
Der Inhalt
Bei dieser Rezension handelt es sich um den dritten Band einer Reihe. Ich werde nicht inhaltlich zum dritten Band spoilern, setze das Wissen aus den vorherigen Bänden aber voraus. Am Ende des Beitrages findet ihr meine Rezensionen zu den vorherigen Bänden.
Phil und Erdmännchen Ray werden zufällig in einen neuen Fall verwickelt. Bei einem Pferderennen stürzt ein Pferd und ein Mann wird schwer verletzt. Nun stellen sich die Fragen: Ist das Pferd mit Absicht gestürzt? Oder wurde nachgeholfen?
Diesmal bewegen wir uns ziemlich viel außerhalb des Zoos. Ray und Phil tauchen in die Ermittlungen ein und lernen den Besitzer eines Reiterhofs kennen, der kurz vor dem Ruin steht. Etwas Geld beispielsweise durch eine Versicherungsprämie käme da sicher nicht ungelegen.
Was auch diesmal nicht fehlen darf ist der zweite Handlungsstrang: Obwohl wir uns gar nicht so viel im Zoo aufhalten, hat sich in Ray und Rufus Zuhause viel getan. Ihr Bruder und Clanchef ist Vater geworden und Ray muss einen herben Schicksalsschlag hinnehmen.
Fast hätte ich damit gerechnet, dass sich die Autoren Moritz Matthies an einem Stilmittel bedienen, dass sie schon im vorherigen Band eingesetzt haben: Zwei Handlungsstränge clever miteinander verbinden. Obwohl wir auch im dritten Band auf viel Altbekanntes treffen, hat mich die Auflösung des Falls wieder beeindruckt, weil es etwas Neues und nicht ein altbekanntes Muster ist, das das Autorenduo nutzt um die Handlung zu erzählen.
Die Figuren
Spannend fand ich, dass in diesem Band die Freundschaft von Phil und Ray im Vordergrund stand und eine leise Entwicklung erkennbar war. Das hat mich sehr gefreut, weil wir die beiden nicht nur dabei begleiten, wie sie einen Fall nach dem anderen lösen, sondern auch erfahren, was ihre Wünsche und Träume sind.
Sehr überrascht hat mich beispielsweise, dass Ray nicht nur der coole Draufgänger ist, der nicht viel mit Gefühlen anfangen kann. Er schafft es in diesem Band über seinen Tellerrand hinauszublicken und für Leute da zu sein.
Phil, der auf mich bisher eher den Eindruck machte, dass ihm vieles egal ist, denkt plötzlich an Dinge, mit denen weder Ray noch ich gerechnet haben. Das Tolle daran ist, dass diese Aktion zeigt, dass Phil die Erdmännchen nicht egal sind.
Was ich etwas befremdlich fand war die Darstellung einer homosexuellen Nebenfigur, weil hier wieder mit jeder Menge Klischees gespielt wird. Der Roman ist 2015 erschienen. Das soll die Darstellung nicht entschuldigen, jedoch glaube ich, dass die Darstellung damals noch nicht hinterfragt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Darstellung heute so durchgegangen wäre.
Die Hörbuchgestaltung
Das Hörbuch ist gekürzt sowohl als Download als auch als CD im Argon Verlag erschienen. In diesem Band sind mir die abrupten Szenenwechsel nicht so sehr aufgefallen, wie in den vorherigen Bänden. Ab und an wird eine Szene zusammengefasst. Da habe ich mich gefragt, ob ich hier eine Kürzung gefunden habe, oder ob die Szene auch in der Buchvorlage nicht so genau beschrieben wurde.
Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck, dass mir durch die Kürzungen wichtige Informationen verloren gegangen sind. Sehr gefreut habe ich mich, dass die Freundschaft von Phil und Ray in diesem Band viel Raum bekommen hat. Deswegen hoffe ich einfach mal, dass es hier keine Kürzungen gab.
Als Hörbuchsprecher ist wieder Christoph Maria Herbst mit an Bord, dessen Interpretation mir wieder sehr gut gefallen hat. Ich feiere es einfach, wie er die Figuren, sowohl die Tiere im Zoo, als auch die Menschen, mit verschiedenen Dialekten ausstattet, die ihre Charaktereigenschaft noch untermalen und einfach zu gut zur Figur passen.
So verpasst Herbst einem Polizisten, der in einem abgelegenen Ort ermittelt, einen sächsischen Dialekt, der dafür sorgt, dass der Polizist etwas gemütlich wirkt. Einen neuen Zoobewohner liest Herbst in einem Berlinerisch, was den Kontrast zu der Figur, die vorher an dem Ort des neuen Zoobewohners lebte, noch deutlich hervorhebt.
Auch die Veränderungen von Ray und Phil setzt Christoph Maria Herbst stilistisch gut um. So liest er Ray beispielsweise ruhiger, Phil auch ab und an mit einer klareren und nicht nur verwaschenen Stimme.
Kurzum: Die Hörbuchgestaltung hat wieder einmal dafür gesorgt, dass die Hörbuchausgabe für mich gegenüber der Buchausgabe einen Mehrwert hat.
Der Schreibstil
Moritz Matthies ermöglichen mir durch ihren lebendigen Schreibstil einen schnellen Einstieg in die Handlung. Interessant finde ich, dass sie zu Beginn nicht das Wissen aus den vorherigen Bänden aufzuholen versuchen. Es wird wenig zusammengefasst, sondern mehr davon ausgegangen, dass die Hörenden auch die vorherigen Bände mitbekommen haben.
Dennoch schaffen sie es, die Handlung so zu präsentieren, dass neue Leute jederzeit in die Handlung einsteigen können und nicht viel Wissen verloren geht. Es erinnert mich ein bisschen an das Setting einer Soap. Wenn man hier einfach einsteigt, kennt man auch nicht alle Details, muss aber ein paar Tage dran bleiben und ist schon im Bilde.
Worüber ich sehr froh war ist, dass es diesmal weniger zweideutige Witze gab. Ich habe den Eindruck, dass dieses Stilmittel, wenn es um Humor geht, nicht nur gefragt, sondern auch sehr beliebt ist. Ich gehöre zum Team Wortwitz und Situationskomik und kam hier wieder voll auf meine Kosten.
Gesamteindruck
Wer einen kurzweiligen, lustigen, aber auch spannenden Krimi sucht, ist mit Dumm gelaufen, genau genommen der ganzen Ray-und-Rufus-Reihe, sehr gut beraten.
Durch die tolle Interpretation von Christoph Maria Herbst gehört diese Reihe für mich zu den Reihen, die ich ausdrücklich als Hörbuch empfehle.
Infos zum Hörbuch
Dumm gelaufen (Band 3 der Erdmännchen-Reihe)
Geschrieben von: Moritz Matthies
Gelesen von: Christoph Maria Herbst
Bewertung: 4 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Weitere Bände
Ausgefressen (Band 1)
Voll Speed (Band 2)