Wie war’s bei Pinot and Rock 2024?

Gelbe Fläche, die mit einem Reißverschluss aufgezogen wird. Heraus schaut eine große Menschengruppe, die wir aus der Vogelperspektive sehen. Auf der gelben Fläche steht: Zurückgeblickt.
Foto: Emma Zecka

Hallo zusammen,

die Festival Saison hat begonnen. Von Donnerstag den 04. Juli bis Sonntag den 07. Juli feierte in Breisach das Pinot and Rock Festival Premiere. Heute nutze ich die Gelegenheit um euch von dem Festival zu erzählen und euch hoffentlich zu motivieren, nächstes Jahr auch vorbeizuschauen.

Ich erzähle euch von meinen Highlights und einer musikalischen Neuentdeckung. Aber lest am besten selbst.

Das Logo von Pinot and Rock.
Bild von: Pinot and Rock GmbH

Was ist Pinot and Rock?

Pinot and Rock verbindet, wie der Name schon erahnen lässt, gute Musik mit guter Kulinarik. Fritz Keller, Winzer, ehemaliger DFB-Präsident und ehemaliger Präsident des SC Freiburgs, besitzt nicht nur ein Restaurant am Kaiserstuhl, sondern ist auch ein Freund guter Musik. Das Format, das bei Pinot und Rock umgesetzt wird, entdeckte er in den USA. Ihm gefiel die Idee so gut, dass er das Konzept unbedingt am Kaiserstuhl umsetzen wollte.

Mit verschiedenen Bereichen, sowohl für Musik als auch Kulinarik, verbindet Pinot and Rock sowohl Musik als auch Genuss.

Mehr Infos über Pinot and Rock findet ihr im Web oder bei Instagram.

Das Festivalgelände

Neben zwei Bühnen auf denen an vier Tagen Musik gespielt, oder auch Fußball gezeigt wurde, gab es eine Wine und Dine Area, in der verschiedene Winzergenossenschaften ihre Weine, oder Produkte aus der Region präsentierten, sowie eine Grill and Chill Area, in der man sich eine Auszeit von dem bunten Treiben auf dem Festivalgelände gönnen konnte.

Das Wort Area klingt für mich so, dass diese Bereiche sehr viel Raum brauchen. Ich befürchtete vorab, dass es, ähnlich wie bei den Buchmessen am Messewochenende, ein Geschiebe und Gedränge geben würde.

Tja, da habe ich die Rechnung ohne den Veranstalter gemacht. Das Festivalgelände war so aufgebaut, dass sich die Besuchenden sehr gut verteilt haben und man – zumindest am Donnerstag und Freitag – gut überall hinkam. Während es bei dem Essensstand, den wir am Donnerstag nutzten, noch kleinere Abstimmungsschwierigkeiten gab, hatten sie am Freitag den Dreh raus, sodass es keine Konflikte unter den Wartenden gab.

Neben den Ständen für die Kulinarik durften natürlich auch die Bühnen nicht fehlen, an denen Musik gespielt werden sollte. Wie es sich für ein Festival in Südbaden gehörte, bekamen die Bühnen selbstverständlich passende Namen. Der Vorteil von beiden Bühnen war, dass sie nicht weit auseinander lagen und man gut zwischen den Bühnen wechseln konnte. Vorausgesetzt natürlich, man war nicht in den vorderen Reihen.

Die Badenbühne

Die Badenbühne ist die Hauptbühne des Pinot and Rock Festivals und gefühlt wirklich groß. Das Programm der Badenbühne konnte von den VIP Parkplätzen gut gehört werden, was die Vorfreude auf den Festivaltag auch ordentlich ankurbelte. Zumindest bei mir.

Was mich am Donnerstag etwas erstaunte war wie nah wir an die Bühne herankommen konnten. Das gab mir das Gefühl, dass zumindest bei den ersten beiden Konzerten noch nicht viel los war. Anhand des Publikums konnte man aber hören, dass die Stimmung ganz vorne ziemlich gut war. Auch anhand der Berichterstattung wurde deutlich, dass das Festival mit einigen tausend Besuchenden auf breites Interesse stieß und sich die Menschen auf dem Gelände vermutlich einfac nur sehr gut verteilten.

Der Bereich für Menschen mit Behinderung

Die Badenbühne als Hauptbühne war auch mit einer Tribüne für Menschen mit Behinderungen ausgestattet. Die Tribünen, die auch gern Rollitribünen genannt werden, weil sie überwiegend von Rollstuhlfahrenden genutzt weden, lag bei der Badenbühne verhältnismäßig weit hinten. Ich befürchtete zuerst, dass sich das auch auf die Musik auswirkt und man von dort aus nicht viel mitbekommen würde. Falsch gedacht. Die Musik war so laut, dass sie auch gut auf der Tribüne spürbar war.

Außerdem fand ich den Aufbau der Tribüne ziemlich clever. Normalerweise gibt es eine Rampe, die auf einen erhöhten Bereich führt, der dann erhöht aber auf einer Ebene gehalten ist. Hier hingegen, gab es eine Rampe und mehrere Etagen. Wer auf der unteren Etage war, versperrte den Leuten, die auf der oberen Etage waren, nicht die Sicht. Ich hoffe, dass bei den zukünftigen Festivals an diesem Aufbau festgehalten wird.

Die Kaiserstuhl Bühne

Die Kaiserstuhlbühne war die Nebenbühne auf der Künstler*innen Raum bekamen, die noch nicht so bekannt waren. Im Gegensatz zur Badenbühne war die Kaiserstuhlbühne deutlich kleiner und enthielt auch keine Rollitribüne. Hinzu kam auch, dass nachmittags die Sonne auf die Bühne schien, was eine Band humorvoll mit Es fühlt sich ein bisschen an wie in der Sahara, kommentierte.

Die Musik

Das Tolle an der Belegung der Bühnen war, dass die Musiker*innen nicht immer zeitgleich auftraten. Mal begann das Programm auf einer Bühne eine halbe Stunde später. Mal lag eine halbe Stunde oder eine ganze Stunde zwischen den Konzerten, sodass genug Zeit blieb, sich zwischendurch noch etwas zum Essen zu besorgen oder sich auf das nächste Konzert vorzubereiten.

Hinzu kam auch, dass es kein paralleles Angebot zu den Hauptacts, am Donnerstag Pete Fox und am Freitag Die Fantastischen Vier, gab. So musste sich das Publikum nicht entscheiden, welche Konzerte besucht weden sollten.

In diesem Abschnitt erzähle ich euch von den Konzerten, die ich voll oder teilweise besucht habe. Wer meine Konzertberichte kennt, weiß, dass ich am Ende der Abschnitte eine Setlist, also die Liste der gespielten Lieder, aufliste.

Diesmal gibt es nur eine Setlist von dem Konzert von Peter Fox und dem Konzert der Fantastischen Vier, weil ich alle anderen Gruppen oder Sängerinnen zu wenig kenne, um eine ordentliche Setlist liefern zu können.

Kleinlaut muss ich gestehen, dass ich in den ersten Stunden des Festivals musikalisch etwas erschlagen war. Unser Festival Donnerstag begann mit Loi und Alli Neumann, die beide tolle Songs mitbrachten. Dennoch kam mir die Musik laut vor, wobei ich nicht denke, dass es eine falsche Einstellung der Technik, sondern eher eine Überforderung von mir war.

Loi steht auf der Badenbühne und singt.
© Reiner Pfisterer

Loi

(Donnerstag 04. Juli, 17:00 – 18:00 Uhr Badenbühne)

Loi, die eigentlich Leonie Greiner heißt, sprang spontan für eine erkrankte Rapperin ein. Loi nahm 2017 an der Castingshow The Voice Kids teil und schaffte es auch ins Finale. Nach ihrer Teilnahme konzentrierte sie sich aber erst auf das Abitur und begann nebenher zum Ausgleich Videos auf TikTok zu veröffentlichen, wie beispielsweise Coversongs oder auch mal ein gesungenes Rezept. So wurde sie bundesweit bekannt.

Mehr Infos über Loi findet ihr auf ihrer Website oder auf ihrem Instagram Account. Ihre Musik könnt ihr bei Spotify entdecken.

Sehr überrascht war ich von ihrer hellen und kräftigen Stimme sowie der klaren Aussprache. Was mir an dem Arrangement ihrer Lieder gefällt ist, dass es kein elektronischer Sound ist, sondern das Arrangement Lois Stimme untermalt, aber kein lauter Beat im Vordergrund steht, der alles andere in den Hintergrund drängt.

