Der Inhalt
Als ich letztes Jahr weihnachtliche Hörbücher gesucht habe, wollte ich unbedingt Charlie und die Schokoladenfabrik hören, da ich die Geschichte bisher noch nicht kannte und unbedingt wissen wollte, ob sich die Literaturvorlage und die Verfilmung voneinander unterscheiden.Zuerst einmal zum Inhalt: Zu Beginn von Charlie und die Schokoladenfabrik schildert Roald Dahl erst einmal den trostlosen Alltag von Charlies Familie: Die Familie lebt in einem Haus mit zwei Zimmern. In einem Zimmer schläft Charlie mit seinen Eltern. Das andere Zimmer wird von den Großeltern mütterlicherseits und väterlicherseits bewohnt. Das einzige Familienmitglied, das Geld verdienen kann, ist Charlies Vater. Doch als auch er seine Arbeit verliert, wird das Essen immer knapper.
Allerdings gibt es eine Neuigkeit, die etwas Leben in den Alltag von Charlies Familie bringt: Willy Wonka lädt fünf Kinder ein, seine berühmt-berüchtigte Schokoladenfabrik zu besichtigen. Es ist lange her, dass das Gelände von Menschen betreten wurde. Und wie sollte es anders sein: Durch eine Verkettung glücklicher Umstände erhält Charlie eine Eintrittskarte und nimmt einen seiner Großväter mit.
Ich bin etwas hin- und her gerissen, was den Inhalt der Geschichte betrifft:
Einerseits begegnet uns Roald Dahl in diesem Buch mit sehr viel Fantasie. Er beschreibt die Schokoladenfabrik mit ihren verschiedenen Räumen sehr bunt und setzt der Kreativität hier keine Grenzen. Von Schokoladenflüssen, über eckige Bonbons, die rund aussehen bis hin zu gläsernen Fahrstühlen warten in der Fabrik jede Menge Abenteuer, die es zu entdecken gibt. Und diese Kreativität erlebte ich auf der einen Seite als sehr angenehm.
Andererseits hat sich Roald Dahl mit seinen Charakteren bei mir nicht gerade beliebt gemacht: Natürlich beschreibt er auch die vier anderen Kinder, die neben Charlie die Fabrik besichtigen dürfen. Hier ist eines schwieriger als das andere. Eines haben alle vier Kinder gemeinsam: Sie akzeptieren keine Grenzen und wiedersetzen sich ihren Eltern oder Herrn Wonka, wenn diese ihnen welche aufzeigen wollen. Diese Verhaltensweise wird zum einen von Charlies Großeltern und zum anderen den Mitarbeitern von der Fabrik abfällig kommentiert.Hier fehlte mir die Auseinandersetzung mit der Frage, warum die Kinder keine Grenzen akzeptieren. Stattdessen nutzt Roald Dahl diese vier Charaktere und die Handlung der Geschichte dazu, um Kindern zu zeigen, was passiert, wenn man sich nicht anpasst. Diese Botschaft, die hier zu finden ist, fand ich ziemlich abstoßend.
Die Hörbuchgestaltung
Die Hörbuch Gestaltung hat mir aber gut gefallen. Das Hörbuch wurde ungekürzt produziert. Und das hat mir noch einmal bewusst gemacht, wie viel von der Geschichte im gleichnamigen Film zu sehen ist. Charlie und die Schokoladenfabrik wird von Ulrich Noethen gelesen. Ich war mir erst nicht sicher, ob er gut zu der Geschichte passt. Er hat eine tiefe Stimme, was bedeutet, dass man hört, dass er schon etwas älter ist. Außerdem interpretiert er im Vergleich zu anderen Sprechern von Kinderbüchern eher introvertiert, was bedeuten soll, dass er den Charakteren keine eigene Stimme verleiht, oder diese eher schlicht ist.
Allerdings fiel mir nach und nach auf, dass Ulrich Noethen gerade durch die ruhigere Interpretation mehr auf die Feinheiten achtet und diese hier sehr gut hervorhebt. Und genau das ist bei Charlie und die Schokoladenfabrik auch wirklich wichtig.
Zudem passt er sich der Atmosphäre der Geschichte sehr gut an. Während der Roman zu Beginn noch trostlos wirkt, greift Ulrich Noethen den Wechsel hin zur Freude gekonnt auf.
Der Schreibstil
Der kreative Anteil in Roald Dahls Schreibstil sprach mich sehr an. Hier entdeckte ich auch einige Aspekte, die mir im Film noch nicht aufgefallen waren. Allerdings störte mich diese pseudo-pädagogische Sichtweise, die in Roald Dahls Schreibstil leider sehr präsent ist. Einerseits versuchte ich dann diese ganzen Wertungen nicht ernst zu nehmen und mich an der Geschichte zu erfreuen. Andererseits nervten mich seine pädagogischen Botschaften und ich fragte mich, ob die Geschichte nicht eher dazu verwendet wurde, um Kindern Angst zu machen.
Gesamteindruck
Wenn man es schafft, Roald Dahls pädagogischen Feldzug nicht allzu ernst zu nehmen, ist die Geschichte ganz unterhaltsam. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir Ulrich Noethens Interpretation sehr gut gefallen hat, ich den Inhalt aber eher fragwürdig fand.
Infos zum Hörbuch
Charlie und die Schokoladenfabrik
Geschrieben von: Roald Dahl
Gelesen von: Ulrich Noethen
Bewertung: 2 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Meine Rezension im Podcast.
Andere Meinungen
Miss Paperlove
Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Cool, ich sah den Film und wollte immer schon das Buch lesen. Schade, dass dieser Titel von dir nur 2,5 Sterne bekam.
Guten Morgen Günter,
vielen Dank für deinen Besuch und deinen Kommentar.
Die Verfilmung hat mir auch viel besser gefallen. Ich war wirklich überrascht, dass bei der Buchvorlage die "Hintergrundstory" zu Willy Wonka gefehlt hat.
Ich bin gespannt, ob du es trotzdem mit dem Buch versuchen wirst.
viele Grüße
Emma