieren und was Organe brauchen, damit sie funktionieren. Giulia Enders gibt uns auch Hinweise an die Hand, die wir im Alltag umsetzen können.
Auch in diesem Buch gibt es wieder Abbildungen, die von Giulia Enders Schwester gezeichnet wurden. Sie erzählte, dass ihre Schwester eine gute Zuhörerin sei. Wenn ihre Schwester bei Telefonaten immer stiller werde, weiß sie genau, dass diese Infos nicht für das Buch geeignet sind.

Die Coverrechte liegen bei den jeweiligen Verlagen.
Hörbuchliebe am Stand der Penguin RandomHouse Verlagsgruppe
Zu Penguin RandomHouse gehören, wie der Name schon erahnen lässt, einige Verlage. Neben den Printbuchverlagen zählen cbj audio, der Hörverlag, RandomHouse Audio und Der Audio Verlag zu den Hörbuchverlagen des Konzerns. Eigentlich sind die Hörbuchverlage auf der Frankfurter Buchmesse hauptsächlich in Halle 3.1. zu finden, weil es hier ein eigenes Areal für Hörbuchfans gibt.
Penguin RandomHouse ließ es sich aber nicht nehmen, einige Hörbücher auch am Hauptstand in der Halle 3.0 auszustellen, was mich sehr gefreut hat. Tod und Teufel habe ich vor einigen Jahren gelesen. Inzwischen wurde das Hörbuch überarbeitet. Himmelerdenblau von Romy Hausmann gehört zu meinen Monatshighlights, Mehr dazu verrate ich euch im Monatsrückblick. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass Penguin RandomHouse nach wie vor ausgewählte Titel als Hörbuch-CDs produziert. Schließlich höre ich immer wieder, dass sich Hörbuch-CDs im Grunde nicht mehr verkaufen und auch zunehmend aus den Sortimenten von Buchhandlungen verschwinden.

Andreas Pflüger spricht über sein neues Buch Kälter
Andreas Pflüger hat ohne es zu wissen, mit der Jenny-Aaron-Reihe einer meiner Lieblings-Thriller-Reihen geschrieben. Mit Kälter erzählt Andreas Pflüger die Geschichte von Luzy, die sich bewusst für ein ruhiges Leben als Inselpolizistin auf Amrum entschieden hat. Der Klappentext deutet an, dass Luzy nämlich ein Geheimnis hat. Eines Tages verschwindet der Bruder ihrer besten Freundin und als wäre das nicht genug tauchen auch noch fünf Kinder auf, denen Luzy nicht so leicht enkommen kann.
Ich ahne es schon. Da werden wohl jede Menge Geheimnisse und Konflikte ans Licht kommen. Leider kam ich in Frankfurt etwas später zur Veranstaltung, weil mich die Deutsche Bahn im Stich gelassen hat. Bei meiner Recherche habe ich entdeckt, dass das Hörbuch ungekürzt sowohl als Hörbuch-CD als auch als Hörbuch-Download von RandomHouse Audio produziert wurde. Es liest Britta Steffenhagen.

Geschenkt von Moritz Matthies
Auf der Frankfurter Buchmesse halte ich immer Ausschau nach spannenden Hörbüchern für die Weihnachtszeit. Als meine Assistenz Geschenkt und den Namen des Autoren-Duos Moritz Matthies vorlas, konnte ich es kaum glauben. Gefühlt war ja erst kürzlich ein Erdmännchen-Krimi erschienen. Als der Klappentext mit den Worten: Es war einmal im Berliner Zoo begann wurde mir schnell klar: Ich brauche dieses Hörbuch. Dringend!
Die Erdmännchen-Reihe überzeugt mit Situationskomik und spannenden Konflikten. In diesem Hörbuch erzählen Moritz Matthies die Vorgeschichte der Erdmännchen. Für uns geht es also zurück in den Berliner Zoo, einem Ort, den wir schon länger nicht mehr gesehen haben. Christoph Maria Herbst ist als Sprecher wieder mit dabei. Dass mir diese Reihe so gut gefällt liegt größtenteils an seiner Interpretation. Er gibt den Zoobewohnenden nicht nur verschiedene Dialekte, sondern arbeitet auch mit Akzenten, was die Charaktereigenschaften der Tiere gekonnt untermalt.
Das Hörbuch ist ungekürzt sowohl als Hörbuch-CD als auch als Hörbuch-Download im Argon Verlag erschienen. Auf der Verlagswebsite wird darauf hingewiesen, dass dieser Titel ausschließlich als Hörbuch erhältlich ist. Das erlebt man auch nicht alle Tage.

Hinter verzauberten Fenstern
von Cornelia Funke
Dieses Weihnachtshörbuch wurde schon mehrfach von meiner Lieblings-Booktuberin Lena von dem YouTube Kanal expectobooktronum vorgestellt. Bei ihrer Rezension hatte ich den Eindruck gewonnen, dass dieses Buch vor allem durch seine Aufmachung überzeugt. Ich rechnete also nicht damit, dass dieses Weihnachtsbuch als Hörbuch umgesetzt werden kann.
Der Argon Verlag hat mich vom Gegenteil überzeugt. Überrascht bin ich auch, dass sich Cornelia Funke für einen großen Publikumsverlag entschieden hat. Schließlich hat sie mit ihrem Verlag Atmende Bücher ein eigenes Zuhause für ihre Hörbücher und auch Hörspiele geschaffen.
Nun kurz zur Geschichte: Julia wollte eigentlich einen Schokoladen-Adventskalender. Stattdessen bekommt sie einen Kalender aus Papier. Durch Zufall findet sie heraus, dass hinter den Türen Menschen wohnen, die sie besuchen kann. Das klingt doch nach einem tollen weihnachtlichen Abenteuer, oder? Gelesen wird das Hörbuch von Katharina Thalbach.
Highlights und Begegnungen
Es ist ja nicht so, dass dieser Messebericht nicht schon lang genug ist. Selbstverständlich dürfen meine Messehighlights und die Begegnungen nicht fehlen.

