„Mann, können wir diese blöden Außerirdischen nicht endlich fangen?“
„Maul nicht so rum. Als du den Einjahresvertrag unterschrieben hast, hätte dir klar sein müssen, dass wir bis Weihnachten sicher nicht wieder daheim sind“, grummelte ich zurück. Diese Kapsel war einfach zu klein für uns beide. Dumm nur, dass keiner von uns ausweichen konnte. Obwohl…
„Ich geh mal Spuren sichten.“
Tatsächlich. Normalerweise überließ er immer mir diese Arbeiten. Im Grunde hatte er Angst vor den Außerirdischen. Er hatte eben zu viele SciFi Filme gesehen. Jedenfalls stand er tatsächlich auf und machte sich für den Rundgang bereit. Umso besser für mich.
Eine halbe Stunde später, klopfte es energisch gegen die Tür. Das konnte nur er sein. Oder die Außerirdischen hatten unsere Kapsel endlich gefunden.
„Schnell, komm raus! Du ahnst nicht, was ich gefunden habe“, er brüllte beinahe. Und es klang keinesfalls ängstlich. Entnervt packte ich meine Utensilien zusammen und gesellte mich zu ihm nach draußen. Rennen war in diesen Anzügen leider nicht machbar. Also mussten wir uns so schnell wie möglich – in unserem Falle eher im Schneckentempo – fortbewegen. Aber der Fundort war nicht weit von unserer Kapsel entfernt. Und ich musste zweimal blinzeln. Aber das Bild änderte sich nicht. Da schwebte ein Weihnachtsbaum. Geschmückt und mit leuchtenden Kugeln. Inklusive Lichterkerzen.
„Ok irgendwer hat uns Drogen untergejubelt“, fachsimpelte ich.
„Nein, im Ernst, Mann. Wir können ihn sogar anfassen“, er marschierte auf den Baum zu. Doch dieser bewegte sich unmerklich von ihm weg. Zum Teufel mit dieser Schwerkraft. Leises Glockenklingeln machte sich in meinem Kopf breit. Nein, nicht verrückt werden. Doch da fiel mir auf, dass es wohl von dem Baum kommen musste. Er war nämlich auch mit Glöckchen bestückt. Die Szenerie wurde von einem lauten Krachen unterbrochen. Erschrocken sahen wir uns um. Weit und breit niemand zu sehen. Ein gutes Zeichen. Nicht, dass irgendwer noch eine Kapsel hinterher schickt und uns den Triumph, die Entdeckung der Außerirdischen, vor der Nase wegschnappt. Ich schloss die Augen und wurde von meinem Partner sogleich wieder aus den aufkommenden Gedanken gerissen.
„Ach du Schande!“ rief er begeistert. Ich öffnete meine Augen und konnte es kaum glauben. Wir waren umgeben von Weihnachtskeksen. Sie schwebten in der Luft herum. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Lachen, weil uns Weihnachten an diesem merkwürdigen Ort doch so nahe war. weinen, weil wir die Kekse natürlich nicht essen konnten.
„Das ist das genialste Weihnachten ever“, lachte er zufrieden.
Und nun waren wir uns das erste Mal einig.
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