Hallo liebe Buchmenschen,
die meisten von euch ahnen es schon: Der März stand im Zeichen der Leipziger Buchmesse und unser Messebericht steht noch aus. Das muss also jetzt und hier ganz dringend nachgeholt werden. Die ganze Geschichte beginnt mit einem Krimi…
Die Anreise – der Krimi beginnt…
Donnerstag, früh morgens sollten Skyara und ich also nach Leipzig aufbrechen. Glücklicherweise hatten wir beide tolle Fahrer engagiert, die uns sicher und pünktlich an den Bahnhof brachten. Doch schon am Bahnhof gab es die erste brenzlige Situation. Bahnreisende werden das wahrscheinlich kennen. Der Zug fährt ein und der gebuchte Wagen befindet sich genau am anderen Ende des Bahnsteigs. Also bildeten wir eine – im Nachhinein echt lustige – Kette. Mein Vater eilte voraus, während die Grafikerin und ich dafür sorgten, dass Skyara uns ohne Probleme folgen konnte. Als wir dann endlich an unserem Wagen ankamen, pfiff der Schaffner in seine tolle Pfeife. Ein Dialog am Bahnsteig:
Die Grafikerin: “Nee, jetzt!”
Mein Vater: “MOMENT!”
Und schwupps nutzten wir die Gelegenheit und kamen atemlos an unseren Plätzen an.
Als wir uns dann von dem ersten Schrecken erholt hatten, erzählte Skyara gleich von der zweiten fraglichen Situation. Wir hatten eine Ferienwohnung gebucht. Nichtsahnend waren wir in Vorkasse gegangen und konnten unseren Vermieter nun nicht mehr erreichen. Skyara hatte sich vorab schon informiert, wie es denn mit einem Plan B aussähe, falls Plan A ins Wasser fallen sollte.
Sobald wir in Leipzig angekommen sind, sollten wir uns eigentlich bei unserem Vermieter melden. Doch uns erwartete Stille. Und Minuten später eine SMS. Schnell stellte sich heraus: Das würde wohl nichts werden. Dennoch brach keine Panik aus. Obwohl… Messe in Leipzig, teure und vor allem ausgebuchte Unterkünfte… Was nun?
Ein Zimmer mit einem Doppelbett. Auf dem Bett liegt der Rucksack mit dem Blog Logo. Foto: Emma Zecka |
Dank neuster Technik und WLAN fanden wir dann doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit, die sogar wirklich zentral gelegen war. Die Straßenbahn mit der wir zum Messegelände fahren sollten, fuhr an unserer neuen, besseren Unterkunft vorbei. Skyara und ich schlugen begeistert zu und freuten uns wahnsinnig endlich zu wissen, wo wir die nächsten Tage schlafen würden.
Einziger Nachteil: Das Zimmer war nur bis Samstag frei. Unsere Rückfahrt war aber auf Sonntag gebucht. Deswegen mussten wir hier noch etwas umplanen.
Das Foto, welches ihr zu eurer Linken bewundern könnt, ist ein kleines Beweisfoto a la “Wir waren hier!”
Zum Schluss noch eine kleine lustige Geschichte: Nachdem wir alle Formalitäten geklärt, das Zimmer bezahlt und Verträge unterschrieben hatten, brachte man uns einen Gegenstand: “Hier ist ein Toaster!”, wurde uns erklärt. Skyara und ich lehnten lächelnd ab. Schließlich hatten wir ja nichts zum toasten dabei :-).
Der Krimi nahm vorerst ein gutes Ende. Momentan geht er aber in die zweite Runde. Es bleibt also spannend.
Die LBM – Die ersten Eindrücke
Ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein Foto: Emma Zecka |
Nach den gestrigen Strapazen machten wir uns am Freitag glücklich auf den Weg zum Messegelände. In den Bahnen war zwar Gruppenkuscheln angesagt, jedoch hatte ich es mir bei weitem schlimmer vorgestellt. Gegen die Zugstrecke Frankfurt – Kassel war das wirklich angenehm.
An der Messe angekommen zog es uns gleich in Richtung des Pressezentrums. Ja, auch Blogger können hier problemlos einchecken. Erstaunt stellten wir fest, dass hier um einiges weniger los war, als in Frankfurt. Wo waren denn die ganzen Journalisten?
Im Messegelände angekommen, staunten wir erstmal über die schöne, helle Glashalle (und den Haufen Cosplayer). Die Glashalle vermittelte einen warmen, einladenden Eindruck. Hier fanden sich nicht nur Stände an denen man Essen und Getränke kaufen konnte, sondern auch die Stände der öffentlich rechtlichen Fernseh- und Radiosender wieder. Das fand ich wirklich clever gelöst. Gerade die Radiosender oder z.B. der 3sat Stand haben Programmpunkte, die den ganzen Tag laufen. Da man die Glashalle durchqueren muss, um zu den anderen Messehallen zu gelangen, kommt man immer wieder an den Ständen vorbei und kann so auch mal etwas verweilen.
In Frankfurt hingegen gibt es keinen Sammelplatz. Hier hat jeder seinen eigenen Stand, was dann oft dafür sorgt, dass man es zeitlich nicht schafft auch noch bei einer Fernsehaufzeichnung vorbeizuschauen.
