Stille blutet

Das Hörbuchcover von "Stille blutet" Band 1 der Mordgruppe 2 Reihe.
Bild von Argon Verlag

Der Inhalt

Fina fängt neu bei der Mordgruppe 2 der Wiener Polizei an, Ihr Kollege Oliver, mit dem sie die meiste Zeit zusammenarbeiten soll, gibt ihr immer wieder mit abfälligen Kommentaren zu verstehen, dass sie nicht zum Team gehört und sie keine ernstzunehmende Partnerin ist. Sie ist also ständig auf der Hut vor neuen Angriffen. Als wäre das nicht genug, muss Fina in ihrem ersten Fall gleich eine ganze Mordserie aufdecken. Das Ungewöhnliche: Die Ermordeten kündigen ihren Tod vorher an. Es begann mit Nadine Just, einer beliebten Fernsehmoderatorin, die in den Nachrichten von ihrem Tod sprach. Der Mordfall führt Fina in die Welt der Medienprofis und konfrontiert sie mit ihren eigenen Werten. Ein Verdächtiger scheint schnell gefunden. Aber von einem glaubhaften Motiv fehlt weit und breit jede Spur.

Die Handlung ist solide und bringt jede Menge Spannung mit sich. Während ich zu Beginn keine Ahnung hatte, wer hinter dem Mord an Nadine Just steckt, baut Ursula Poznanski nach und nach Hinweise in die Handlung ein und ich glaubte der Person, die für die Morde verantwortlich ist, dicht auf den Fersen zu sein. Doch als ich auf das ende zusteuerte, ahnte ich, dass alles ganz anders ist, als gedacht. Genau das wünsche ich mir eigentlich von einem Krimi. Wenn ich zum Schluss einen Aha-Effekt habe und sich die Puzzleteile zusammensetzen. Allerdings half mir mein Aha-Effekt für diesen Band nicht wirklich weiter, sondern legte eher Fährten zum zweiten Band. Denke ich zumindest.

Was die Auflösung betrifft, bin ich dennoch ein bisschen enttäuscht. Das Motiv ist zwar klar, aber mir wurde die Handlung trotzdem zu schnell aufgelöst. Eine Figur sitzt nämlich in der Falle und es scheint kein Entkommen zu geben. Doch dann löst sich das Ganze für mich zu plötzlich auf. Ich bin also sehr gespannt, ob wir im zweiten Band nochmal auf einige Figuren treffen werden, die in den Fall verwickelt sind.

Was die Figuren betrifft bin ich etwas hin- und her gerissen: Fina als Hauptfigur auch im Hinblick darauf, dass wir hier einen Reihenauftakt vor uns haben, finde ich sehr gelungen und interessant. Sie ist sehr aufmerksam, aber zurückhaltend, was dafür sorgt, dass sie immer wieder unzufrieden mit ihren Reaktionen auf bestimmte Situationen ist.
Was ich etwas schwierig fand war, dass Fina als Frau beschrieben wird, die dick ist und ich mir nicht sicher war, inwiefern ihre Unzufriedenheit auch daher rührt, dass ihr bewusst ist, dass sie dem klassischen Schönheitsideal nicht entspricht. Damit würde sie für mich aber einem Stereotyp entsprechen und ich hoffe daher sehr, dass es nicht auf eine stereotypische Entwicklung hinausläuft.

Die zweite Hauptfigur ist Tibor, der Ex-Freund von Nadine Just. Nachdem er gesehen hat, wie sie im Fernsehen ihren Tod ankündigt, macht er sich Sorgen um sie und das obwohl ihre Trennung alles andere als einfach war. Also fährt er zum Fernsehsender und wird unfreiwillig in die Ermittlungen hineingezogen. Neben Finas Perspektive erleben wir den Großteil der Handlung auch aus Tibors Perspektive. Das Interessante ist: Er als Figur war mir sehr sympathisch. Allerdings wird er von seinem Umfeld immer als unsympathisch und egoistisch beschrieben. Ich hingegen konnte nicht viel davon in ihm erkennen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass beide Wahrnehmungen etwas mehr zusammenpassen und ich nicht das Gefühl habe, dass die Beschreibungen seines Umfeldes ein bisschen an den Haaren herbeigezogen sind.

