Die hellen Tage

Das Hörbuchcover von "Die hellen Tage"
Bild von steinbach – sprechende bücher

Der Inhalt

Wir lernen Aja, Seri und Karl kennen. Drei Kinder, die in einem kleinen fiktiven, idyllischen Ort aufwachsen. Wir begleiten sie beim Erwachsen werden. Sie leben größtenteils in den hellen Tagen: Schöne Momente, spannende Abenteuer, jedenfalls ein unbeschwertes Leben. Doch nach und nach begreifen sie, dass das Leben auch andere Tage für sie bereithält. Tage, die sie und auch ihre Mütter, vor Herausforderungen stellen. Werden sie es dennoch schaffen, sich die hellen Tage zu bewahren?


Zsuzsa Bank zeigt in ihrem Roman die zwei Seiten des Lebens: Auf der einen Seite, die Momente, die uns Kraft geben, uns inspirieren und uns schönes schenken. Aber auf der anderen Seite auch die Momente, die eine Schwere mit sich bringen. Situationen, die uns herausfordern und an uns nagen. Diese zwei Seiten webt Bank zusammen und wirft die Frage auf, wie unsere Figuren wieder zu der Leichtigkeit zurückfinden können.

Um diese Frage zu untermauern braucht es Figuren, welche den Kontrast zwischen den schönen und den schwierigen Momenten zeigen: Wir haben auf der einen Seite drei Kinder, die sich vom Leben treiben lassen. Auf der anderen Seite gibt es ihre Mütter, welche schon Perspektiven auf das Leben haben, die ihren Kindern noch verborgen bleiben.
Aus meiner Sicht gibt es keine klassischen Hauptfiguren. Jede Figur ist wichtig für die Handlung, weil sie eine Facette der oben genannten Fragestellung beleuchtet. Die Figuren werden benötigt, um Themen in den Vordergrund zu rücken, welche sowohl für die schönen, als auch für die traurigen Momente im Leben stehen können.

So stehen Themen wie Armut, Rassismus und Trauerbewältigung im Vordergrund, die aber so präsentiert werden, dass wir nicht mit der Schwere zurückbleiben. Zsuzsa Bank schafft Perspektiven, damit die Figuren lernen, mit diesen Themen umzugehen.

Die Hörbuchgestaltung

Bei der Hörbuchgestaltung wird es etwas traurig. Das Hörbuch ist nämlich in Freiburgs einzigem Hörbuchverlag, dem Audiobuch Verlag, erschienen. Allerdings wurde der Verlag vor ein paar Jahren an den schwedischen Konzern Saga Egmont verkauft.

Das einzig Gute an der Sache: steinbach – sprechende Bücher hat alle Titel des Audiobuch Verlages übernommen.
Das Hörbuch wurde als gekürzte Ausgabe produziert. Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen, konnte mich noch grob an die Handlung erinnern und habe nicht das Gefühl, dass inhaltlich viel gekürzt wurde. Alle wichtigen Szenen haben es ins Hörbuch geschafft.

Das Hörbuch wird von Doris Wolters gelesen. Ihre Interpretation hat mir sehr gut gefallen. Da der Roman in indirekter Rede geschrieben ist, gibt es keine Dialoge. Doris Wolters musste in ihrer Interpretation also Spannung und auch eine Dynamik aufbauen. Das ist ihr wirklich gut gelungen. Sie hat mir die Atmosphäre der Handlung nähergebracht.

Der Schreibstil

Zsuzsa Bank hat es geschafft, einen Roman in indirekter Rede zu schreiben, der dynamisch und spannend ist. Eigentlich dachte ich, dass es dafür eine Mischung aus Erzählung und Dialogen braucht. Zsuzsa Bank beweist hier das Gegenteil.

Der zweite Punkt ist, wie sie die Handlung beschreibt. Es gibt einen Unterschied zwischen erklären und beschreiben. Bei Erklärungen müssen Leser*innen nicht mehr denken. Sie bekommen einen Inhalt hingelegt und können sich berieseln lassen.

Bei Beschreibungen hingegen wird ein Inhalt zwischen den Zeilen erzählt. So beschreibt Zsuzsa Bank beispielsweise Alltagsrassismus, ohne einmal das Wort Migration in ihrem Roman zu erwähnen. Sie erzählt von Armut, indem sie beschreibt, wie manche Figuren leben und von anderen Figuren unterstützt werden, damit sie über die Runden kommen. Durch ihre Beschreibungen sorgt sie dafür, dass wir den Lebensstil der Figuren nicht bewerten, sondern begreifen, warum es so ist, wie es ist.

Zsuzsa Bank lässt Ajas Freundin Seri die Handlung aus der Ich-Perspektive erzählen. Was spannend ist: Wir bekommen hauptsächlich mit, wie Seri ihre Umwelt wahrnimmt. Informationen über sie als Figur, bekommen wir nur in Nebensätzen und vereinzelt, als sie erwachsen ist. Soweit ich die Ich-Perspektive bisher begriffen habe, geht es eigentlich darum, dass wir die Gedanken und Gefühle einer Figur verstehen. Seri lernen wir hier indirekt kennen. Ich fand es faszinierend zu hören, dass die Ich-Perspektive trotzdem funktioniert.

Gesamteindruck

Die hellen Tage habe ich vor fast elf Jahren gelesen. Schon damals ist es mir schwer gefallen, meine Gedanken zum Inhalt in Worte zu fassen, weil sehr viel in der Handlung steckt.
Das Hörbuch kann ich allen empfehlen, die eine Geschichte suchen, in der es nicht nur darum geht, sich berieseln zu lassen und die eine Autorin suchen, die anders schreibt.

Infos zum Hörbuch

Die hellen Tage
Geschrieben von: Zsuzsa Bank
Es liest: Doris Wolters.
Bewertung: 5 von 5 Punkten.

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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