Die Lieder, die sie spielte, waren eine bunte Mischung aus schnellen Songs zum mittanzen wie beispielsweise Gold, und der ein oder anderen Ballade wie Melody. Nicht fehlen durfte ihr Cover von Blinding Lights, das ihr bei TikTok zahlreiche Klicks und somit eine große Reichweite bescherte.

Loi machte auf mich den Eindruck, dass sie gern auf der Bühne steht und keine Angst vor dem Publikum hat. Sie steckte mit ihrer guten Laune an und sorgte dafür, dass ich neugierig auf weitere Lieder von ihr wurde. Wer die Möglichkeit hat die Sängerin live zu erleben, sollte das unbedingt nutzen.

Alli Neumann auf der Bühne.
© Paul-Gärtner

Alli Neumann

(Donnerstag 04. Juli, 18:30 – 19:30 Uhr, Badenbühne)

Alina Bianca Neumann, welche die meisten von euch vor allem unter ihrem Spitznamen Alli Neumann kennen, trat bereits als Jugendliche in Pflegeheimen oder auf Stadtfesten auf.

Dort sang sie sowohl deutschsprachige als auch englischsprachige Lieder. Ich entdeckte sie durch ihre Teilnahme bei Sing meinen Song – Das Tauschkonzert.

Alli Neumann gründete ihr eigenes Label um ihre Musik unabhängig zu veröffentlichen.

Mehr Infos findet ihr auf ihrer Website oder auf ihrem Instagram Account. Ihre Musik könnt ihr bei Spotify entdecken.

Alli Neumann hat eine tiefe, rauchige Stimmfarbe. Ihre Lieder haben ein vergleichsweise ruhigeres Arrangement. Ihren Auftritt eröffnete sie mit Bittersüßes Leben, das mich aufgrund seines Arrangements überzeugte und auf mich den Eindruck machte, dass uns eine tolle Stunde erwartete.

Bike Boy ist ein gutes Beispiel für das gemütliche, aber trotzdem nicht langweilige Arrangement ihrer Lieder. Was für Alli Neumanns Wiedererkennungswert sorgt, ist nicht nur ihre Stimmfarbe, sondern auch ihre Art zu singen. Die letzten Silben zieht sie in die Länge, aber nicht so, dass es unangenehm wirkt. Stattdessen zeigt sie dadurch, wie viel Kraft in ihrer Stimme steckt. Mit Liedern wie Keine Zeit beweist sie, dass sie auch Liedern mit einem schnelleren Arrangement gewachsen ist.

Kurzum: Eine sehr sympathische Sängerin, die wie Loi, Spaß auf der Bühne hat und das liebt, was sie tut.

Black Sea Dahu auf der Bühne.
© Paul-Gärtner

Black Sea Dahu

(Donnerstag 04. Juli, 19:00 – 20:30 Uhr, Kaiserstuhlbühne)

Nach den Konzerten von Loi und Alli Neumann suchten wir etwas Ruhigeres und wurden spontan fündig. Black Sea Dahu reiste extra aus der Schweiz an um ein paar Lieder zu performen.

Der Musikstil der Band ist Indie-Pop bzw. Folk. Die Band ist seit 2012, früher noch unter einem anderen Namen, aktiv. Was mir sofort gefiel war die Mischung aus ruhigem, aber trotzdem nicht austauschbaren Arrangement und der guten, klaren Stimme der Sängerinnen.

Mehr Infos über die Band findet ihr auf ihrer Website und auf Instagram. Bei Spotify könnt ihr in die Musik von Black Sea Dahu reinhören.

Peter Fox auf der Badenbühne.
© Reiner Pfisterer

Peter Fox

(Donnerstag 04. Juli 20:30 – 22:00 Uhr)

Sehr gefreut habe ich mich, dass das Team von Pinot and Rock Peter Fox erneut nach Südbaden holte. Erst im vergangenen Jahr trat der Berliner auf dem Freiburger Münsterplatz auf.

Als ich ihn als Teil der Band Seeed 2013 bei Rock im Park das erste Mal live erlebte, rechnete ich nicht damit, dass das so bald wieder passieren würde. Umso mehr freut es mich, dass ich Pete Fox nun schon das dritte Mal live erleben durfte.

