Der Inhalt
Mit diesem Hörbuch habe ich eine buchstäbliche Reise erlebt. Und heute werde ich euch von meinem Hörerlebnis erzählen. Mir ist es aber wichtig, an dieser Stelle zu betonen, dass sich meine Rezension auf das gekürzte Hörbuch bezieht, da ich mir nicht sicher bin, ob einer meiner Kritikpunkte auch auf die ungekürzte Fassung zutrifft.
Da es sich hier um einen Kompass – der Autor möchte nicht, dass sein Buch als Ratgeber bezeichnet wird und aus meiner Sicht trifft die Kategorisierung Sachbuch auch nicht wirklich zu – handelt, wird meine Rezension in diesem Fall etwas anders gestaltet.
Sebastian Fitzek schrieb Fische, die auf Bäume klettern, weil er seinen Kindern etwas hinterlassen wollte. Vor ein paar Jahren wurde er von seiner Frau gefragt, ob er denn bereits sein Testament gemacht habe. Er verneinte die Frage und erkannte, dass es aber Dinge gab, die er seinen Kindern gerne sagen möchte, falls er sterben sollte. Und so entstand dieser Kompass.
In verschiedenen Kapiteln versucht Sebastian Fitzek, die aus seiner Sicht wichtigsten Dinge zusammenzufassen, die man über das Leben wissen sollte. Er vergleicht das Leben mit verschiedenen Reisen, wobei das Wort Reise hier als Metapher dient, weil es nicht ausschließlich darum geht, körperlich auf Reisen zu sein, sondern damit auch eine Auseinandersetzung mit einem Thema gemeint sein kann.
Und wie das nun mal so ist, wenn man sich auf eine Reise begibt, braucht man Rüstzeug, wie Treibstoff, Verpflegung, Geld, oder etwas Vergleichbares, das man als Währung einsetzen kann, um wieder etwas anderes zu bekommen. Wie wir nicht nur aus fiktiven Romanen, sondern auch aus dem eigenen Leben wissen, bringen Reisen auch Gefahren mit sich. Vor einem Teil der Gefahren möchte der Autor seine Kinder am liebsten bewahren. So erzählt er ihnen auch, auf was sie im Leben besonders achten sollen.
In diesem Hörbuch steckt unglaublich viel Inhalt. Das sorgte bei mir dafür, dass ich das Hörbuch nicht in den angesetzten fünf Stunden durchhören konnte, sondern beinahe doppelt so viel Zeit mit dem Kompass verbracht habe, weil ich auch etwas mitnehmen und Sebastian Fitzeks Ansichten nicht einfach nur konsumieren, sondern eben so gut es geht auch erfassen wollte.
Allerdings musste ich schon schnell feststellen, dass ich bereits an den Grundsatzfragen hängen blieb: Sebastian Fitzek gibt hier viele Empfehlungen, die ich grundsätzlich nachvollziehen konnte, die für mich aber auch von der Lebenssituation Einzelner abhängen.
So riet er seinen Kindern beispielsweise, sich nicht des Geldes wegen für einen Beruf zu entscheiden, sondern nach den eigenen Interessen und Fähigkeiten zu gehen. Im Prinzip ist das ein guter Gedanke, der auf seine Kinder sicher zutrifft. Sie werden von ihren Eltern geliebt und sind finanziell versorgt und können sich daher auch die Zeit nehmen, eigene Fähigkeiten zu entdecken und auszubauen..
Es gibt aber auch Familien, die finanziell schlechter dastehen, oder in denen es emotionale Armut gibt. Hier gibt es nicht die Möglichkeit, sich mit seinen Fähigkeiten befassen zu können. Es geht viel mehr darum, scnellstmöglich Geld verdienen zu müssen, um unabhängig sein zu können.
Daher fragte ich mich: Geht es in dem Kompass ausschließlich darum, was Sebastian Fitzek seinen Kindern empfiehlt, oder überträgt er diese Empfehlungen auch auf die Gesellschaft? Wenn es ausschließlich um das geht, was er seinen Kindern mitgeben möchte, warum veröffentlicht er seine Ansichten dann in einem Buch, das für alle zugänglich ist?
