Der Inhalt
Die Androidin Cinder hat es nicht leicht. Ihre Stiefmutter ist nicht nur ihr Vormund, Cinder ist im Grunde auch die Angestellte ihrer Stieffamilie. Als Mechanikerin hat sie sich einen Namen gemacht um etwas zum Familienunterhalt beizutragen. Als eines Tages Prinz Kai bei ihr auftaucht, weil seine Androidin kaputt gegangen ist, ahnt Cinder noch nicht, dass sie damit in eine gefährliche Geschichte hineingezogen wird.
Den Anfang von Wie Monde so silbern fand ich wirklich stark. Ich wurde direkt in die Handlung hineingeworfen. Cinder ist nämlich auf dem Markt bei der Arbeit und bekommt einen neuen Fuß gebracht. Na, habt ihr auch schon die Cinderella Assoziation? Mir hat es viel Spaß gemacht die Parallelen zum Märchen im Inhalt zu suchen. Richtig interessant wurde es, als die Handlung eine eigene Dynamik entwickelt und Stück für Stück von dem Märchen abweicht. Allerdings befürchte ich, dass genau das an manchen Stellen auch mein Problem war.
Da es sich hier um den Auftakt einer Märchenadaption handelt, habe ich gehofft, dass zumindest das Aschenputtel / Cinderella Märchen im ersten Band abgeschlossen ist. Stattdessen lässt uns Marissa Meyer mit einem spannenden Cliffhanger zurück, der natürlich neugierig auf den nächsten Band der Reihe macht. Mein großer Vorteil ist, dass ich nicht auf den nächsten Band warten muss. Jedoch muss ich gestehen, dass meine Neugier begrenzt ist. Warum? Wie Monde so silbern ist nicht die erste Dystopie, die ich gehört habe.
Schon im ersten Band erfahren wir, dass Cinder eine wirklich schwere Aufgabe hat und da es vier Bände gibt, ahne ich, dass ich alle Bände hören muss, um zu erfahren, ob Cinder ihre Mission besteht und ich weiß nicht, ob ich motiviert genug dafür bin.
Die Figuren
Die Figuren lassen mich etwas unschlüssig zurück. Cinder als Hauptfigur hat Stärken und Schwächen, die Marissa Meyer gut herausarbeitet. Cinder ist handwerklich sehr begabt und ihre Familie ist auf ihr Einkommen angewiesen. Außerdem macht sie sich nichts aus dem glamourösen Leben am Palast. Dass bald ein wichtiger Ball stattfindet, ist ihr egal.
Ihre Schwäche ist dass sie Androidin ist und somit keine Rechte hat. Ein Geheimnis, das sie so gut es geht für sich behalten möchte. Aber das ist gar nicht so einfach. Gut umgesetzt hat Marissa Meyer wie Cinder nach Lösungen für Zwickmühlen sucht. Hier beweist sie, dass Cinder eine starke Hauptfigur ist und nicht darauf wartet, dass ihre Rettung vom Himmel fällt.
Dennoch habe ich Cinder über weite Teile der Handlung als sehr passiv erlebt, zwar nicht auf den Mund gefallen, aber eben doch mehr als Figur, die auf Situationen reagiert anstatt aktiv zu handeln.
Prinz Kai, aus dessen Perspektive ein Großteil der Handlung erzählt wird, ist sehr nachdenklich und zurückhaltend. Er wird vor eine schwere Entscheidung gestellt und fühlt sich sehr allein. Umso wichtiger ist ihm Cinders Meinung. Aber er versteht nicht, warum ihm die Mechanikerin aus dem Weg geht.
Wenn ich so über Prinz Kais Eigenschaften nachdenke, muss ich gestehen, dass mir nicht viele einfallen. Die Freiheit seines Heimatlandes ist ihm sehr wichtig. Um diese zu erhalten nimmt er ein großes Risiko auf sich. Dennoch finde ich nicht, dass er am Ende des ersten Bandes eine Entwicklung hingelegt hat.
Die Hörbuchgestaltung
Das Hörbuch wurde ungekürzt sowohl auf CD als auch als Download im HörbuchHamburg Verlag produziert. Es freut mich sehr, dass der Verlag hier an einer ungekürzten Ausgabe festgehalten hat. Das Hörbuch ist 2013 erschienen, also zu einer Zeit in der Verlage langsam anfingen, mehr ungekürzte Titel zu produzieren.
Vanida Karun liest den Reihenauftakt. Aufgrund ihrer hellen Stimmfarbe klingt sie sehr jung und passt somit sehr gut zu einem Jugendhörbuch. Ihre Interpretation war ein Grund, warum ich das Hörbuch gern gehört habe. Sie nimmt uns mit in die fiktive Welt, hat durch ihre Lesung dafür gesorgt, dass ich mir nicht nur die Handlungsorte, sondern auch die Figuren bildhaft vorstellen konnte. Durch ihre Betonung wurde die Atmosphäre der Handlung abgerundet. Hitzige Dialoge hat Vanida Karun schnell gelesen. Wenn es traurig wird, wurde sie leiser und langsamer.
Ein kleiner Funfact: Prinz Kai hat sie nicht wie den deutschen Vornamen, sondern wie das Wort „KI“ also die Abkürzung für künstliche Intelligenz ausgesprochen. Das fand ich einen unfreiwillig komischen Nebeneffekt.
Der Schreibstil
Marissa Meyer schafft es, mir aufgrund ihres Schreibstils einen schnellen Einstieg in die Handlung zu ermöglichen. Sie beschreibt Handlungsorte so, dass ich sie mir vorstellen kann, aber nicht so, dass ich mich in den Beschreibungen verliere und die Handlung aus den Augen verliere. In den Dialogen kommen die Konflikte, welche die Figuren austragen, gut heraus.
Dennoch hat mir im Schreibstil eine Steigerung gefehlt.
Interessant war Marissa Meyers Weltenaufbau. Sie wirft uns in die neue Welt hinein, erklärt nicht groß, was es mit technischen Neuerungen auf sich hat, sondern erläutert nur das, was wir brauchen, um die Handlung zu verstehen. So wissen wir beispielsweise, dass die Handlung nach dem Ende des vierten Weltkrieges spielt. Die Antwort auf die Frage, wie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch Leben auf der Erde möglich sein kann, bleibt sie uns schuldig. Dieses Detail ist aber auch nicht wichtig für die Handlung.
Gesamteindruck
Wie Monde so silbern ist der spannende Auftakt einer Reihe in der Märchenadaption mit Sciene-Fiction verbunden wird. Wenn ihr Fans von Reihen, insbesondere Dystopien, seid kommt ihr hier bestimmt auf eure Kosten.
Das Element der Märchenadaption, das zu Beginn der Handlung sehr gelungen eingebaut war, verlor für mich zunehmend an Bedeutung und die klassischen Elemente einer Dystopie kamen durch, was zwar nachvollziehbar für die Handlung war, aber für mich zu wenig ist, um die Folgebände bald hören zu wollen.
Infos zum Hörbuch
Wie Monde so silbern – Luna Chroniken 1
Geschrieben von: Marissa Meyer .
Es liest: Vanida Karun
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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