Mit Seeed ist er seit Ende der 1990er Jahre aktiv. 2008 veröffentlichte Peter Fox sein erstes Soloalbum Stadtaffe und verabschiedete sich kurz danach wieder als Solokünstler, weil ihm die Aufmerksamkeit um ihn als Künstler zu viel wurde. 2023 änderte er seine Meinung und veröffentlichte sein zweites Album Love Songs.

Mehr Infos über Peter Fox findet ihr auf seiner Website, oder auf seinem YouTube Kanal. Mehr Infos über Seeed findet ihr auf der Website der Band. Die Musik von Peter Fox findet ihr bei Spotify, ebenso wie die Musik der Band Seeed.

Vielleicht klingt es etwas fies, aber in diesem Fall erlebte ich es als Vorteil, dass Peter Fox bisher zwei und nicht mehrere Alben veröffentlicht hat. Da mir die Lieder des ersten Albums etwas besser gefallen, vielleicht auch, weil ich viele Erinnerungen damit verbinde, hoffte ich sehr, dass wir auch einige Lieder aus dem Album hören würden.

Peter Fox brachte eine bunte Mischung an Liedern mit. Er spielte nicht nur altbekannte Songs wie Schwarz zu blau, Alles neu, oder Stadtaffe in einer Reggae Version. Auch die neuen Lieder wie Toast oder Weiße Fahnen durften nicht fehlen. Außerdem schmuggelte er auch ein paar Lieder der Band Seeed ins Programm wie beispielsweise Augenbling oder Lass sie geh’n.

Was mir an der Setlist sehr gut gefiel ist, dass Peter Fox seine musikalische Vielfalt zeigen konnte. Es gab schnelle Lieder zum mittanzen, aber auch ruhigere Balladen. Nicht zu vergessen die Lieder, die er in anderen Versionen spielte.

Im Vergleich zum Auftritt auf dem Freiburger Münsterplatz hatte ich den Eindruck, dass Peter Fox in Breisach etwas gesprächiger war. So erzählte er von einer Weinprobe, wobei wir uns nicht sicher waren, ob diese Weinprobe wirklich stattgefunden hatte, oder er uns gerade ein Märchen erzählte.

Peter Fox auf der Bühne. Vor ihm ist Publikum zu sehen.
© Paul-Gärtner

Als er bei einem Lied ein paar Zuschauende aus dem Publikum auf die Bühne holte, drehte er sich während eines Songs zu einem Zuschauer um und fragte ihn, wen er da eigentlich filme.
Der junge Mann gestand, dass er ein sehr großer Fan von Peter Fox Musik sei und sie jeden Tag rauf und runter hörte. Das hat mich sehr gefreut, weil es mir zeigt, dass nicht nur meine Generation etwas mit den Liedern von Peter Fox anfangen kann.

Kurzum: Wenn ihr einen Sänger sucht, der neben einer guten Stimme auch eine ziemlich geniale Band mitbringt, rate ich euch dringend, ein Konzert von Peter Fox zu besuchen.

Die Setlist: Toast, Vergessen wie, Ein Auge blau, Weiße Fahnen, Kopf verloren, Lok auf zwei Beinen, Schwarz zu blau, Augenbling (Lied von Seeed), Disney, Lass sie geh’n (Lied von Seeed), Steady Queen, Ticket (Lied von Seeed), Gegengift, Morgen over (von Benji), Kein Regen in Dubai, Toscana Fanboys, Tuff Cookie, Schüttel deinen Speck, Zukunft Pink, Stadtaffe (in einer Reggae Version), Alles neu, Haus am See,

Milky Chance auf der Badenbühne.
© Reiner Pfisterer

Milky Chance

(Freitag 05. Juli, 18:30 – 20:00 Uhr, Badenbühne)

Die Band Milky Chance besteht aus Clemens Rehbein (Sänger) und Philipp Dausch. Die beiden Freunde machten schon während ihrer Schulzeit gemeinsam Musik. Laut Wikipedia nennt sich der Musikstil der Band Folktronica.

Rehbein schreibt die Songs von Milky Chance selbst. So auch den Hit Stolen Dance, der die Band bundesweit bekannt machte.

Mehr Infos über Milky Chance findet ihr auf der Website der Band und ihrer Instagram Seite. Die Musik von Milky Chance gibt es bei Spotify zu hören.