Inhaltlich habe ich mir etwas anderes unter dem Kompass vorgestellt. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Fische, die auf Bäume klettern, biografischer ist. Ich rechnete damit, dass uns Sebastian Fitzek von den bisherigen Stationen seines Lebens erzählt und anhand seiner getroffenen Entscheidungen Empfehlungen für seine Kinder herausarbeitet.
Jedoch gab es auch Kapitel, die er nicht auf sein Leben bezog. Es kamen zwar immer wieder Beispiele aus seinem Leben vor bzw. Geschichten, die er mit Freunden erlebt hatte, dennoch waren diese eher die Seltenheit.
Der Schreibstil
Sebastian Fitzek beweist hier, dass er sich nicht nur auf das Schreiben von Romanen versteht, sondern seinen Schreibstil auch an einen Kompass anpassen kann. Neben den vielen Informationen baute der Autor auch viel Witz und auch sprachliche Bilder ein. Außerdem beleuchtete er einige Themen wirklich sehr präzise. Was mir etwas negativ auffiel, waren die vielen Imperative, die sich in Fische, die auf Bäume klettern versteckten, wie beispielsweise:
„Lebt nicht das Leben Anderer!“ […]
„Lasst euch von den Kreisen Anderer nicht vereinnahmen.“ […]
„Verleugnet euch nicht. Akzeptiert euch als den Menschen, den ihr seid.“ […]
An sich sind das alles interessante und wahrscheinlich auch richtige Hinweise. Dennoch sind es aus meiner Sicht Dinge, die man erst selbst erleben muss, um wirklich verstehen zu können, was damit gemeint ist. Aber es schadet sicher nicht, diese Gedanken schon mal gehört zu haben.
Nach den ersten Imperativen fragte ich mich dann, wie ich ein Buch dieser Art gestalten würde, um den Imperativen aus dem Weg zu gehen und stellte fest, dass ich wahrscheinlich mehr mit Beispielen arbeiten würde, die meine Gedanken verdeutlichten.
Die Hörbuchgestaltung
Diesmal wird uns das Hörbuch nicht von Simon Jäger vorgelesen. Wenn Sebastian Fitzek seinen Kindern schon etwas mit auf den Weg geben möchte, geht er auch schon mal selbst ins Tonstudio. Da ich auf den Buchmessen sehr gerne Veranstaltungen mit dem Autor besuche, weil er gut erzählen kann, war ich sehr gespannt auf seine Lesung.
Mit ihm als Sprecher bin ich sehr gut zurechtgekommen. Es war aber etwas ungewohnt, ihn nicht in seiner normalen Sprech- sondern in der Vorlesestimme zu erleben. Ich hätte an dieser Stelle aber ein Experiment spannend gefunden, bin mir aber auch unsicher, ob das überhaupt funktioniert hätte: Und zwar, wenn er das Hörbuch in gesprochener Sprache eingelesen hätte und es dann eher an eine Podcast Folge erinnerte. Bei den Veranstaltungen im Rahmen der Buchmessen, erlebte ich immer wieder, dass ich ihm stundenlang zuhören konnte. Und ich hätte gern gewusst, ob das bei einem Hörbuch ebenfalls funktioniert hätte.
Hier und da ertappte ich mich aber auch dabei, wie ich abgeschweift bin. Allerdings vermute ich, dass es nichts mit Sebastian Fitzeks Lesung zu tun hatte, sondern mehr mit dem kompakten Inhalt.
Gesamteindruck
Ich fand es spannend, einen Einblick in Sebastian Fitzeks Lebensphilosophie zu bekommen und zu erfahren, wie er die Welt sieht bzw. was er für so wichtig hält, es seinen Kinder mitteilen zu wollen.
An einigen Stellen war ich negativ überrascht. An anderen Stellen hingegen, konnte ich ihm voll und ganz zustimmen. Zudem erfahren wir hier nicht nur, wie Sebastian Fitzek über die Welt denkt, sondern erfahren auch etwas über ein paar Stationen seines Lebens.
Infos zum Hörbuch
Fische, die auf Bäume klettern
Geschrieben von: Sebastian Fitzek
Gelesen von: Sebastian Fitzek
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Dieses Hörbuch wurde mir vom Argon Verlag als Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt.