Mr. Peardrews Sammlung der verlorenen Dinge

Das Hörbuchcover von "Mr. Peardrews Sammlung der verlorenen Dinge"
Bild von HörbuchHamburg

Der Inhalt

Der Titel des Romanes führt uns hier etwas in die Irre und lässt uns vermuten, dass es in der Geschichte um Mr. Peardew geht. Wir lernen den älteren Herrn zu Beginn der Geschichte auch kennen. Er ist Autor, hat das Schreiben aber schon seit einer Weile aufgegeben und sammelt nun Dinge, die Menschen an den verschiedensten Orten verloren haben, mit dem Ziel, sie irgendwann an den rechtmäßigen Besitzer zurückgeben zu können. Zu Beginn der Geschichte finden wir gemeinsam mit Anthony Peardew die Asche eines Menschen. Gut versteckt in einer Keksdose.

Ruth Hogan erzählt die Geschichte von Mr. Peardews und den verlorenen Dingen aus verschiedenen Perspektiven: Wir lernen nämlich auch seine Assistentin und Haushälterin Laura, Anthonys Gärtner Freddy und Anthonys Nachbarin Sunshine kennen. Gemeinsam unterstützen die drei Charaktere Mr. Peardews bei seiner Aufgabe.

Außerdem gibt es da noch einen zweiten, großen Handlungsstrang. Wir lernen eine zweite Assistentin kennen. Eine Frau, die bei einem Verleger anfängt. Und dieser Handlungsstrang begleitet uns eine lange Zeit, bis wir endlich erfahren, was es damit auf sich hat.

Lange kam ich mit der Geschichte nicht wirklich zurecht. Ich erkannte zwar das Potential, das in Ruth Hogans Worten steckte, glaubte aber lange Zeit ein wichtiges Puzzleteil noch nicht gefunden zu haben und damit einen Schritt zurückzulegen. Dann brach die letzte Hörbuch CD an und ich wurde buchstäblich überrascht. Plötzlich passte alles zusammen und ich durfte feststellen, dass es sich bei Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge um eine wunderbare, zauberhafte Geschichte handelte.

Über die Charaktere kann ich an dieser Stelle leider nicht viel verraten, weil ihre Eigenschaften viel mit der Geschichte zu tun haben und ich euch dann ziemlich spoilern müsste. An dieser Stelle vielleicht nur so viel: Laura ist zu Beginn der Geschichte unsicher und weiß nicht, wo ihr Platz ist. Da lernt sie Sunshine kennen, die ahnt, dass Laura eine Freundin gebrauchen könnte. Es war schön zu beobachten, wie sich die drei Charaktere, also auch der Gärtner, einander annähern und langsam aber sicher Freunde werden.

Eine kleine Darstellung störte mich dann aber doch: Sunshine wird hier die Eigenschaft einer Allwissenden zugedacht. Sie kann die Geschichte der verschiedenen Gegenstände erahnen und glaubt zu wissen, ob sie wieder abgeholt oder für immer in Mr. Peardews Regalen verstauben werden. Und dieses allwissende Element störte mich etwas.

Die Hörbuchgestaltung

Bei Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge machte ich eine ungewohnte Erfahrung: Obwohl ich mich sehr auf die Geschichte und vor allem den Hörbuchsprecher Rufus Beck freute, musste ich hier feststellen, dass mir die Interpretation von Rufus Beck leider nicht lag. Und das, obwohl er mich bisher mit jedem Hörbuch packen konnte.

Da wurde mir bewusst, dass Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge das erste Hörbuch aus der Erwachsenenliteratur war, das ich gelesen von Rufus Beck hörte. Sonst hatte ich ihn ausschließlich in Kinder- und Jugendbüchern hören dürfen. Und hier gibt es meist viele Dialoge, oder Möglichkeiten, Charakteren eine eigene Stimme zu geben. Und genau das sind Rufus Becks Stärken. Ich rechnete also damit, dass diese Werkzeuge auch bei Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge zum Einsatz kommen würden.

Bei Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge versuchte er viel über die Betonung zu steuern und hielt sich mit dem bekannten Stimme-verstellen-Element eher zurück. Allerdings habe ich über die Hälfte des Hörbuchs gebraucht, um mich an diese Art der Interpretation zu gewöhnen.

Der Schreibstil

Ruth Hogan erzählt Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge aus der Sicht des allwissenden Erzählers. Und das fand ich hier besonders spannend, weil ich mich schon immer gefragt habe, wie man bei einem allwissenden Erzähler überhaupt Spannung aufbauen kann, da der allwissende Erzähler ja alles weiß. Ruth Hogan gab uns hier die Informationen häppchenweise. Innerhalb einer Szene konnte sie auch schon mal zwischen den Perspektiven einzelner Charaktere hin und her springen. Wenn es beispielsweise ein Gespräch zwischen Laura und Sunshine gab, erfuhren wir zuerst, was Laura denkt und wechselten dann zu Sunshines Perspektive. Und das alles, ohne, dass es unübersichtlich wurde.

Außerdem überraschte es mich, dass Ruth Hogan weitgehend ohne Dialoge auskam. Anfangs störte es mich etwas, weil Rufus Becks Stärken ja unter anderem in den Dialogen liegen. Nach und nach gewöhnte ich mich daran und erkannte, dass es diesen Schreibstil für die Geschichte brauchte. Ruth Hogan erzählt die Geschichte ruhig, beschreibend, ohne aber zu viel zu verraten.

Gesamteindruck

Ich hatte zu Beginn sehr große Erwartungen an Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge. Das sorgte dafür, dass ich mich sehr lange nicht an das Hörbuch heran traute, weil ich immer auf den richtigen Moment wartete. Nachdem ich Ende August aber eine Lesung von Rufus Beck im Livestream gehört habe, bekam ich unglaublich Lust mal ein nicht magisches Buch des Sprechers zu hören. Mir persönlich lag die Interpretation leider nicht. Es kann gut sein, dass es euch mit der Lesung anders ergeht.

Dennoch möchte ich euch die Geschichte von Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge unbedingt ans Herz legen, weil Ruth Hogan hier wichtige Aspekte aus dem Leben erzählt und hier auch zeigt, was Zufälle manchmal bewirken können.

Infos zum Hörbuch

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
Geschrieben von: Ruth Hogan
Gelesen von: Rufus Beck
Bewertung: 3 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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