Die Nebenfiguren bieten ebenfalls viel Potenzial für eine spannende Reihe. Oliver, Finas Partner bei den Ermittlungen, scheint ein Typ zu sein, der nicht von vielen gemocht wird. Also haben wir hier den klassischen Antagonisten. Die anderen Teammitglieder sind Fina gegenüber sehr offen eingestellt und scheinen sie auch ernst zu nehmen. In Nebensätzen erfahren wir etwas über ihre Lebenssituationen, sodass es mir leicht gefallen ist, sie voneinander zu unterscheiden.
Außerdem gibt es da noch diese zwei Nebenfiguren von denen ich glaube, dass wir sie noch einmal wiedersehen werden. Ich bin wirklich gespannt, ob ich Recht behalten werde.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch ist sowohl gekürzt als CD als auch ungekürzt als Download im Argon Verlag produziert worden. Bei der gekürzten Version wurden Wiederholungen aus der Handlung gestrichen. Also beschloss ich, den Titel als gekürzte Fassung zu hören, damit die CD in mein Hörbuchregal einziehen konnte. Ich muss sagen, ich habe die Entscheidung nicht bereut. Stille blutet befindet sich in einer sehr schicken Digifile Hülle, die nicht zu schmal, aber auch nicht zu breit ist. Was mir gut gefällt ist die Höhe der Hülle. Es gibt Digifile Hüllen, die zu hoch für mein CD Regal sind, was dafür sorgt, dass die Hülle langfristig darunter leidet, weil ich sie immer etwas ins Regal quetschen muss.

Was die Kürzungen betrifft, hatte ich nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlt. Das Ende konnte ich zwar nicht nachvollziehen, glaube aber nicht, dass es etwas mit den Kürzungen zu tun hat.

Das Hörbuch wird von Julia Nachtmann gelesen, die ich als Sprecherin sehr gerne höre. Sie hat eine angenehme, tiefe Stimmfarbe und überzeugt mich nicht nur durch ihre Betonung, sondern auch durch ihre Lesegeschwindigkeit. Wenn sie in Finas Perspektive schlüpft, liest sie zurückhaltend, aber trotzdem so, dass die Wut spürbar wird, die Fina manchmal umgibt. Wenn sie Dialoge liest, in denen Oliver beteiligt ist, lässt sie uns an dessen Überheblichkeit und Kälte teilhaben. Sehr gut gefallen hat mir aber ihre Interpretation von Tibor, da sie seine Verzweiflung sehr gut herausarbeitet.

Der Schreibstil

Ursula Poznanskis Schreibstil mag ich sehr gerne. Sie erzählt spannend und schafft es, mir die Figuren ihrer Geschichten näherzubringen. Diesmal war ich aber von der anderen Atmosphäre überrascht, die mir begegnete. Finas Perspektive erlebte ich als distanziert, was aber wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass auch Fina als Figur sehr verschlossen ist. Diesmal sind mir aber Sätze aufgefallen, über die ich beim Hören gestolpert bin. Leider bin ich nicht dazu gekommen, sie mir aufzuschreiben. Sie klangen für mich so, als ob Wörter fehlen, oder in einer ungewohnten Reihenfolge platziert sind. Für mich war es eine spannende Erfahrung, weil ich davon ausgegangen bin, dass die Stellen spätestens im Studio aufgefallen wären, wenn sie grammatikalisch falsch wären.

Gesamteindruck

Stille blutet ist ein toller Auftakt einer neuen Krimireihe. Finas erster Fall ist spannend und lädt mich ein, mehr Abenteuer mit ihr und ihrem Team lösen zu wollen. Ich bin gespannt, was die Fortsetzung für uns bereithält.
Den Krimi empfehle ich allen, die eine Krimireihe suchen, in der eine Ermittlerin die Hauptfigur ist.

Infos zum Hörbuch

Stille blutet
Geschrieben von: Ursula Poznanski
Es liest: Julia Nachtmann.
Bewertung: 4 von 5 Punkten


Weitere Rezensionen

Böses Licht (Band 2)

Dieses Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar vom Argon Verlag zur Verfügung gestellt.

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