
Der Inhalt
Der 10-jährige Paddy Clarke hat jede Menge Unsinn im Kopf. Gemeinsam mit seinen Freunden zieht er um die Häuser und macht anderen Jungen das Leben schwer. Er liebt seine Ma und seinen Da. Doch gerade mit Da ist es nicht immer ganz so einfach. Als seine Eltern immer öfter streiten, gerät Paddys sorglose Welt langsam durcheinander.
Mit diesem Inhalt habe ich mich wirklich etwas schwer getan. Das liegt nicht etwa an den ernsten Themen, die auch schon im Klappentext angedeutet werden, sondern vor allem an der Erzählstruktur. Mir dauerte es zu lange, bis die Handlung in Gang kommt.
Den Großteil der Handlung begleiten wir Paddy und seine Clique dabei, wie sie andere Jungs nicht nur ärgern, sondern auch quälen. Das hat mich wirklich wütend gemacht, weil ich mir nicht wünsche, dass Jungs in Paddys Alter diese Zeilen lesen oder hören und glauben, dass sich Jungs in diesem Alter so verhalten müssen.
Interessant ist aber, wie sich die Handlung im letzten Drittel verändert. Hier scheint Paddy nämlich langsam ein Gewissen zu bekommen. Dennoch rechtfertigt das für mich sein Verhalten nicht wirklich. Das Ende kam mir dann etwas zu abrupt. Für mich fehlte ein Übergang in der Handlung. Von Paddys scheinbar sorglosem Leben hin zur Krise und hin zur Auflösung. Die Auflösung kam von heute auf morgen und wurde nicht groß erklärt, was ich etwas schade fand.
Die Figuren
Paddy möchte unbedingt zu den starken Jungs gehören. Sein bester Freund Kevin führt die Clique an. Paddy stellt nichts in Frage, sondern macht das, was sich Kevin von ihm wünscht. Auch zu Hause möchte Paddy zeigen, dass er gegenüber seinem Bruder überlegen ist, dem er einen Fantasienamen gibt. Nach und nach wurde meine Mut auf Paddy als Hauptfigur immer größer. Das konnte Roddy Doyle leider auch nicht durch Paddys Entwicklung wiedergutmachen.
Umso spannender fand ich Paddys Bruder als Nebenfigur, weil man ihm den Stress zu Hause anmerkt. Gern hätte ich mehr von ihm gehört. Dadurch, dass wir die Handlung aber aus Paddys Perspektive erleben, ist sein Bruder für ihn nicht so wichtig.
Ich muss gestehen, dass ich die Nebenfiguren oft miteinander verwechselt habe. Ich konnte mir 2-3 Namen der Jungs aus Paddys Clique merken, jedoch waren die anderen Figuren für mich zu einseitig, wobei ich nicht glaube, dass es daran lag, dass Roddy Doyle die Figuren nicht besser herausarbeiten könnte. Es lag mehr daran, dass sie für Paddy und seinen Alltag nebensächlich waren.
Die Hörbuchgestaltung
Das Hörbuch wurde ungekürzt sowohl als Hörbuch-Download als auch als CD-Ausgabe im JUMBO Verlag produziert. Was mich total gefreut hat ist, dass der Titel in einer Digifile Hülle hergestellt wurde. Damit wirkt die Herstellung im Vergleich zu klassischen Plastik-CD Hüllen hochwertiger. Gerade in Zeiten, in denen immer weniger CDs verkauft werden, freut es mich, dass Verlage an der Herstellung von CD-Ausgaben festhalten und sich nicht aus Kostengründen für eine Plastik-CD Hülle entscheiden.
Das Hörbuch wurde von Stephan Schad gelesen, der eine recht tiefe Stimmfarbe hat. Ich habe den Eindruck, dass sich Hörbuchverlage bei der Interpretation von Kinderhörbüchern häufig für Personen mit einer hellen Stimmfarbe entscheiden. Dass Stephan Schad schon etwas älter klingt, fand ich in diesem Fall aber nicht schlimm. Gerade die Konflikte zwischen den Kindern hat er toll interpretiert. Außerdem hat er es geschafft, die Entwicklung von Paddy stimmlich umzusetzen. Gerade im letzten Drittel hatte ich den Eindruck, dass sich Schads Interpretation verändert, was auch die Veränderung in der Handlung toll untermalt hat.
Der Schreibstil
Was Roddy Doyles Schreibstil betrifft, bin ich hin-, und her gerissen. Der Einstieg in die Handlung hat mir sehr gut gefallen, weil wir direkt in die Handlung hineingeworfen werden. Jedoch zeichnet sich Roddy Doyles Schreibstil hier vor allem durch viele abrupte Szenenwechsel aus. Da ich das Hörbuch immer wieder unterbrechen musste und erst am nächsten Tag weitergehört habe, sorgten diese abrupten Szenenwechsel bei mir häufig dafür, dass mir etwas die Orientierung in der Handlung fehlte.
Dennoch hat es Roddy Doyle geschafft, dass ich mir viele Szenen bildhaft vorstellen konnte. Ich glaube auch, dass viele Elemente in der Handlung umgesetzt in einer Serie oder einem Film wahrscheinlich nochmal eine andere Wirkung hätten.
Interessant fand ich auch, wie Roddy Doyle Paddys Familiensituation beschreibt, ohne die Wörter Alkoholiker und Gewalt zu nennen. Dennoch wurde deutlich, dass Paddy zu Hause keinen Rückzugsort finden wird. Es gab viele Formulierungen die Raum zur Interpretation lassen. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass man noch mehr vom Inhalt mitnehmen könnte, wenn man sich gezielt mit dem Schreibstil auseinandersetzt und beispielsweise bestimmte Formulierungen hinterfragt.
Gesamteindruck
Paddy Clarke, Ha, Ha, Ha war ein Hörbuch an das ich völlig andere Erwartungen hatte. Ich rechnete mit einem typischen Kinder-, bzw. Jugendhörbuch mit Abenteuern aber weniger Gewalt zwischen Kindern. Außerdem gab es viele Szenen, die mir zu abstrakt waren. Jedoch frage ich mich, ob das Dinge sind, welche die eigentliche Zielgruppe überhört.
Was den Schreibstil betrifft, richtet sich das Hörbuch aus meiner Sicht ganz klar an Kinder. Jedoch bringt die Handlung viel Gewalt mit sich. Ich glaube aber dennoch, dass dieses Hörbuch den Alltag vieler Kinder zeigt. Deswegen weiß ich nicht, ob Kinder überfordert mit der Handlung sind, oder ob sich einige Kinder durch die Handlung nicht vielleicht auch verstanden fühlen.
Infos zum Hörbuch
Paddy Clarke, Ha, Ha, Ha
Geschrieben von: Roddy Doyle
Gelesen von: Stephan Schad
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!