Der Inhalt
Was mich sehr lange davon abgehalten hat, die Trilogie zu beginnen, war der Inhalt des ersten Bandes bzw. das, was ich über den Inhalt wusste: Die Geschichte spielt in der Zukunft. Hier sind die USA in zwölf so genannte Distrikte aufgeteilt. Und jedes Distrikt stellt einmal im Jahr zwei Teilnehmer für die so genannten Hungerspiele: Da werden die Kandidaten in eine Arena geworfen und müssen sich gegenseitig töten. Natürlich wird das alles für das Fernsehen aufgezeichnet. Und dieser Plot hat mich ziemlich frustriert, weil ich mich fragte, wie man sich so etwas ausdenken kann.
Mit den Jahren wurde mir aber mehrfach von der Trilogie vorgeschwärmt und ich fragte mich, was es mit der Geschichte auf sich hat und ob die Handlung wirklich so voller Gewalt war, wie ich vermutete.
Was die Gewalt betrifft, kann ich an der Stelle schon einmal eine Entwarnung aussprechen: Natürlich werden Jugendliche sterben, aber der erste Band von Die Tribute von Panem sind keinesfalls eine Vorstufe von Horrorromanen.
Die Handlungsstränge sind übersichtlich gehalten und der rote Faden liegt auf der Hand: Kathniss und Peetah sind die Kandidaten der Hungerspeile aus Distrikt zwölf. Das Distrikt, das bei den Spielen selten den Hauch einer Chance hat. Dennoch wissen wir ja bereits, dass es die Reihe eine Trilogie ist und es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die anderen Bände eine neue Protagonistin haben. Deswegen stellt sich die Frage: Wie schafft es Kathniss in der Arena zu überleben?
Leider erkannte ich hier ein paar typische Merkmale der Dystopien wie beispielsweise: Die Protagonisten stammen aus ärmlichen Verhältnissen, eine Liebesbeziehung wird angedeutet, die Protagonisten müssen eine Mission erfüllen, die im Zusammenhang mit einer Kritik an dem herrschenden System zu tun hat.
Allerdings sind das alles Merkmale, die ich Suzanne Collins nicht wirklich vorwerfen kann, weil mit Die Tribute von Panem das Genre der Dystopie eingeläutet wurde. Das wäre beispielsweise wie, wenn ich J.K. Rowling vorwerfen würde, dass sie ihre Charaktere auf ein Zaubererschule schickt.
Die Handlung war durchaus gut verstrickt und ich habe die Geschichte auch sehr gerne gehört. Dennoch war bei mir minimal etwas die Luft raus.
Besonders gelungen finde ich hier unsere Charaktere, weil sie keinen Rollenklischees entsprechen: Normalerweise ist es ja so, dass sich Mädchen oder Frauen in Büchern oft anpassen müssen und den Jungen bzw. Mann dabei unterstützen, die Mission zu erfüllen. Hier hingegen ist das genaue Gegenteil der Fall: Kathniss musste früh lernen auf eigenen Beinen zu stehen und für ihre Familie zu sorgen. Das hat sie nach außen hin hart gemacht. Sie hat gelernt, ihre Gefühle zu verstecken, da die Härte ihr Überleben sichert. Allerdings ist Kathniss auch sehr impulsiv und lässt sich leicht provozieren.
Peetah ist introvertiert und konfliktscheu. Er möchte Kathniss unterstützen, aber ohne dafür zu viel Aufmerksamkeit auf sich und seine Handlungen zu ziehen. Und nun werden die beiden vom Schicksal zusammengewürfelt und müssen gemeinsam eine Mission bestehen. Es war interessant zu beobachten, wie beide aufeinander reagieren und verschiedene Aufgaben bewältigen.
Die Spannung
An sich ist der Spannungsbogen durch den Plot schon bestimmt: Wer wird die Hungerspiele überleben?
Das Problem für mich beim Hören war: Ich wusste, dass es zwei Folgebände gibt. Daher konnte ich mich bei manchen bedrohlichen Szenen entspannt zurücklehnen, weil ich damit rechnete, zu wissen, wie das Ganze ausgeht.
