Die Geschichten in uns

Das Hörbuchcover von "Die Geschichten in uns"
Bild von Diogenes Verlag.

Der Inhalt

Die Geschichten in uns ist ein Sachbuch, das sich vor allem an (angehende) Autor*innen richtet. Benedict Wells nimmt uns nämlich mit auf den Weg des Schreibens und Überarbeitens. Er verrät uns nicht nur, wie er beim Schreiben und Veröffentlichen vorgeht, sondern hat auch einige Fachbücher zum Thema Schreiben gelesen und hinterfragt das Fachwissen.

Was mir an dem Inhalt sehr gut gefallen hat war die Mischung aus Wells eigenen Erfahrungen und auch den Informationen anderer Autor*innen. Benedict Wells klärt schnell, dass wir unseren eigenen Weg beim Schreiben finden und es nichts hilft, sich die Gewohnheiten anderer Autor*innen anzueignen, wenn wir nicht damit zurechtkommen.

Das Hörbuch ist sehr gut strukturiert. Die Kapitel sind nicht zu lang, sodass mir der Überblick nicht verloren ging. Benedict Wells beginnt mit einem kleinen biografischen Teil. Da sich der Großteil des Hörbuches aber um das Schreiben an sich dreht, ordne ich das Hörbuch nicht dem Genre Biografie, sondern Sachbuch zu. Ich finde es immer spannend zu hören, was im Leben anderer Autor*innen dafür gesorgt hat, mit dem Schreiben anzufangen.

Mich faszinierte Wells Durchhaltevermögen. Dennoch wäre ich gern ins Hörbuch geschlüpft und hätte seinem früheren Ich empfohlen, einen Kurs im Kreativen Schreiben oder auch einen Kurs zum Thema Romane schreiben zu besuchen, um dort schon mal Grundlagen mitzubekommen, in der Hoffnung, dass ihm das beim Finden seines Weges hilft.

Benedict Wells hat in Die Geschichten in uns einige Fakten zum Thema Schreiben geliefert, die ich bereits kannte. Das liegt aber vor allem daran, dass ich bereits ein paar Schreibratgeber gelesen habe und schon einige Fortbildungen und Diskussionsrunden mit Autor*innen besucht habe. Wer noch keine Ahnung vom Thema Schreiben hat und ein Fan von Benedict Wells ist, findet mit diesem Hörbuch bestimmt gute Grundlagenliteratur.

Die Reflexion

Bei Sachhörbüchern finde ich den Punkt der Reflexion wichtig. Geht es Autor*innen lediglich darum, recherchierte Informationen weiterzugeben? Oder setzen sie sich mit dem erarbeiteten Inhalt auseinander und stellen vielleicht auch den ein oder anderen Punkt in Frage?

Benedict Wells geht nicht nur reflektiert an den biografischen Teil, sondern auch an die Anfänge seines Schreibens heran. Ich bin sehr froh, dass er offen damit umgeht, weil das angehenden Autor*innen die Illusion nimmt, gleich mit dem ersten Entwurf einen Bestseller geboren zu haben.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch wurde ungekürzt und ausschließlich als Hörbuch-Download im Diogenes Verlag produziert. Etwas traurig bin ich schon, dass diesmal keine schicke CD-Box neben den anderen Wells-Titeln in mein Hörbuchregal einziehen darf.

Dennoch bin ich froh, dass der Titel offiziell ungekürzt produziert wurde. Das Wort offiziell ergibt sich daraus, dass einige Stellen nicht oder nur schwer hätten im Hörbuch vertont werden können. Gerade wenn es um die Textwerkstatt geht, Wells seinen Text auseinandernimmt und vieles durchgestrichen wird.

Das ist tatsächlich auch mein einziger kleiner Kritikpunkt an der Hörbuchgestaltung: Ich kann gut nachvollziehen, dass es eine echte Herausforderung ist, einen lektorierten Text zu vertonen. Dennoch hätte ich mir hier ein bisschen mehr Kreativität gewünscht. So hätte man Textstellen vielleicht Stück für Stück lesen können oder die Sätze miteinander vergleichen können. Man fängt beispielsweise mit dem Original-Satz oder Absatz an und liest anschließend den überarbeiteten Satz oder Absatz. So stehen die beiden Sätze bzw. Absätze im direkten Vergleich zueinander.

Das Hörbuch wird von Benedict Wells gelesen, der bei seiner Lesung eine tolle Mischung aus gesprochener Sprache und schriftlicher Sprache nutzt. Manchmal liest er uns den Inhalt vor. An anderen Stellen hingegen hatte ich das Gefühl, dass er uns seine Geschichte erzählt, so als säße er uns gegenüber. Sein rollendes R, das er gleich im Intro ankündigte, störte mich überhaupt nicht.

Was mir sehr gut gefallen hat war, dass die Kapitelüberschriften mit vorgelesen wurden. Gerade bei Sachhörbüchern teile ich mir das Hörbuch gern in Kapitel ein. Hier war auch der Vorteil, dass die Tracks jeweils mit einem neuen Kapitel begonnen haben und so nicht mitten im Track ein neues Kapitel angefangen wurde.

Der Schreibstil

Was ich an Benedict Wells Schreibstil mag ist die Mischung aus eigener Meinung und eigenen Gedanken und den bisher recherchierten Infos. Er hat einen angenehmen und auch verständlichen Schreibstil und wirft hier nicht mit Fachbegriffen um sich, die unerklärt zurückbleiben.

Sehr froh war ich auch, dass Benedict Wells Entwürfe seiner eigenen Texte mit uns teilt. Leider habe ich noch nicht alle Titel gelesen, kann mir aber gut vorstellen, dass angehende Autor*innen, die bereits mehr Titel von Wells kennen, mit den Entwürfen und dem im Vergleich fertigen Buch viel anfangen können.

Gesamteindruck

Wenn ihr euch mehr mit dem Thema Schreiben beschäftigen wollt, aber noch nicht so recht wisst, wie ihr am besten anfangen sollt, ist Die Geschichten in uns eine tolle Einstiegslektüre. Hier liefert euch Benedict Wells nicht nur interessante Grundlagen, sondern verrät auch, wie er beim Schreiben vorgegangen ist.

Kurzum: Ein Hörbuch, das ich allen Schreibenden weiterempfehlen möchte.

Infos zum Hörbuch

Die Geschichten in uns
Geschrieben von: Benedict Wells
Gelesen von: Benedict Wells
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Benedict Wells als Autor und als Sprecher.

____________________________

Dieses Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Schreibe einen Kommentar

Wenn Du einen Kommentar abgibst, werden die eingegeben Daten und Deine IP-Adresse gespeichert. Die E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Datenspeicherung findest Du in meiner Datenschutzerklärung