
Der Inhalt
In dieser Rezension bespreche ich den zweiten Band einer Reihe. Ich werde nicht inhaltlich spoilern, setze das Wissen aus dem vorherigen Band aber voraus.
Ausnahmezustand an der Misfits Academy: Dylan ist verschwunden und als wäre das nicht genug muss die Academy geschlossen werden und die Misfits werden auf verschiedene Schulen verteilt. Taylor und June werden ab sofort an einer anderen Academy unterrichtet als Fionn und Eric. Das geht nicht spurlos an der Clique vorbei. Denn die neuen Academys könnten nicht unterschiedlicher sein. Werden die Misfits wieder zueinander finden?
Der zweite Band der Misfits Academy zählt nicht umsonst zu meinen Lieblingsbüchern. Adriana Popescu hat mich mit diesem spannenden Inhalt überrascht. Uns erwarten nämlich nicht nur jede Menge Konflikte, sondern eine wirklich gut verstrickte Handlung mit der ich absolut nicht gerechnet hätte. Ihr kennt es bestimmt: Normalerweise gibt es in Romanen, insbesondere in Fantasyromanen, zwei Lager: Wir finden schnell heraus, wer auf der richtigen und wer auf der falschen Seite steht. So ging es mir auch bei den Misfits.
Doch als ich die Perspektive der Leute kennenlernte, die ich für die Bösen hielt, begann ich zu zweifeln. Ihre Motive wurden für mich plötzlich nachvollziehbar. Obwohl ich ihre Aktionen nach wie vor nicht gutheiße, kann ich nicht abstreiten, dass es Skillz gibt, die von diesen Aktionen profitieren und damit meine ich nicht zwingend einen Zugewinn an Macht.
Was in anderen Rezensionen zum zweiten Band der Misfits immer wieder kritisiert wird, ist die gesellschaftskritische Note, die die Handlung mit sich bringt. Ich finde sie ziemlich genial aufbereitet. Schon im ersten Band haben wir herausgefunden, dass nicht alle Skillz stolz auf ihre Fähigkeiten sind. Und auch die Gesellschaft steht den Menschen mit mentalen Fähigkeiten misstrauisch gegenüber. Einige von ihnen haben Angst vor ihnen, wünschen sich, dass es mehr Menschen ohne magische Fähigkeiten gibt. Die Skillz werden also zu einer großen Randgruppe.
Adriana Popescu greift damit ein aktuelles Thema auf, das aus meiner Sicht in Jugendbüchern nicht fehlen darf. Jugendliche sind auf der Suche nach sich selbst. Nach ihrem Platz im Leben. Umso wichtiger sind da die Fragen: Wie gehen wir mit Randgruppen um? Was tun wir, wenn wir selbst zu einer als Randgruppe definierten Gruppe gehören? Untertauchen und uns verleugnen? Oder zu uns stehen?
Adriana Popescu beleuchtet diese Fragen detailliert, zeigt uns verschiedene Perspektiven, unterschiedliche Möglichkeiten, wohin Wege führen können. Und scheinbar ganz nebenbei legt sie Fährten, die zu Konflikten führen werden, lässt hier und da Informationen fallen, die wir noch brauchen werden und lässt Fragen zurück, die erst im dritten Band beantwortet werden.
Mit einem großen Shwodown am Schluss lässt sie mich ziemlich neugierig zurück. Ich warte also auf den dritten Band.
Die Figuren
Ein Großteil der Handlung wird aus der Perspektive der Misfits erzählt, die wir bereits kennen: Taylor, Fionn und Eric. Außerdem gibt es zwei weitere Perspektiven. Über eine habe ich mich sehr gefreut. Bei einer anderen wusste ich noch nicht so recht, auf wessen Seite die Figur steht. Als sich die Figur dann offenbarte, hoffte ich, dass sie auch in weiteren Bänden eine Rolle spielen wird und ich freue mich sehr, wenn ich in meiner Rezension zum dritten Band ihren Namen nennen darf. (Ich hoffe mal diejenigen unter euch, die den zweiten Band schon gelesen haben, nicken jetzt wissend und verraten mir in den Kommentaren, ob sie auch ein Fan von dieser Figur sind).
Zurück zum Thema: Wenn ihr wissen wollt, wie Figurenentwicklung geht, dann lest die Romane von Adriana Popescu. (Hören können wir die meisten leider noch nicht. Aber das ist eine andere Geschichte). Adriana Popescu wirft die Figuren in Situationen, in denen sie in die Ecke gedrängt werden, vor die Wahl gestellt werden, auf welcher Seite sie stehen und mit der Frage konfrontiert werden, wie sie aus den kniffligen Situationen wieder herauskommen werden.