Allerdings wusste ich nicht, ob alle drei Bände in der Arena spielten. Gut gefallen hat mir auch, dass Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele an sich eine abgeschlossene Handlung hat. Wer nach diesem Band beschließt, die Reihe doch nicht zu beenden, wird nicht mit größeren Cliffhangern zurückgelassen.
Die Hörbuchgestaltung
Die Hörbücher zu Die Tribute von Panem sind sowohl in gekürzter als auch in ungekürzter Fassung erschienen. Die ungekürzte Lesung ist aber etwas später erschienen. Und deswegen entpuppt es sich als Vorteil, dass ich die Reihe erst nach fast zehn Jahren nach der Veröffentlichung des ersten Bandes für mich entdeckt habe.
Die Trilogie wird von Maria Koschny gelesen, die in den Buchverfilmungen Jennifer Lawrence ihre Stimme leiht. Ich finde es besonders schön, dass die Hörbuchsprecherin somit sowohl in der Verfilmung als auch in der Hörbuchfassung zu hören ist.
Bisher habe ich erst ein Hörbuch gehört, das von Maria Koschny gelesen wurde. Sie fiel mir eher als Synchronsprecherin in ein paar Filmen auf. Und hier war sie meist in Filmen zu finden, die eine lockere, leichte, humorvolle Atmosphäre transportieren.
Da sind Die Tribute von Panem der pure Gegensatz. Hier muss Maria Koschny beweisen, dass sie auch eine ernste, bedrohliche und bedrückende Stimmung transportieren kann. Und das ist ihr hier wirklich gut gelungen. Außerdem mag ich ihre Stimmfarbe. Durch einen Charakter konnte sie auch zwischen locker leicht und ernst und bedrohlicher Interpretation wechseln, was ein sehr interessantes Zusammenspiel war. Und obwohl die Handlung nicht lustig ist, musste ich bei diesem Wechsel schon etwas schmunzeln.
Der Schreibstil
Suzanne Collins erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und zwar aus der Sicht von Kathniss. Kathniss ist aber keine allwissende Erzählerin, was auch dafür sorgt, dass die Handlung übersichtlich bleibt und nicht allzu verstrickt ist, was aber kein Nachteil ist.
Suzanne Collins überzeugt hier mit einem lebendigen und flüssigen Schreibstil. Sie lässt uns an Kathniss Gedanken teilhaben, sodass ihre Reaktionen auf Handlungen für uns als Leser realistisch und nachvollziehbar sind. Dennoch wird deutlich, dass Kathniss Reaktion auf bestimmte Handlungen auch damit zusammenhängt, wie sie die Situationen interpretiert. Sprich: Es gäbe auch andere Handlungsmöglichkeiten. Und dieses Element hat Suzanne Collins hier gut herausgearbeitet. Sehr gut gefallen haben mir Suzanne Collins Dialoge.
Was ich überraschenderweise bemerkt habe ist, dass Suzanne Collins viel beschreibt, aber uns verhältnismäßig wenig erleben lässt. So lässt sie Kathniss immer wieder erzählen, wie man in ihrer Heimat vermutlich auf die Hungerspiele oder manche gezeigte Szenen reagiert. Das hätte die Autorin aber auch gut durch einen Perspektivenwechsel darstellen können, was vielleicht auch dafür gesorgt hätte, dass man die Handlungstränge besser verstricken könnte. Dennoch ist das nur ein Nebeneffekt und hat das Hören nicht negativ beeinflusst.
Gesamteindruck
Ich muss gestehen, dass meine Erwartungen an den ersten Band der Reihe etwas zu hoch waren. Die Entwicklungen unserer Protagonisten wurden nicht ganz deutlich herausgearbeitet, waren aber am Rande erkennbar.
Außerdem war ich überrascht, wie viele Elemente ich aus dem Genre der Dystopie wiedererkennen konnte.
Dennoch hat Suzanne Collins hier den soliden Auftakt einer vielversprechenden Trilogie geschaffen. Ich habe den ersten Band von Die Tribute von Panem sehr gerne gehört und vermute, dass mir die kritischen Punkte als Jugendliche wahrscheinlich gar nicht so aufgefallen wären. Ich bin sehr gespannt, wie es mit der Geschichte weitergeht.
Infos zum Hörbuch
Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Band 1)
Geschrieben von: Suzanne Collins
Gelesen von: Maria Koschny
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Weitere Bände: