Das Lied von Eis und Feuer – Das Erbe von Winterfell

Das Hörbuchcover von "Das Lied von Eis und Feuer - Das Erbe von Winterfell"
Bild von RandomHouse Audio

Der Inhalt

Bei dieser Rezension handelt es sich um den Folgeband einer Reihe. Ich werde nicht inhaltlich zu diesem Band spoilern, setze das Wissen aus den vorherigen Bänden für meine Rezension aber voraus.

Wir sind zurück in Kings Landing und schon mittendrin in der Handlung. König Robert hat zwar einen Thron, kann mit den Verpflichtungen eines Königs aber nichts anfangen.

Genau deswegen hat er seinen Freund aus Kindheitstagen Eddard, Ned, Stark aus Winterfell holen lassen und ihn zu seiner rechten Hand gemacht.

Doch Ned findet nicht nur heraus, was Robert alles entgeht, sondern auch, wer es auf den Thron abgesehen hat.

Nachdem ich mir im Anschluss an den ersten Band eine Zusammenfassung des Inhalts durchgelesen habe, fiel mir der Einstieg in den zweiten Band erstaunlich leicht. George R. R. Martin hat die Hauptfiguren für mich inzwischen etabliert und macht im zweiten Band auch den Schwerpunkt der Handlung deutlich: Es geht um die Frage, wer den Thron von Kings Landing bekommt und vor allem, wer ihn auch halten kann. Deswegen konnte ich es auch nachvollziehen, warum die Netflix-Serie Game of Thrones heißt.

Schön finde ich, dass in den Bänden der Bezug zu Eis und Feuer hergestellt wird. Eis und Feuer bringen nicht nur Freude, sondern auch Leid. Sie werden verwendet um Menschen zu töten, oder, je nachdem aus welcher Perspektive man die Situation betrachtet, Menschen auch von ihrem Leid zu erlösen oder ihnen einen schnellen Tod zu ermöglichen.

Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass die ersten zwei Bände im Original einen Band ergeben. Ich hätte sehr gern gewusst, ob mir mein folgender Hauptkritikpunkt auch so aufgefallen wäre, wenn die Bände in der Deutschen Übersetzung ebenfalls ein Band gewesen wären:

Da sich in der Handlung recht schnell herausstellte, dass es um die Verteidigung bzw. die Eroberung des Throns ging und das wahrscheinlich auch das Hauptthema der nächsten Bände werden wird, habe ich auch ein bisschen das Interesse an der Handlung verloren.

Was mich im ersten Band ansprach waren die komplexen Handlungsstränge, die vielen Figuren und ihre Verbindungen zueinander. George R. R. Martin gab mir das Gefühl, dass es eine Geschichte vor der Geschichte gibt und ich war sehr neugierig darauf, alle Einzelheiten zu erfahren.

Im zweiten Band hingegen wurde vieles aufgelöst oder klarer herausgearbeitet. Einerseits hat das natürlich den Vorteil, dass wir spätestens jetzt wissen, worauf die Handlung hinausläuft. Andererseits hatte ich mir gewünscht, dass George R. R. Martin weitere Fährten für die Handlung der Folgebände legt, die mich auch neugierig machen gleich zum dritten Band zu greifen.

Die Figuren

Ich habe mich sehr gefreut, dass George R. R. Martin an seiner Besetzung an Hauptfiguren aus dem ersten Band festgehalten hat. Das war mit ein Punkt der mir den Einstieg in die Handlung sehr erleichtert hat, weil ich zum einen die Figuren kannte und zum anderen auch verstand in welcher Beziehung sie zueinander stehen.

Als dann die Machtkämpfe und ersten Intrigen zur Eroberung des Thrones begannen, war ich von vielen Figuren sehr enttäuscht, weil mir die Tiefe fehlte. Sie wollten den Thron vor allem, weil sie den Thron wollten. Und das war mir als Begründung wirklich zu wenig. Deswegen greife ich an dieser Stelle nur die Figuren heraus, die aus meiner Sicht vor einer Herausforderung standen und sich aufgrund der Herausforderung weiterentwickelt haben.