Was mich fasziniert hat waren vor allem die neuen Nebenfiguren die Adriana Popescu hier einführt: Falsche Freunde und falsche Feinde. Alles ist mit dabei und ich habe es gefeiert!
Die Gestaltung
Eigentlich verzichte ich auf diesen Teil bei Rezensionen zu Büchern sehr gerne, weil ich nicht viel zur Gestaltung sagen kann. An dieser Stelle möchte ich aber den Farbschnitt des zweiten Bandes positiv hervorheben. Für alle Fans von Farbschnitten wäre es wirklich schade gewesen, wenn der zweite Band der Misfits-Academy-Reihe keinen Farbschnitt bekommen hätte.
Außerdem kann ich diesen Abschnitt nochmal nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass ich es wirklich schade finde, dass es offenbar keine Hörbuchverlage gibt, die diese Reihe produzieren möchten. Band 1 wurde im Wunderkind Audioverlag produziert, in sämtlichen Shops, Audible ausgenommen, falsch gelistet und zu spät korrigiert, sodass viele Monate ins Land strichen, bis das Hörbuch auch von den Menschen gefunden werden konnte, die den Untertitel des ersten Bandes nicht kennen.
Kurzum: Der zweite Band ist ausschließlich als Printbuch und als eBook verfügbar und ich wünsche mir nach wie vor eine richtig coole Hörbuchproduktion mit mehreren Sprechenden, einer korrekten Listung und vielen begeisterten Hörenden.
Der Schreibstil
Adriana Popescu überraschte mich hier mit ihrem Schreibstil: Der zweite Band der Misfits Academy bekommt nämlich eine ordentliche Thriller-Atmosphäre, die sehr gut zur Handlung gepasst hat und mit der ich nicht gerechnet habe.
Normalerweise bin ich richtig schlecht darin, bestimmte Stilmittel zu erkennen, zu kombinieren und die richtige Fährte zu finden, bevor die Figuren darauf kommen. Es gab hier ein paar Kleinigkeiten, die ich herausgefunden habe, was aber keinesfalls daran lag, dass sie zu offensichtlich platziert waren. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass ich diesmal Fährten richtig gedeutet habe und in einigen Punkten auch recht behalten habe.
Was mir beim zweiten Band der Misfits Academy-Reihe ebenfalls positiv aufgefallen ist: Die Beschreibung der unterschiedlichen Academys. Ich weiß nicht, ob es im ersten Band an der Hörbuchgestaltung lag oder ob es Absicht war, aber ich konnte mir die Misfits Academy nicht richtig vorstellen. Ich wusste zwar, was die Misfits mit der Schule verbinden, aber ich sah die Orte nicht vor mir, an denen sie sich aufgehalten haben.
Anders war es im zweiten Band der Reihe: Adriana Popescu hat den Kontrast zwischen der Elite-Academy in der June und Taylor gelandet sind und der Academy, die ich jetzt einfach mal als Bootcamp bezeichne, in der sich Fionn und Eric durchschlagen müssen, gekonnt herausgearbeitet. Gerne wäre ich mit June und Taylor über den Campus geschlendert oder hätte Eric und Fionn aus dem Schlafsaal geholt um sie vor den Menschen auf dieser Academy zu retten.
Gesamteindruck
Misfits Academy – Wir gegen die Welt ist der zweite Band einer vielversprechenden Urban-Fantasy Reihe, in der euch eine spannende Handlung mit wichtigen Themen und vielschichtigen Figuren erwartet. Die Fortsetzung hat mich positiv überrascht und lässt mich vor allem sehr neugierig auf die Fortsetzung zurück.
Kurzum: Eine Reihe, die ich euch hiermit weiterempfehle.
Weitere Bände
Misfits Academy – Als wir Helden wurden (Band 1)
Lesetagebuch
Wenn ihr meine Twitter-Zeit noch kennt, erinnert ihr euch vielleicht an meine Lesetagebuch-Threads. Das Format, falls man es so nennen kann, habe ich auf Threads eingeführt. Leider überblicke ich da die Antworten-Funktion noch nicht ganz, weswegen zwei Thread-Threads entstanden sind.
Den ersten Teil findet ihr auf dieser Seite.
Den zweiten Teil findet ihr auf dieser Seite.
Infos zum Buch
Misfits Academy – Wir gegen die Welt
Geschrieben von: Adriana Popescu
Bewertung: 5 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
Hier findet ihr mehr Infos über Adriana Popescu.