Die Lieder von Milky Chance klingen für mich sehr ähnlich. Sie zeichnen sich durch längere Instrumentalteile aus, entweder in Form eines Intros, oder einem längeren Instrumentalteil im Lied. Clemens Rehbeins tiefe Stimme hat einen Wiedererkennungswert. Dennoch hatte ich beim Konzert Mühe ihn zu verstehen. Ich hatte den Eindruck, dass er viele Wörter durch seine Art zu singen in die Länge zieht, oder sehr viel vernuschelt.

Wer den Musikstil der Band mag, kommt da natürlich voll auf seine Kosten. Ich hingegen wünschte mir verschiedene Facetten der Band kennenzulernen. Jedoch kann es auch ein Vorteil sein, den eigenen Stil gefunden zu haben und auch zu wissen, welche Art von Musik die Fans hören wollen.

Milky Chance hatten es nicht leicht. Sie traten nämlich indirekt gegen die deutsche Nationalmannschaft an. Während die Band einen Song nach dem anderen spielte, versuchte sich die deutsche Nationalmannschaft einen Platz im Halbfinale zu erspielen. Milky Chance bedankte sich bei den Zuschauenden, dass wir ihnen den Vorzug gaben.

Dennoch hatte ich nicht den Eindruck, dass die Band groß mit dem Publikum interagierten, sondern ihren Auftritt mehr abarbeiteten. Bei einem Lied holten sie Leute auf die Bühne, jedoch machte es auf mich mehr den Eindruck einer routinierten Aktion, weil sie wissen, dass dieses Angebot aktuell ziemlich gefragt sei.

Mir blieb die Band etwas fremd und ich konnte auch mit dem Musikstil nicht viel anfangen. Nach 15 Liedern beschloss ich weiterzuziehen. Dennoch bin ich froh, Milky Chance einmal live erlebt zu haben, um nun mehr Lieder als Stolen Dance von ihnen zu kennen.

Die Fantastischen Vier auf der Badenbühne.
© Reiner Pfisterer

Die Fantastischen Vier

(Freitag 05. Juli, 21:00 – 22:30 Uhr, Badenbühne)

Wer sich mit HipHop beschäftigt, wird an den Fantastischen Vier nicht vorbeikommen. Die Band besteht aus den Mitgliedern  Bernd Schmidt (Smudo), Thomas Dürr (Hausmeister Thomas D), Michael Beck (Michi Beck) und  Andreas Rieke (Andy Ypsilon), welcher die Band produziert.

Die Fantastischen Vier gründeten sich am 07. Juli 1989 und wiesen übrigens mehrfach während des Konzertes auf ihr diesjähriges 35-jähriges Bandjubiläum hin. Mit ihrem Hit Die da?! waren sie die erste HipHop Band, die es mit einem deutschsprachigen Lied in die Charts schaffte.

Mehr über Die Fantastischen Vier erfahrt ihr auf ihrer Website und ihrem Instagram Account. Musik der Fantastischen Vier findet ihr auf ihrem YouTube Kanal oder bei Spotify.

Sehr lange war ich mir unsicher, ob ich ein Konzert der Fanta 4, wie die Band auch genannt wird, besuchen wollte. Mit dem HipHop Genre stehe ich etwas auf Kriegsfuß. Oft begegnen einem eingängige Beats von Rappenden, die eine unschöne, oft beleidigende Sprache mitbringen. Hinzu kommt auch, dass ich nur wenigen Rappern wirklich folgen kann. Bei den meisten schalte ich nach 2-3 Wörtern ab.

Anders ist es aber bei den Fantastischen Vier. Sie überzeugen nicht nur mit originellen Texten, sondern bringen auch immer wieder den ein oder anderen Wortwitz ein. Und genau das liebe ich.

Die Fantastischen Vier auf der Bühne. Davor ein begeistertes Publikum.
© Paul-Gärtner

Schon mit ihrem ersten Lied MfG – Mit freundlichen Grüßen merkte ich, dass meine Sorge, ein zweistündiges HipHop Konzert nicht zu überstehen, völlig unbegründet war.

Sehr überrascht war ich durchweg von der guten klaren Aussprache der vier Stuttgarter. Jedes Lied brachte zudem einen eigenen, individuellen Rhythmus mit. Nicht zu verwechseln mit den Beats, die heutzutage vor allem durch einen zu lauten Bass zu erkennen sind.