Mein Buch auf der Frankfurter Buchmesse
Es ist gar nicht so leicht das eigene Buch als Autorin auf der Frankfurter Buchmesse unterzubringen. Die Veranstaltungsbühnen sind schnell ausgebucht, für Selfpublisher wie mich, nicht ansatzweise finanzierbar und Messestände in Frankfurt kosten viel Geld.
Der Selfpublisher Verband e.V. gibt Selfpublishern nicht nur eine Bühne, sondern auch eine Möglichkeit die eigenen Bücher auf den Buchmessen zu präsentieren. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich war, dass es mein Buch, inklusive der mitgeschickten Postkarten, rechtzeitig zur Spedition des Verbandes geschafft hat.
Am Stand des Selfpublisher Verbandes angekommen, wurde ich direkt von Andreas Bertling entdeckt, den ich als ehemaliges Vorstandsmitglied und Leiter der Sparte Debüt-, und Hobbyautor*innen des Selfpublisher Verbandes kennengelernt habe. Außerdem war es toll auch Anna-Lena Kahnau, eine der freien Mitarbeiterinnen, zu treffen. Lena kenne ich vor allem als Moderatorin der vielen Webinare, die den Mitgliedern des Selfpublisher Verbandes e.V. angeboten werden.

Viel Liebe für mein zweites Buch!
Nachdem mir nicht viel Zeit für mein Marketing blieb, hielt ich meine Erwartungen hinsichtlich der Werbung im realistischen Rahmen und rechnete nicht damit, dass sich Menschen extra wegen meinem Buch aufmachen werden, den Stand des Selfpublisher Verbandes zu besuchen. Tja, ganz offenbar habe ich falsch gedacht und freue mich immer, wenn ich meinen eigenen Irrtümern auferlegen bin.
Umso erstaunter war ich auf wie vielen Beiträgen oder in wie viele Instagram-Storys ich während der Frankfurter Buchmesse verlinkt wurde. Leute haben mein Buch nicht nur zufällig entdeckt, sondern haben den Selfpublisher Verband gezielt besucht um mir Fotos zu schicken oder Bilder mit ihren Followern zu teilen. So auch der Schweizer Kinderbuchautor Marco Rota.
Ich habe mich über jede Verlinkung, jeden Beitrag und jeden Kommentar sehr gefreut und bin nach wie vor gespannt, wie euch mein Reihenauftakt gefällt.

Treffen mit der Story Crew
Hinter diesem Namen versteckt sich der Schreibkurs von der Autorin Adriana Popescu, den ich seit einigen Jahren besuche. Anfangs wurde er noch über ein Start-Up organisiert. Inzwischen sind wir direkt zu Adriana umgezogen. Sie veröffentlicht nicht nur seit über einem Jahrzehnt unter verschiedenen Pseudonymen Romane in großen Publikumsverlagen und landete als Elena Sonnberg im vergangenen Jahr ihren ersten Bestseller, sondern hat auch Drehbuch studiert und vereint damit das Drehbuch-, und Romanhandwerk. Was ich an ihren Kursen sehr mag sind nicht nur die praxisnahen Beispiele, sondern auch ihre Erfahrungen aus der Buchbranche, die sie mit uns teilt. Oft habe ich den Eindruck, dass die Schreibkurse vor allem von Autor*innen geleitet werden, die in der Buchbranche nur am Rande stattfinden.
Übrigens: Kürzlich hat Adriana Popescu mit der storyteller edition ihren eigenen Verlag gegründet. Mit Mit ihrem Pseudonym Mia Newman entführt sie uns in den Wilden Westen.
Wenn es unsere Terminkalender zulassen, nutzen wir die Buchmessen um uns nicht nur online, sondern auch persönlich auszutauschen. Ich bin wirklich froh, die Story Crew gefunden zu haben und mich mit Menschen nicht nur über das Schreiben und Veröffentlichen austauschen, sondern auch auf die Unterstützung unserer Gruppe zählen zu können.

Treffen mit Louisa von Das Bücherregal
Mit Louisa und zwei anderen Booktuberinnen plane ich seit Anfang des Jahres ein tolles Projekt von dem ich euch hoffentlich im Dezember erzählen kann. Louisa war auch die Erste, die Die Chroniken von All Hallows Village – Der Aufbruch besprochen hat. Wie ihr mein Reihenauftakt gefallen hat erfahrt ihr in diesem Video.
Wie das vor Buchmessen oft so ist: Man nimmt sich vor, sich zu treffen und wird vor Ort in den Messestrudel aus Terminen, Eindrücken und Begegnungen hineingezogen. Louisa war im Gegensatz zu mir nur einen Tag in Frankfurt und hatte viel weniger Zeit sich auf dem Messegelände umzuschauen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sie sich die Zeit für ein kurzes Treffen genommen hat. Ich bin mir sehr sicher, dass es nicht das letzte Treffen gewesen sein wird.
Und Du?
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Weitere Infos
Auf dieser Seite findet ihr die Mediathek der Frankfurter Buchmesse. Ausgewählte Veranstaltungen wurden aufgezeichnet und sind in der Mediathek verfügbar.