Tyrion, der leider zur Seite der Lannisters also den Feinden des Königs gehört, hat es mir immer noch angetan. Da er kleinwüchsig ist genießt er innerhalb seiner Familie kein hohes Ansehen.

Sein Vater setzt lieber auf Tyrions Geschwister: Bruder Jamie, der durch die Länder zieht und kein Problem damit hat, Dörfer zu überfallen und Leute zu ermorden, sowie seine Schwester Cercei die Frau des Königs.

Einerseits verschafft das Tyrion natürlich viele Freiheiten. Da er familiär keine Rolle spielt kann er tun und lassen, was er will. Andererseits habe ich das Gefühl, dass genau das an seinem Ego nagt. Dass er nicht gesehen und wertgeschätzt wird, sondern nur dann gebraucht wird, wenn niemand anderes da ist um eine Aufgabe zu übernehmen. Und ich hoffe sehr, dass genau das der Punkt ist, der ihn in den Folgebänden vielleicht auf die gute Seite verschlagen wird.

Jon Snow, der uneheliche Sohn von Ned Stark, hat bei der Nachtwache zwar Freunde gefunden, aber trotzdem Mühe sich einzuleben. Als er eine schreckliche Nachricht bekommt, glaubt er zu wissen, wo er hingehört. Doch da hat er die Rechnung ohne seine Freunde gemacht. Und genau diese Szene ist eine meiner Lieblingsszenen, weil George R. R. Martin hier zeigt wie wichtig Freundschaft ist und das das Tun manchmal so viel mehr wert ist als die vielen Worte.

Arya genießt das heimliche Schwerttraining das ihr Ned organisiert hat. Allen anderen erzählen die beiden, dass sie Tanzunterricht nehme. Was mich wirklich sehr wundert ist, dass ihre Schwester Sansa noch kein Interesse an dem angeblichen Tanzunterricht gezeigt hat. Schließlich wird sie mit Sicherheit den ein oder anderen Tanz eröffnen dürfen, wenn sie erst die Frau des zukünftigen Königs ist. Arya muss ihre erworbenen Fähigkeiten leider sehr schnell unter Beweis stellen, weil sich ihre Position am Hof recht schnell verschlechtert. Das ist mit der spannendste Handlungsstrang, weil ich mir gut vorstellen kann, dass Aryas Willensstärke ihr noch viele Türen öffnen wird. Selbst wenn sie diese erst eintreten muss.

Nachdem Arya für den Tod von Sansas Schattenwolf Lady verantwortlich ist, ist Sansa nicht mehr gut auf ihre Schwester zu sprechen. Sie fiebert der Hochzeit mit Joffrey entgegen, der sie nicht nur von der Einöde auf Winterfell erlöst, sondern ihr auch ein Leben am Hofe ermöglicht, dass sie sich immer erträumt hat. Doch mit einem Mal ändert sich alles und Sansa erkennt, dass nichts so ist, wie es scheint. Sie muss sich entscheiden auf welcher Seite sie steht. Und zwar schnell.

Bran mit seinen acht Jahren ist inzwischen das Familienoberhaupt auf Winterfell. Robb musste in den Krieg ziehen, sein Vater und seine Schwestern sitzen in Kings Landing fest und seine Mutter ist auf eigener Mission unterwegs.

Immer wieder träumt er von der dreiäugigen Krähe, die ihn im vergangenen Band aufgefordert hat, zu fliegen. Was ich sehr schwierig finde ist, dass Bran mit den Unsicherheiten seines Umfelds konfrontiert wird. Seit seinem Sturz aus dem Fenster kann er nämlich nicht mehr laufen. Er wünscht sich mehr Freiheiten muss aber feststellen, dass sein Umfeld ihn vor allem schonen möchte. Ich hoffe sehr, dass er im Laufe der Reihe eine Stärke entwickelt und seinem Umfeld beweist, dass er mehr kann, als durch die Gegend getragen zu werden.

Die Hörbuchgestaltung

RandomHouse Audio hat die gesamte Das-Lied-von-Eis-und-Feuer-Reihe neu übersetzen und ungekürzt produzieren lassen. Es gibt eine limitierte haptische Ausgabe mit einigem Zusatzmaterial zu kaufen, bei der die Fans der Serie bestimmt auf ihre Kosten kommen werden. Die Hörbücher sind aber auch ungekürzt als Hörbuch-Download überall zu hören wo es Hörbücher gibt.

Das ich das Hörbuch nicht irgendwann zur Seite gelegt habe, lag hauptsächlich auch an Stefan Kaminskis Interpretation. Es macht mir sehr viel Spaß seine Lesung zu hören, weil er unglaublich vielfältig liest. Das zeigt sich zum einen in seiner Betonung. Er passt nicht nur seine Geschwindigkeit an, wenn es nachdenkliche Momente oder spannende Momente gibt, sondern legt auch die passende Emotion in seine Stimme, die mir das Gefühl geben, direkt mitten in der Szene zu sein.

Zum anderen zeigt es sich auch in der Interpretation der wirklich vielen Figuren. Jede Figur klingt bei Stefan Kaminski anders. Egal, ob es irgendwelche Stadtbewohnenden sind, die vermutlich nur einen Auftritt in diesem Hörbuch bekommen werden, oder Hauptfiguren, die wir wahrscheinlich über die gesamte Reihe hinweg begleiten werden. Oft habe ich mich gefragt, wie diese vielen unterschiedlich klingenden Stimmen einfach so aus einer Person kommen können. Wie will er das in den Folgebänden noch steigern? Ich freue mich schon sehr, eine Antwort auf die Frage zu finden.

Der Schreibstil

Auch im zweiten Band beeindruckte mich George R. R. Martin mit seinem Schreibstil, weil er dadurch das Setting in dem die Reihe spielt, wunderbar abrundet, aber ohne, dass es konstruiert wirkt oder dass er mit einer fantastischen Fachsprache um sich werfen muss, die viel Erklärung benötigt. Es gab bisher keine Stelle an der ich das Gefühl hatte, etwas sprachlich nicht zu verstehen.

Sehr gerne wüsste ich ob das auch mit der Neuübersetzung der Reihe zu tun hat und es in der Erstübersetzung noch anders war.

Gesamteindruck

Wie ihr wisst höre ich wirklich viele Hörbücher. Die meisten Hörbücher sind für mich eine perfekte Alternative zum Buch. Nur wenige Titel kann ich ausschließlich als Hörbuch-Ausgaben empfehlen, weil ich finde, dass das Hörbuch gegenüber der Buchausgabe einen echten Mehrwert mit sich bringt. Mit der Das-Lied-von-Eis-und-Feuer-Reihe habe ich wieder eine Reihe gefunden, bei der ich euch ausdrücklich die Hörbuch-Ausgaben empfehlen kann.

Auch wenn der Inhalt sehr brutal ist und das typische Gut-Böse-Krieg-Setting geboten wird, macht es einfach Spaß mit Stefan Kaminski durch die Sieben Königslande zu streifen und die Handlung zu entdecken.

Infos zum Hörbuch

Das Lied von Eis und Feuer – Das Erbe von Winterfell (Band 2)
Geschrieben von: George R. R. Martin
Gelesen von: Stefan Kaminski
Bewertung: 3 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über George R. R. Martin.

Hier findet ihr mehr Infos über Stefan Kaminski.

Weitere Bände

Das Lied von Eis und Feuer – Die Herren von Winterfell* (Band 1)

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Dieses Hörbuch sowie die mit * markierten Titel wurden mir kostenlos als Rezensionsexemplare von RandomHouse Audio zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

2 Gedanken zu „Das Lied von Eis und Feuer – Das Erbe von Winterfell“

  1. Hallo liebe Emma,
    ich habe mich sehr gefreut zu lesen, dass du der Reihe GoT gerade mit Begeisterung lauscht. Ich selbst komme leider mit Hörbüchern nicht zurecht. Meine zuletzt gemachten Erfahrungen waren, dass ich dabei immer gedanklich abschweife. Aber das macht ja nichts. Die Geschichte ist großartig, wie ich finde.

    Ich denke auch, dass jedes Medium seine Vor- und Nachteile haben kann. Beim Hörbuch ist es natürlich wichtig, dass man mit dem Sprecher klarkommt. Ein Buch kann vermutlich schon aufgrund kleiner Details, wie die Darstellung der Gedanken der Figuren, in eine andere Tiefe gehen, als ein Film. Der Film kann mit Bildern überzeugen und da er zumeist nach dem Buch auf dem Markt erscheint, kann er allgemeine Kritikpunkte ausräumen oder/und z.B. Längen wegkürzen.