Die Lieder der Fantas lassen sich nicht in einen Topf werfen, sondern jedes Lied klingt anders. Da wären beispielsweise bei Hitisn die Bläser im Intro, bei Ernten was wir säen die Gitarre, die dem Lied eine kleine Rock-Note gibt und mit Sie ist weg zeigen die HipHopper, dass sie auch so etwas wie HipHop Balladen können (falls man das überhaupt so nennen kann). Die Musik lädt nicht nur zum mitsingen (oder rappen?) ein, sondern auch zum mittanzen.

Anhand der Setlist wird deutlich, dass auch die Fantas einige Lieder mitgebracht hatten. Dennoch gab es immer Raum für Gespräche zwischendurch, die zum einen deutlich machten, wie gut sich die Bandmitglieder verstehen und zum anderen wie sehr sie es genossen auf der Bühne zu sein, auch wenn Michi Beck mehrfach darauf hinwies, dass der Schmerz über das EM-Aus der Deutschen Nationalmannschaft noch tief sitze, abe das Konzert sehr gut ablenke.

Smudo nutzte die Gelegenheit politisch Stellung gegen Rechtsradikale zu beziehen. Er machte zum einen auf eine Initiative aufmerksam, die sich gegen Rechtsradikale engagiere und bat zum anderen darum, dass sich das Publikum nicht von den Ideologien Rechter beeinflussen lassen solle.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob Politik in ein Konzert gehört. Anhand der Ergebnisse der Europawahl finde ich es schon. Es ist nicht leicht Stellung zu schwierigen Themen zu beziehen, gerade wenn man Künstler*in ist, um die eigene Sicherheit oder Folgen für die Karriere fürchten muss. Dennoch lässt sich Smudo davon nicht entmutigen und sagt was er denkt.

Aber nun zurück zur Musik. Eigentlich hatte ich überlegt, bei einer 35-jährigen Bandgeschichte in die Alben der Fantastischen Vier reinzuhören. Immerhin haben sie einige Lieder zur Auswahl, die sie bei einem Konzert spielen können. Zeitlich bin ich nicht dazu gekommen, was aber überhaupt nicht schlimm war.

Sehr gefreut habe ich mich nämlich, dass einige Lieder aus meinem Lieblingsalbum Fornika Platz in der Setlist fanden, ebenso wie bekannte Hits wie Troy oder Was geht, bei dem ich bisher nur den Refrain kannte. Die Fantas wiesen darauf hin, dass im Oktober ihr neues Album erscheint. Deswegen brachten sie mit 44.000 People direkt eine neue Single mit, die demnächst veröffentlicht wird und mich neugierig auf das neue Album machte.

Alles in allem war ich sehr positiv überrascht von diesem Konzert und hoffe, dass die Fantas noch einige Jahre die Bühnen unsicher machen und uns mit toller Musik beschenken werden.

Die Setlist: MfG, Dane, Tunnel, Was geht?, Hausmeister Thomas D., Yeah, yeah, yeah, 44.000 People, Einfach sein, Smudo in Zukunft, Gebt uns ruhig die Schuld, Der Picknicker, Hitisn, Tag am Meer, Krieger, Sie ist weg, 25, Troy,
Zugabe: Ernten was wir säen, Die da?, Zusammen (im Original mit Clueso).

Von positiven Dingen und Problemen in der Feinabstimmung

Irritation bezüglich der Barrierefreiheit

Die Festivaltickets für Donnerstag und Freitag lagen seit Monaten bereit und warteten auf ihren Einsatz. Die Vorfreude stieg von Woche zu Woche an. Am Donnerstag, kurz vor der Abfahrt, gab es die erste Irritation: Wir hatten uns eine Parkplatzkarte gebucht, um vor Ort am Festivalgelände parken und nicht mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu müssen.

Auf der Website stand, dass Menschen, die einen Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen „B“ besitzen, direkt neben den Promis auf dem VIP Parkplatz parken könnten. Der Vorteil war, dass der Parkplatz am nächsten am Festivalgelände liegt. Voller Vorfreude über wenig Fußmarsch verkündete ich die große Botschaft und bekam einen kritischen Blick zur  Antwort mit dem Verweis, dass Menschen mit Behinderung ein eigenes Parkplatzticket hätten kaufen müssen.