Das Messegelände war bereits gut besucht. Dennoch waren die Hallen wie leer gefegt. Und so lernten wir, dass sich die Tore in Leipzig erst um 10:00 Uhr öffneten. So blieb uns also noch genügend Zeit für einen visuellen, lustigen LBM Rundblick über die Glashalle, aufgenommen vor Halle 3. Inklusive kleinem Special Effect zum Schluss.
Als die Hallen dann endlich öffneten, führte unser Weg gleich direkt in Halle 3. Hier fand nämlich unser erster Termin statt. Skyara machte sich daran, einen Überblick über die Halle zu bekommen. Unterwegs entdeckten wir immer wieder ein paar Cosplayer und interessante Stände.
Und dann stand schließlich unser erster Termin an.
Pressetermin bei der hörverlag und RandomHouse Audio
Bei einem Messebesuch darf natürlich ein Termin bei meinem Lieblingshörverlag nicht fehlen. Letztes Jahr habe ich in Frankfurt auch schon kurz mit Frau Arnold sprechen können. Da RandomHouse Audio ebenfalls viele spannende Geschichten veröffentlicht, wollte ich in diesem Jahr auch einen Termin mit ihr vereinbaren. Und an dieser Stelle nochmal Hut ab an die Kommunikation bei der RandomHouse Verlagsgruppe. Glücklicherweise konnten Skyara und ich uns die Termine mit Frau Arnold und Frau Korte direkt hintereinander legen. Getroffen haben wir die beiden am Hörbuch Gemeinschaftsstand. (Leider haben wir mal wieder das obligatorische Gruppenfoto vergessen, ihr mögt uns vergeben – oder auch nicht 🙂 ).
Während ich beim Frühjahrsprogramm von der hörverlag meine Wunschliste nicht ganz so oft zücken musste, war die Liste bei den Terminen der LBM praktisch dauerhaft aktiv. Es gibt so viele interessante Geschichten, die von tollen Sprechern gelesen werden.
Meine Highlights
Es gibt einen neuen Roman von Paula Hawkins der Autorin von Girl on the train. Er trägt den Titel Into the water und wird u.a. von Simon Jäger gelesen. Obwohl mich Girl on the train in Buchform nicht ganz überzeugen konnte, bin ich sehr gespannt, wie sich ihr neuer Roman als Hörbuch umsetzen lässt. Bisher wurde noch nicht viel über die Geschichte verraten. Allerdings spielt Wasser eine wesentliche Rolle. Wer hätte das gedacht?
Erscheinen wird das Hörbuch voraussichtlich am 24.05.
Die Geschichte fürs Herz ist wohl: Driving Miss Norma. Sie erzählt die wahre Geschichte einer älteren Dame, die an Krebs erkrankt ist. Doch anstatt zu resignieren wird sie von ihrem Sohn und der Schwiegertochter auf einen Roadtrip mitgenommen. In dem Hörbuch erzählen die beiden, wie sie die Zeit mit Miss Norma erlebt haben. Ich glaube, würde es sich hier nicht um eine wahre Geschichte handeln, hätte ich wahrscheinlich die Finger von dem Hörbuch gelassen. Nun steigt meine Vorfreude und ich erwarte die Produktion mit Spannung.
Da ich momentan wieder auf der Suche nach einer Hörbuchreihe bin, empfahl mir Frau Arnold Die Tuchvilla. Die Geschichte spielt 1913. Die Tuchvilla ist ein Adelshaus in dem mehrere gesellschaftliche Schichten aufeinandertreffen. Also ein waschechter historischer Roman. Gelesen wird das Hörbuch von Anna Thalbach.
Die Wunschliste bei Frau Korte ist ebenfalls lang. Auch hier gibt’s nur eine kleine Zusammenfassung. Sowohl Frau Arnold als auch Frau Korte wurden von mir nach ihrer neuen Herzensproduktion gefragt. Frau Arnold blieb bei Miss Norma, Frau Korte empfahl Drei Mann in einem Boot, einem englischen Klassiker, mit ordentlich schwarzen Humor.
Außerdem berichtete sie von einem verbotenem Liebesbrief, dem neuen Roman von Lucinda Riley. Diesmal lässt uns die Autorin auch an Spannungs-, bzw. Kriminalelementen teilhaben. Ihr könnt euch denken, dass hier meine Neugier geweckt war.