    Ich habe von der Reihe nur die ersten beiden Bände gelesen und die waren doch dicht an der Serie. Ich habe mir aber sagen lassen, dass die Bücher dann zeitnah in einigen Punkten eine andere Richtung einschlagen, als es die Verfilmung tut. Ich habe die Serie durchgesuchtet und sie gehört zu meinen Liebsten. Hast du die Serie auch gesehen? Planst du sie dir anzuschauen? Ich kann es dir nur empfehlen!

    Ich denke, du solltest der Geschichte noch etwas Zeit geben. Sicherlich liegt der Fokus auf dem Thema Throneroberung. Aber auch die Geschichten der einzelnen Figuren kamen, zumindest in der Serie, noch sehr stark zum Tragen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    Antworten
    • Guten Abend Tanja,
      vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen ausführlichen Kommentar.

      Super, dass GoT zu Deinen Lieblingsserien gehört. Gerade da stelle ich es mir dann schwierig vor die Bücher im Nachhinein zu lesen, wenn es inhaltliche Abweichungen gibt, weil die Gefahr groß ist, den Vergleich zwischen Serie und Buch zu ziehen. Zumindest geht es mir bei Literaturverfilmungen oft so. Meistens möchte ich das buch 1:1 verfilmt sehen und bin dann hier und da etwas enttäuscht. Die einzige Literaturverfilmung, die ich besser fand als die Buchausgabe war „Charlie und die Schokoladenfabrik“ weil Willy Wonka da eine schöne Hintergrundgeschichte bekommt, die mir im Buch komplett gefehlt hat. Im Film hat die Figur dadurch etwas Tiefe gewonnen. (Ok, ich schweife ab 🙂 ).

      Kürzlich wurde ich ermutigt die „Das Lied von Eis und Feuer“-Reihe noch nicht aufzugeben, weil die Figurenentwicklungen, die ich mir noch wünsche, wohl noch kommen werden. Da ich gerade aber in der Fertigstellung meiner Bücher stecke muss ich mit dem dritten Band noch etwas warten, weil ich das vermutlich nicht schaffe ein Hörbuch mit einem komplexen Inhalt nebenher zu hören.

      Zum Thema Hörbuch: Tatsächlich ist das der gefühlt meist erwähnte Punkt in den Kommentaren, dass nur selten oder kaum Hörbücher gehört werden. Das Tolle an den Hörbuchrezensionen ist ja, dass man den „Hörbuchgestaltung“-Teil einfach überspringen kann, wenn man mit dem Hörbuch an sich nicht viel anfangen kann. Ich überspringe beispielsweise immer den Teil über das Cover, wenn ich mir Buchrezensionen durchlese.
      Das Hauptargument warum Freundinnen von mir nur selten zum Hörbuch greifen ist übrigens, dass sie schneller lesen als die Hörbuchsprechenden. Das können sie dank der Funktion mit der 1,5fachen Geschwindigkeit zum Glück beheben.

      Das mit dem Abschweifen kenne ich aber auch. Bei mir hängt es dann meistens auch damit zusammen, dass mir die Hörbuchsprechenden nicht liegen. Inzwischen wähle ich meine Hörbücher auch hauptsächlich nach den Personen aus, die sie lesen. Wenn ich weiß, dass mir die Hörbuchsprechenden nicht liegen, werde ich nur in sehr seltenen Fällen zu einem Hörbuch greifen, das von der Person gelesen wird.

      Ich bin sehr froh, dass Du ebenfalls die Meinung vertrittst, dass jedes Medium seine Vor- und Nachteile hat. Auf Social Media gab es ja eine Zeit lang die Ansicht eBooks oder Hörbücher seien keine „richtigen“ Bücher. Das Tolle ist, dass wir uns für das Medium entscheiden können, das uns liegt und so der Austausch über gute Geschichten nicht verloren geht.

      Einen guten Start in die neue Woche wünscht,

      Emma

      Antworten

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