Und tatsächlich: Bei der Buchung der Parkplatztickets gab es drei Optionen: VIP-Parkplatz, Parkticket für Besuchende und ein Parkticket für Menschen mit Behinderungen. Es stand also Aussage gegen Aussage. Kurzerhand entschieden wir auf volles Risiko zu gehen: Einfach mal hinfahren und im Zweifelsfall einen größeren Fußmarsch in Kauf nehmen.

Vor Ort klappte dann alles wie am Schnürchen. Mein Schwerbehindertenausweis und das Parkticket für normalsterblich Besuchende reichte aus, um uns einen Parkplatz in der Nähe des Festivalgeländes zu sichern. Und das gleich an beiden Tagen.

Am Festivalgelände angekommen, landeten wir gleich am Einlass für Menschen mit Behinderung. Hier fragten wir direkt nach der Rollitribüne und bekamen Fragezeichen und hilflose, aber freundliche Gesten zur Antwort. Ein paar Security Männer später, landeten wir schließlich beim Chef der Security Gruppe, der uns den Weg zeigte. Dass nicht jede*r Mitarbeiter*in alle Informationen haben kann, ist nachvollziehbar. Dennoch wäre es toll, wenn die Mitarbeitenden am Einlass für Menschen mit Behinderung wichtige Infos wie Zugang zum barrierefreien WC oder den Zugang der Rollitribüne auf dem Schirm hätten.

Die Sache mit dem Wasser

Auf der FAQ Seite der Website von Pinot and Rock sowie in einem Artikel der Badischen Zeitung wurde darauf hingewiesen, dass es vor Ort Möglichkeiten gäbe, Wasser aufzufüllen. Im Artikel der Badischen Zeitung wurde sogar darauf hingewiesen, dass man 0,3 l Plastikflaschen auf das Festivalgelände mitbringen dürfe, was mich schon sehr erstaunte, da Flaschen auf einem Festivalgelände meistens verboten seien.

Als wir vor Ort den Infostand ausfindig machten, bekam ich mit, wie ein Herr vor uns ebenfalls nach den Wassertanks fragte. Als wir dann an der Reihe waren, stießen wir auf eine genervte Frau, die bekräftigte, dass es keine Auffüllmöglichkeiten auf dem Gelände gebe und schon gar keine Wasserflaschen erlaubt seien. Wahrscheinlich gab sie diese Antwort wie ein Mantra schon gefühlt den ganzen Tag lang. Wir zogen also wieder ab und waren etwas verwundert über diese Info.

Sehr praktisch fand ich, dass auf dem gesamten Festivalgelände bargeldlos bezahlt werden konnte, was bei uns an beiden Tagen auch sehr gut funktionierte.

Im Endeffekt glaube ich, dass es vor allem Probleme in der Feinabstimmung, insbesondere dem Briefing der Mitarbeitenden gab. Das sind aber alles Dinge, die mit Sicherheit kein Thema mehr sind, sobald es eine Routine bei Pinot and Rock gibt. Wir haben jedenfalls den Rollstuhlbereich gefunden und sind vor Ort auch nicht verdurstet.

Kleine Funfacts

Da ich nicht viel zur Stimmung schreiben kann, weil sie sich mit dem Wort GROSSARTIG denke ich ganz gut zusammenfassen lässt, habe ich mir nun ein, zwei lustige Situationen für diesen Abschnitt aufgehoben.

Die erste Situation stammt aus dem Konzert von Peter Fox. Er fragte eine Zuschauerin woher sie denn komme. Sie erklärte stolz: Endingen. Die Menschen aus Südbaden, insbesondere der Kaiserstuhl Region, werden wissend nicken. Ich habe mich zudem gefreut, dass sie im Gegensatz zu anderen Festivals wohl keine lange Anreise gehabt habe.

Der Berliner Sänger aus der Großstadt hingegen, drehte sich zu einem anderen Zuschauenden und fragte: Kommst du aus Beginningen?

Es brauchte schon ein paar Sekunden bis ich den Witz verstand. Dann fand ich ihn aber lustig, was sich auch leicht sagen lässt, da ich nicht aus Endingen komme.

Kommen wir nun zur zweiten Situation: Als wir am Freitagmorgen nochmal einen Blick auf den Stundenplan warfen, in dem alle Konzerte aufgelistet waren, fiel meiner Begleitung die Band Tulpe auf. Er meinte nur: Um 22:00 Uhr spielen dann Narzissen. 

