Der Inhalt
Kommen wir zuerst zum Inhalt: Der elfjährige Daniel wird von seinem Vater zum Friedhof der vergessenen Bücher mitgenommen. Dort entdeckt er das Buch Der Schatten des Windes von Julian Carax. Daniel ist fasziniert von der Geschichte und möchte unbedingt mehr über den Autor herausfinden. Doch das ist gar nicht so einfach. Anscheinend wollen einige Leute nicht, dass Daniel an mehr Informationen über den inzwischen verschollenen Autor kommt…
Inhaltlich wird hier die Liebe zur Literatur deutlich. Durch Daniels Suche nach Julian Carax bekommt die Handlung auch eine Kriminote. Allerdings war die Handlung für mich an vielen Stellen recht langatmig. Carlos Ruiz Zafon baute viele Monologe ein, die ich häufig als zäh und nicht als wichtige Ergänzung zum Inhalt erlebte.
Allerdings gewann Carlos Ruiz Zafon mein Interesse für die Geschichte unter anderem durch seine Charaktere. Protagonist Daniel scheint ein Einzelgänger zu sein. Er arbeitet viel in der Buchhandlung seines Vaters und scheint kaum Freunde zu haben. Interessant ist hier vor allem die Vater-Sohn Beziehung, da diese aufgrund der Geheimnisse um Julian Carax immer wieder auf die Probe gestellt wird und Daniel sich fragen muss, inwiefern er seinem Vater vertrauen kann.
Eine humorvolle Note bekommt Der Schatten des Windes durch einen Nebencharakter, der Daniel als treuer Begleiter zur Seite gestellt wird. Er hat ein Händchen für Frauen und schafft es, Daniel zu ermutigen, ins Leben zu starten und sich nicht nur in der Buchhandlung des Vaters zu verstecken.
Die Hörbuchgestaltung
An der Hörbuch Gestaltung hat mir besonders gut gefallen, dass der Titel ungekürzt produziert worden ist. So geht nichts von der Geschichte verloren und wir können selbst entscheiden, welche Passagen wir wichtig finden und auf welche wir getrost verzichten können.
Das Hörbuch wird von Uve Teschner gelesen, der mir vor allem aufgrund seiner Stimmfarbe positiv aufgefallen ist. Er hat eine tiefe Stimme, die aber vor allem aufgrund der Nuancen hervorsticht und nicht einfach nur aufgrund der Tiefe der Stimme auffällt. Besonders konnte er mich durch seine Interpretation der Dialoge überzeugen. Etwas zäh wurde es für mich bei den Monologen, wobei ich vermute, dass das nicht an Teschners Interpretation liegt.
Der Schreibstil
Carlos Ruiz Zafons Schreibstil zeichnet sich durch seine bildhafte Sprache und die lebendigen Dialoge aus. Außerdem schafft er es, die Umgebung in der unsere Geschichte spielt, so zu beschreiben, dass ich sie mir bildhaft vorstellen konnte, aber trotzdem nicht gelangweilt von der Beschreibung war.
Was mich etwas störte, waren die vielen Monologe, die vor allem Ich-Erzähler Daniel führt. Diese sind mir zwar schon im Hörspiel aufgefallen, allerdings bin ich davon ausgegangen, dass bei der Hörspielproduktion die Kreativität fehle, um die Monologe lebendig darzustellen.
Obwohl Zafon eine schöne Sprache hat, war mir die Geschichte an vielen Stellen zu zäh.
Gesamteindruck
Der Grundkonflikt war spannend: Ein introvertierter Junge, der hinaus in die Welt zieht, weil er mehr Informationen über seinen Lieblingsautor herausfinden möchte. Das Krimi Element gefiel mir in diese Roman sehr gut.
Den Titel empfehle ich vor allem denjenigen unter euch, die gerne Krimis lesen, aber auf der anderen Seite auch einen literarischen Schreibstil suchen.
Infos zum Hörbuch
Der Schatten des Windes
Geschrieben von: Carlos Ruiz Zafon
Gelesen von: Uve Teschner
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensoinsexemplar kostenlos vom Argon Verlag zur Verfügung gestellt.
Ich habe das Buch zufällig im Bücherschrank gesehen und eingepackt, weil mich der Klappentext fasziniert hat. Mit Hörbüchern kam ich bislang nicht gut zurecht (zu wenig Geduld vermutlich), aber auch die Hörbuch-Version hört sich nach deiner Beschreibung sehr gelungen an. Ich hab das Buch bislang noch nicht gelesen, es steht in der ersten Reihe meines SuB, aber jetzt freue ich mich richtig darauf.
Viele Grüße
Jana
#litnetzwerk
Hi Jana,
vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen Kommentar. Ich bin sehr gespannt, wie Dir der Titel gefällt. Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Den Schreibstil fand ich hier und da anspruchsvoll.
Ja, mit den Hörbüchern ist es so eine Sache. Gerade, wenn Leute viel und schnell lesen, fehlt häufig die Motivation zum Hörbuch. Es gibt auch verrückte Hörer*innen die Hörbücher in doppelter Geschwindigkeit hören. Ich glaube, das würde mein Gehirn überfordern.
viele Grüße
Emma