Nach etwa 1 1/2 Stunden waren unsere Termine vorbei und die Köpfe gefüllt mit interessanten Infos über tolle Produktionen. Doch Frau Arnold und Frau Korte würden wir an diesem Tag nochmal sehen. Und zwar beim Blog’n Talk, dem Bloggertreffen der RandomHouse Verlagsgruppe. Aber erstmal ging es mit unserem Terminplan weiter…
Wie Self-Publishing, Leser, Autoren und Verlage verändert
Der Inhalt
Unter diesem Titel lud literaturcafe.de Betreiber Wolfgang Tischer zu einem Vortrag ein. Zuerst erzählte er etwas über seinen beruflichen Hintergrund. Er selbst ist gelernter Buchhändler. Das Thema Self-Publishing begleitet ihn schon sehr lange. Ironisch führte er in das von mir betitelte DSDS Prinzip ein: Menschen, die glauben, sie können schreiben bzw. Geschichten erzählen, die die Menschheit auch noch lesen will. Und dann die bittere Tatsache, dass es nicht so ist. Tischer meint, dass es vielen Autoren an Gespür für die Zielgruppe fehlt. Was möchten sie wirklich lesen? Hinzu kommt auch, dass noch an der Form gearbeitet werden muss, also dem Schreibhandwerk. Während Self-Publisher von Buchhändlern oft belächelt werden, ergab sich 2011 eine neue Möglichkeit. Amazon ging mit seinem Self-Publishing Angebot an den Start und mischte den Markt ordentlich auf. Autoren waren nicht mehr auf einen Verlag angewiesen, sondern konnten ihr eigenes Buch selbst verlegen.
Durch das Self-Publishing sind die Autoren ihren Lesern näher als beim Verlag. Sie bauen sich nicht nur eine Zielgruppe auf, sondern erzählen in ihren Büchern auch eine Geschichte und berichten von einem Konflikt. Denn: Die Leser müssen bei der Stange gehalten werden.
Zudem verdienen Self-Publisher mehr als Verlagsautoren. Die Leser kommen an günstigen Lesestoff. Während man für ein Hardcover Buch schon mal 15-20€ hinlegen muss, gibt es das ein oder andere eBook schon für 2,99€.
Tischer vermute, dass es den Lesern egal sei, wie die Qualität der Bücher ist. Man könne für den gleichen Geldbetrag mehr Bücher erwerben, sodass es angeblich nicht so schlimm sei, wenn ein paar eBooks doch nicht den Geschmack des Lesers treffen. Tischer beobachtet, dass Self-Publishing wunderbar für Genreliteratur funktioniert. Hier geht es darum, einfach was für Zwischendurch zu haben und nicht literarisch hochwertig unterwegs zu sein. So sind beispielsweise Autoren, deren Bücher bei Suhrkamp oder Hanser veröffentlicht werden, eher selten im Self-Publishing zu finden.
Verlage reagieren auf den neuen Trend und gründen eigene Inprint Unternehmen. Hier bildet sich aber eine Autorengruppe zweiter Klasse. Während es beim herkömmlichen Verlag noch gute Verträge gibt, muss der Inprint Autor oft Abstriche machen. So ködert der Verlag vielleicht mit einem besseren Buchcover, erwähnt aber auch, dass der Autor auf seinen Vorschuss verzichten muss.
Kurzum: Die Branche ist im Umbruch und es bleibt spannend, wie sich der Bereich in den nächsten Jahren verändern wird.
Meine Eindrücke
Ich habe bereits einige Podcasts von Wolfgang Tischer gehört, bzw. Artikel gelesen. So hat er auch einen Beitrag zum Thema Selfpublishing für das Handbuch für Autorinnen und Autoren veröffentlicht, welches im Uschtrin Verlag erschienen ist. Hier erklärt er beispielsweise auch, seine im Vortrag erwähnte Rechnung für das Autorengehalt von Verlagsautoren und Self-Publishern.
Angenehm fand ich, dass Wolfgang Tischer relativ langsam gesprochen hat. So konnte ich mit meinem 1-Finger Tippsystem am Handy wunderbar mitschreiben. Inhaltlich erinnerte mich der Vortrag ein bisschen an seinen Beitrag aus dem Autorenhandbuch. Dennoch waren ein paar neue Elemente enthalten. Da der Vortrag auf eine halbe Stunde begrenzt war, konnte Tischer inhaltlich nur einen Überblick über das Thema Self-Publishing verschaffen, aber inhaltlich nicht in die Tiefe gehen, da es den Rahmen der Veranstaltung gesprengt hätte. Was ich etwas schade fand: Obwohl er vor der Zeit fertig war, blieben leider keine Zeit mehr für Fragen aus dem Publikum.
Zudem war mir die These, dass Genre-Leser keinen Anspruch an gute Literatur haben, ziemlich gewagt. In der Bloggerszene erlebe ich es oft, dass Blogger das Rezensionsexemplar des Self-Publishers eher ablehnen, aus Angst, ein schlechtes Buch vor sich zu haben und somit die Lesezeit zu verschwenden. Allerdings musste ich schmunzeln, als er die mangelnde Kritikfähigkeit der Selfpublisher kritisierte. Hier habe ich auch schon den ein oder anderen Bericht gehört…
Wie es weitergeht…
Ihr denkt, das war’s mit unserem Messefreitag? Von wegen!
Im zweiten Teil erwartet euch unsere kleine Papyrus Stand Story, der Bericht einer Veranstaltung mit dem Literaturagenten Roman Hocke, der unter anderem auch Sebastian Fitzek vertritt, sowie unsere Begegnungen inklusive eines Autoreninterviews das wir bei Blog’n Talk führen durften.
Und hier habe ich jetzt nur die Highlights hervorgehoben…
Also seid gespannt…
Die weiteren Teile: