Im Jahre von Jesu Geburt

Ein Kranz in dessen Mitte eine 3 steht.

„Melchior, wo ist die verdammte Karte?“, brüllte Balthasar.
„Die Karte? Wir haben doch den Stern“, antwortete der Angesprochene kleinlaut.
„Du Idiot. Wir haben TAG. Da leuchtet kein Stern.“
„Mir ist schlecht. Können wir eine Pause machen? Diese Esel machen mich noch verrückt“, murmelte Caspar. Sein Träger grummelte bedrohlich. Er konnte ja auch nichts dafür, wenn sein Herr so selten ausritt.
„Ihr Memmen!“, entfuhr es Balthasar. Warum hatte er sich ausgerechnet für diese beiden Teilhaber entschieden? Er konnte genauso gut alleine vorhersagen und in der Welt umher reisen. Er sollte dringend darüber nachdenken, die Firma nach dieser Reise zu verlassen.
„Wie viel Zeit haben wir noch?“, fragte Melchior ängstlich. Er erinnerte sich noch zu gut an die Vision: „Wenn ihr nicht rechtzeitig kommt und die Geschenke überbringt, habt ihr als Lieferanten versagt und ihr werdet nie, nie wieder einen Auftrag erhalten.“

Balthasar und Caspar hatten mit der Stirn gerunzelt und vermutet, dass diese Vision von der Konkurrenz geschickt worden war. Man wolle sie nur aus dem Konzept bringen. Aber Melchior hatte die Angst gepackt. Ihm machte es immer zu schaffen, wenn die Aufträge ausblieben. Balthasar und Caspar hingegen freuten sich auf den Urlaub. Dennoch waren sie ihrem Freund in die Ferne gefolgt. Alleine wäre er aufgeschmissen gewesen. (Und vor lauter Angst nach wenigen Stunden zurückgekehrt).
„Moment…“, Balthasar sprang von seinem Esel, klappte eine Tasche auf, holte ein paar Holzstäbe heraus und warf sie auf den Wüstenboden. Ein heilloses Durcheinander entstand und der Seher begann zu überlegen.
„Du warst noch nie gut in Mikado“, stellte Melchior fest.
„Wir haben uns verlaufen“, meinte Caspar, der sich schwerfällig von dem Rücken seines Tieres bewegte.

„Und was schlägst du jetzt vor?“, fragte Melchior, der nervös von einem zum anderen blickte.
„Wir machen jetzt erst einmal Pause und essen etwas von unserem Proviant“, erklärte Caspar.
„Dir war gerade eben noch schlecht. Meinst du wirklich, das ist jetzt so eine gute Idee?“, fragte Melchior besorgt. Immerhin hatte er schon das ein oder andere Malheur erlebt. Aber Caspar mochte nun einmal gutes Essen.
„Ich brauche Kraft für diese lange Reise“, verteidigte sich dieser, grub in seiner Tasche und zog ein Stück Brot hervor, in das er herzhaft hineinbiss.
Während Balthasar immer noch konzentriert auf den Haufen Hölzer starrte, hellte sich sein Blick plötzlich auf.
Einige Tage oder Wochen später – Melchior hatte auch die Uhr vergessen
„Da ist endlich dieser verfluchte Stall“, murmelte Balthasar. Mittlerweile war es Nacht geworden. Das Objekt stand mitten in der Weltgeschichte herum. Beleuchtet von dem Stern. Balthasar sprang von seinem Esel herunter, rannte zur Tür und brach sie auf: „Auftrag erfüllt.“

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