Mein Fazit

Das Pinot and Rock Festival ist aus meiner Sicht mehr als gelungen. Die Stimmung war gut, das Programm war vielfältig. Etwas traurig war ich, dass ich am Festivalsonntag nicht dabei sein konnte, da hier neben Nico Santos und Sarah Connor auch Bahar, Sängerin und ehemaliges Monrose-Mitglied ihre neuen Songs performte. Ich hoffe jedenfalls, dass ich die Sängerin bald live erleben darf.

Etwas unsicher wurde ich bei einem Instagram Post des Pinot and Rock Teams. Hier hat sich das Team bei allen bedankt, die das Projekt möglich gemacht haben. Ich war verwirrt, weil von einem Projekt gesprochen wurde. Schließlich hoffe ich nach wie vor, dass es sich nur um den Auftakt eines zu etablierenden Festivals handelt.

Und Du?

Warst Du ebenfalls in Breisach vor Ort?

Wie hat Dir das Pinot and Rock Festival gefallen?

Was war Dein Festival Highlight?

 

4 Gedanken zu „Wie war’s bei Pinot and Rock 2024?“

  1. Wow! Vielen Dank für deinen ausführlichen Festival-Bericht. Da bekomme ich direkt Lust, auch mal solch ein Event zu besuchen. Leider war ich schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr auf einem Konzert. Für 2025 habe ich überraschenderweise Tickets für Dick Brave & The Backbeats ergattert, wobei aktuell ja eigentlich noch gar kein Comeback verkündet wurde.
    Alli Neumann habe ich vor einiger Zeit live im TV Studio bei einer Aufzeichnung von Joko & Klaas erlebt – da war sie mir nicht ganz so sympathisch.
    Bahar würde ich auch gern mal wieder live erleben.
    Danke fürs Mitnehmen!
    Liebe Blubbergrüße
    Anka

    Antworten
    • Liebe Anka,
      gerade bin ich wirklich beeindruckt, wie schnell Du den Festival-Bericht entdeckt hast. Gefühlt habe ich ihn doch gerade erst veröffentlicht. Es freut mich sehr, dass Dir der Artikel gefallen hat. Es war wirklich eine kleine Herausforderung manche Lieder im Nachhinein zu finden :).

      Stimmt, ich erinnere mich noch als Du erzählt hast, dass Du trotz Ticket-Chaos Karten für Joko und Klaas bekommen konntest. Das kommt mir noch gar nicht so lange her vor.
      Und hey, Dick Brave kann Dich nicht einfach so mit Tickets ködern und dann nicht auftreten. Das wäre ja wirklich unfair. Ich drücke die Daumen, dass Du Sasha in seinem „alten Ego“ live sehen darfst.

      Vielen Dank fürs Vorbeischauen und kommentieren!

      Bis bald,
      Emma

      Antworten
  2. Ja, das Pinot und Rock Festival, das Erste, ging gut über die Bühne. Emma, Du hast es ausführlich und exakt beschrieben. Also irgendswie war die Art und Weise des Festivals und der Flair und die Gegend und so, einzigartig. Hoffentlich bekommt das der Herr Keller-Fritz weiter so hin.
    Auf YouTube kann man das Festival googeln, eine nette überschaubare Zahl von Mitschnitten ist dort.
    Emma Zecka, die Fotos sind sehr gut rausgesucht !
    Adele,
    Klemens

    Antworten
    • Hi Klemens,
      vielen Dank für den Hinweis mit YouTube. Da habe ich noch gar nicht gestöbert, das setze ich spätestens fürs Wochenende mal auf meine To Do Liste.
      Beim Konzert von Peter Fox stand hinter mir so ein Herr, der ein paar Filmchen gemacht hat. Mal schauen, ob davon was online gegangen ist ;-).

      Und was die Bilder betrifft: Ich bin sehr froh, dass das Pinot and Rock Team allen die Bilder für die Berichte zur Verfügung gestellt hat. Wenn das Festival hoffentlich nächstes Jahr in die zweite Runde geht, überlege ich, ob ich mir einen Presseausweis beantrage. Aber mit der guten Qualität der Bilder kann ich natürlich nicht mithalten.

      viele Grüße

      Emma

      Antworten

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